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Twann-Tüscherz

Komitee lanciert Gemeindeinitiative gegen den Twanntunnel

Eine Gesamtlösung statt ein Planungsgewurstel wie der Twanntunnel: Das schwebt dem Komitee «N5 Bielersee – so nicht» vor. Doch erst müssen rechtliche Fragen geklärt werden.

Grafik: Tiefbauamt Kanton Bern

von Brigitte Jeckelmann
Das Komitee «N5 Bielersee – so nicht» hat gestern eine Gemeindeinitiative gegen den Twanntunnel lanciert. Damit will es die Behörden verpflichten, sich für eine regionale Gesamtplanung sowie eine sofortige Verbesserung der Verkehrssituation am linken Bielerseeufer einzusetzen. Vorstandspräsident Christian Brügger präzisiert die geforderten Massnahmen: ein durchgehendes Tempolimit von 60 Stundenkilometern zwischen Biel und Twann sowie ein Transitverbot für den Schwerverkehr. Im Zentrum steht jedoch der Auftrag an den Gemeinderat, sich für eine regionale Lösung des Verkehrsproblems einzusetzen. Konkret meint das Komitee damit, dass sich Twann-Tüscherz als Mitglied der Organisation «Espace Biel-Bienne.Nidau» für die Anliegen der Bevölkerung einsetzen soll. Die Organisation hat sich nach dem Ende des Westasts in Biel gebildet, um zukunftsfähige Lösungen für den Verkehr zu erarbeiten.
Für das N5-Komitee ist der Twanntunnel jedenfalls keine gute Lösung. Nur wenige würden vom Bau profitieren können, sagt Brügger. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Wingreis, Tüscherz, Alfermée und vom Strandweg würden weiterhin unter dem Strassenlärm leiden und es würde an einer jahrzehntealten Fehlplanung weitergebaut.


Kosten: 227 Millionen
Der Twanntunnel, den der Bundesrat bewilligt hat, ist seit den 90er-Jahren in Planung. Nach diversen Überarbeitungen lag das bereinigte Ausführungsprojekt 30 Tage lang bis Ende November vor zwei Jahren öffentlich auf. Auf der Projektwebsite sind Kosten von insgesamt 227 Millionen Franken und eine Bauzeit von rund zehn Jahren veranschlagt. Es hagelte Einsprachen. Von rund 80 blieben 50 übrig, die noch hängig sind. Christian Brügger bezeichnet den Twanntunnel als «ein Planungsgewurstel». Damals wurde die Strasse entlang des linken Bielerseeufers gebaut, die Wingreis, Tüscherz und Alfermee richtiggehend zerschnitten hat. Brügger: «Heute sind sich alle einig, dass das eine krasse Fehlplanung war.» Der Twanntunnel sollte der lärmgeplagten Bevölkerung Entlastung bringen. Doch kurzfristig sei das Gegenteil der Fall: Eine zehnjährige Bauzeit würde die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Zudem würde die Reblandschaft verschandelt, bewohnte Häuser zerstört und das Lärmproblem würde für Tüscherz und Alfermée bestehen bleiben. Langfristig gebe es zudem bessere Lösungen als ein Tunnelportal vor einem bewohnten Weiler.
Schon zuvor hatte das Komitee mit einer Petition beim Bundesstrassenverkehrsamt versucht, sich gegen den Tunnel zu wehren. «Doch die Antwort war total unbefriedigend», sagt Brügger. Nun erhoffe man sich von der Gemeinde Unterstützung. Mit der Initiative will das Komitee erreichen, dass das Volk an der Gemeindeversammlung darüber abstimmen kann, ob sich Twann-Tüscherz beim Bund «vehement für eine bessere langfristige Verkehrslösung einsetzen soll».


Eine Frage der Kompetenz
Die Forderungen des Komitees sind aus Sicht von Margrit Bohnenblust, der Gemeindepräsidentin von Twann-Tüscherz, für die Gemeinde kaum umsetzbar. Ein Tempolimit und ein Verbot des Schwerverkehrs würden in der Kompetenz des Bundesamts für Verkehr liegen, da habe die Gemeinde nichts zu sagen.
Zudem ist für sie nicht klar, ob die Initiative gemäss Organisationsreglement der Gemeinde das richtige Mittel dazu sei, um die dritte Forderung an die Gemeindeversammlung zu bringen, was die Mitgliedschaft bei «Espace Biel-Bienne.Nidau» betrifft. Womöglich liege das nicht in der Kompetenz der Gemeindeversammlung. Derzeit lasse sie diese Frage vom Rechtsdienst klären. Magrit Bohnenblust betont aber, dass für den Gemeinderat eine umfassende Lösung schon immer im Vordergrund stand. Unter all den hängigen Einsprachen gegen das Ostportal des Twanntunnels sei auch eine von der Gemeinde. Diese betreffe den Installationsplatz für die Baustelle. Man sei bestrebt, diesen so klein wie möglich zu halten, sagt sie. Die Gemeinde habe ein Gespräch mit dem zuständigen Amt von Bund oder Kanton verlangt. Doch derzeit warte man noch immer auf eine Einladung.
In der Dialogruppe Westast  sei die Gemeinde  als Behördendelegation Mitglied gewesen, weil beim Westportal Vingelz auch Twann-Tüscherz betroffen gewesen wäre. Doch nachdem der Westast ganz gestrichen wurde, sei man nicht mehr direkt betroffen. Sie habe aber gegenüber Vertretern von «Espace Biel-Bienne.Nidau» signalisiert, mitreden zu wollen, falls der Juratunnel zwischen Bözingen und Biel  wieder ins Gespräch kommen sollte. Für Margrit Bohnenblust wäre dieser die beste Lösung: «Dann würde der Transit-Verkehr an Twann-Tüscherz vorbei im Hang verschwinden.»

Stichwörter: Twann, Tunnel, Bielersee

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