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Jura

Kleiner Moorsee mit grosser Wirkung

Auf der Strecke von Saignelégier nach Tramelan liegt in einer Hochmoorzone der Étang de la Gruère. Er hat nicht nur eine grosse Wirkung auf seine Besucher, sondern auch auf die Erhaltung von tausenden Pflanzenarten.

Der Étang de la Gruère kann auf einem offiziellen Weg direkt am Ufer erkundet werden. Auch durch das Hochmoor, das den Teich umgibt, führen kleine Pfade. Bilder: Lou Gfeller
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Lou Gfeller

Noch ein paar Schritte, und der Moorsee ist zwischen den Bäumen zu sehen. Seine tiefblaue Farbe, die im Kontrast zum angrenzenden Schilf und den dunkelgrünen Bäumen steht, versetzt in Staunen. Sein Anblick erinnert an eine Landschaft aus dem Norden und scheint so gar nicht typisch für die Juralandschaft zu sein, durch die die bisherige Strecke geführt hat.

 

Wachsames Auge ist gefragt
Die Strecke startet nach einer bereits eindrücklichen Zugfahrt in Saignelégier und führt schnell aus dem Dorf hinaus. Erst der dritte Wegweiser weist auf den Étang de la Gruère hin, bis dahin wird den Schildern nach Tramelan gefolgt. Die ersten fünfzehn Minuten läuft man auf Asphalt. Wenig später ist der Weg aber nicht mehr als ein Pfad, der über Felder führt. Zwischen den kleinen Erhebungen und wilden Pflanzen ist es nicht immer ganz einfach, einen eindeutigen Weg zu finden. Mit etwas Weitblick und einem wachsamen Auge für die gelben Wandermarkierungen stellt dies aber kein grösseres Problem dar. Nachdem die Felder überquert sind, geht es auf einem flachen Feldweg an einem Bauernhof vorbei. Weidende Kuhherden und Hühner auf dem Weg leisten auf diesem Streckenabschnitt Gesellschaft.

Bei Sous la Neuvevie führt der Weg kurz einer geteerten Strasse entlang und eine kleine Steigung ist zu überwinden. Danach geht es zwischen ein paar Häusern gleich wieder runter und man überquert die Hauptstrasse.

Ein Metalltor ist der Eingang zum Naturschutzgebiet des Étang de la Gruère. Ein von Hand beschriftetes Holzschild weist auf den Teich hin. Die Waldweiden sind nun Ackerland gewichen. Das Gebiet ist mit seiner Landschaft eines der beeindruckendsten der Region. Einzelne Steinmauern, Hecken, Bäume und Wäldchen sind Überreste der ursprünglichen Plätze, die für die einheimischen Tiere und Pflanzen von grosser Bedeutung sind. Die Wandermarkierungen weisen in diesem Gebiet zuverlässig den Weg.

Etwas später sind bereits Autos zu hören, die auf dem Parkplatz des Moorsees parkieren oder wegfahren. Hier wird die Funktion des Teichs als touristische Attraktion offensichtlich.

Der letzte Wegweiser, der fünf Minuten vom Weiher entfernt ist, führt an sein Ufer. Dort, wo das Gelände zu weich ist, um darauf zu gehen, besteht der Weg aus einem erhöhten Holzsteg. Ansonsten läuft man auf Naturboden. Da der Weg um den Weiher nicht hohe physische Ansprüche an seine Besucher stellt, sind Fussgänger in jedem Alter anzutreffen. Einzelne Leute mit Kinderwagen versuchen, sich auf dem schmalen Pfad an den anderen Besuchern vorbeizuschlängeln, was aber eine Herausforderung zu sein scheint. Für eine kleine Pause bieten sich die Holzstege als Sitzgelegenheit an. Wenn man auf den uneingeschränkten Blick auf den Moorsee verzichten kann, sind Baumstämme etwas weiter weg vom Ufer eine gute Möglichkeit. Hier führt ein zweiter kleiner Weg zwischen den Bäumen und teilweise durch das Hochmoor hindurch.

An einem sonnigen Plätzchen direkt am Ufer hat es sich ein Entenpaar gemütlich gemacht. «Die waren das letzte Mal auch schon hier», hört man jemanden sagen. Das bestätigt: Wer einmal hier war, wird wiederkommen. Der Moorsee ist nicht nur wunderschön und lässt Besucher staunen, er ist auch wertvoll für tausende Pflanzenarten wie Torfmoose, die aus der letzten Eiszeit stammen.

 

Der Lebensraum ist bedroht
Durch das Zurückziehen der Gletscher vor zirka 130'000 Jahren blieben wasserundurchlässige Gesteinsschichten zurück. Dadurch wurde das Wachstum von Torfmoosen und somit die Torfbildung unterstützt, infolgedessen entstand auf einer Fläche von fast 85 Hektaren ein Hochmoor. Im 17. Jahrhundert wurde an der tiefsten Stelle des Moors ein Moorsee für die Gewinnung von Wasserkraft angelegt und der Wasserzufluss durch Entwässerungsgräben quer durchs Moor gewährleistet.

Mittlerweile hat der Teich seine Funktion als Wasserspeicher verloren. Das Hochmoor trocknet wegen der immer noch vorhandenen Entwässerungsgräben weiter aus und der Lebensraum droht deswegen zerstört zu werden. Um dies zu verhindern, werden momentan Restaurationsmassnahmen durchgeführt. Der Weg östlich des Weihers ist wegen der Arbeiten vorübergehend gesperrt. Wenn wieder Wasser durch den Torfboden fliesst, kann sich das Moor selbst regenerieren und der Lebensraum weiter bestehen.

Die Strecke vom Étang de la Gruère bis nach La Chaux-de-Tramelan gestaltet sich nicht ganz so einfach wie der bisherige Weg. Dies vor allem wegen der mangelnden Kennzeichnung der Route. Nach dem Überqueren der Hauptstrasse geht es kurz steil in den Wald hinein. Danach ist es von Vorteil, wenn man sich an die Karte hält und sich immer im Klaren darüber ist, dass man mehr oder weniger gerade durch das Waldstück durchlaufen muss. Auf der anderen Seite geht es wieder über Wiesen hinab auf einen Feldweg.

Für den letzten Abschnitt bis zum Bahnhof in Tramelan ist jetzt noch mit einer Stunde zu rechnen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Beschilderung wieder einwandfrei. Es gibt zum Schluss noch ein paar wenige Höhenmeter über La Préparotte zu überwinden. Im Anschluss geht es nur noch bergab bis nach Tramelan, immer weiter weg vom Blau inmitten des Grüns.


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Tipps zur Tour

- Dauer: zirka 2 Stunden und 45 Minuten

- Streckenlänge: zirka 11 Kilometer

- Schwierigkeit: T1. Der Weg ist leicht, nur wenige Höhenmeter. Trotzdem ist der Weg eher nicht für Kinderwagen geeignet.

- Ausrüstung: Trekkingschuhe

- Einkehren: In Saignelégier, Restaurant zur Krone, (gerade beim Étang de la Gruère), Tramelan.

- ÖV: Anreise mit dem Zug über Tavannes und Le Noirmont nach Saignelégier (1h16). Rückkehr mit dem Zug von Tramelan ebenfalls über Tavannes zurück nach Biel (44 Minuten). lou

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