Kochen mit Herz und Leidenschaft

Peter Samuel Jaggi

Schon am frühen Morgen blubbern und dampfen Rindsgulasch und Geschnetzeltes in der Grossküche von Luginbühls Catering vor sich hin. Die Firma am Ortsausgang von Aegerten beliefert zweimal pro Woche rund 350 hungrige Kundinnen und Kunden im Seeland mit wöchentlich gegen 1500 Mahlzeiten, hergestellt aus frischen Schweizer Produkten. Der gelernte Koch und Firmenleiter Reto Luginbühl hilft gelegentlich wie auch heute in der Küche aus, in der einen Hand das Handy am Ohr, mit der anderen rührt er mit der überdimensionalen Kelle im Kochtopf, der so gross ist wie eine Badewanne. Er habe Kondition, schliesslich sei er Mitglied im Ruderclub. Die Mahlzeiten werden nach der Produktion umgehend gekühlt und einmal pro Woche in einem aus hygienischen Gründen durch Schleusen vom übrigen Bereich getrennten Raum vom Team in Kunststoffschalen abgefüllt, vakuumiert und etikettiert. Die Schalen können zurückgegeben werden und werden bei der Recyclingfirma Sortec in Aarberg entsorgt.

Luginbühls Catering beliefert Privatpersonen, aber auch Schulen, Kitas sowie kleine und grosse Firmen. Ausgeliefert werden die Mahlzeiten, die nur kurz im Backofen aufgewärmt werden müssen, von einem fünfköpfigen Team. Heidi Hari beliefert heute bis Mittag rund 50 Gäste, wie Reto Luginbühl sie nennt. Für viele sind die Auslieferinnen der wichtigste soziale Kontakt unter der Woche. Ab und zu liegt sogar ein gemeinsamer Kaffee drin. Heidi Hari ist heute einer Kundin beim Ausfüllen des Bestellblatts behilflich, welches zweimal pro Woche verteilt wird. Oder es wird auch schon mal der Brief eines Kunden auf die Post gebracht.

Auf den Bestellblättern gibt es zu jedem Menu einen QR-Code, über den eine Audiodatei aufrufbar ist. Wer darauf klickt, wird von Reto Luginbühl persönlich über die jeweiligen Zutaten und das Haltbarkeitsdatum informiert. Luginbühl möchte dieses Angebot noch ausbauen. Für ihn hat essen nicht nur mit Geschmack, sondern auch mit Herz und Kopf zu tun. Ihm schwebt vor, seine Gäste künftig über diese kleinen «Podcasts» auf eine virtuelle kulinarische Reise mitzunehmen. Der innovative «Gastronaut», wie er sich nennt, sieht die Zukunft seiner Firma eher in diesem Bereich als im Catering. Das Marktpotenzial ist nicht nur in Zeiten von Corona gross. Ihm gefällt das soziale Umfeld, und es sei auch nicht schlimm, mal an einem Samstagabend oder Sonntag frei zu haben, sagt er augenzwinkernd.