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Lyss

Legislaturziel nicht erreicht

Schon lange fordern Lysser Parlamentarier eine bessere Vertretung des Sports in der Gemeinde. Nun macht der Gemeinderat den ersten nötigen Schritt.

Der Sport ist in Lyss der Kultur nicht gleichgestellt. Symboldbild eines Spiels des SV Lyss gegen den FC Biel: Tanja Lander

von Andrea Butorin


Im Vergleich zur Kultur, die in der Abteilung Bildung und Kultur verankert ist, fristet der Sport in Lyss ein politisches Mauerblümchendasein. 62 Sportvereine gibt es in Lyss und Busswil, aber kein Sportamt, sondern lediglich eine Fachgruppe Sport und Freizeit, die viermal im Jahr zusammenkommt und die dringendsten Probleme diskutiert.
Hat ein Verein heute ein Anliegen, so ist nicht immer klar, welche Abteilung dafür zuständig ist. Das bestätigt Jürg Michel, Gemeinderat Sicherheit und Liegenschaften (SVP): «Es kommt in einzelnen Fällen vor, dass sich ein Verein an die Abteilung Bildung und Kultur wendet, diese ihn aber an Sicherheit und Liegenschaften verweist und letztlich die Abteilung Bau und Planung zuständig ist.»
 

Mit Motion nachgedoppelt
Die Vertreter der Sportvereine im Lysser Parlament hoffen deshalb schon lange auf die Gründung eines Sportamts. Im November 2014 genehmigte das Parlament die Richtlinien 2014 bis 2017, darin enthalten ist das nicht näher definierte Ziel, den Sport in der Behördenstruktur zu verankern.
Im Mai des letzten Jahres fragte Hans Ammeter (SP), Parlamentarier und Mitglied der Fachgruppe Sport und Freizeit, im Grossen Gemeinderat (GGR), wie der Stand der Dinge in dieser Frage sei. Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP) verwies bei seiner Antwort auf die Legislaturziele. Spätestens Ende des nächsten Jahres werde das Thema Sport im Organigramm enthalten sein. «Ich versichere, dass dies auch so sein wird», sagte Hegg.
Ein Jahr nach Hans Ammeters einfacher Anfrage doppelte die FDP mit einer Motion nach. «Der Sport soll wie die Kultur in der Behördenstruktur verankert werden», heisst es darin, und zwar mittels Gründung einer Fachstelle Sport. Zudem soll eine Sportkommission mit Entscheidbefugnis installiert werden, sodass im Anschluss die bestehende Fachgruppe Sport und Freizeit aufgelöst werden könne.

«Wir warten seit vier Jahren»
An der letzten GGR-Sitzung im November machte Daniel Stähli (FDP) seiner Enttäuschung darüber Luft, dass das Legislaturziel immer noch nicht umgesetzt ist. «Die Fraktion FDP wartet seit bald vier Jahren auf dieses Geschäft.» Er habe vernommen, dass das Geschäft auch an der letzten Sitzung des GGR und der aktuellen Legislatur, die am Montag stattfindet, nicht vorgelegt werde, was er bedaure. Jürg Michel entschuldigte sich für den «massiven Verzug» und versprach, das Geschäft voranzubringen.
Am Montag nun, an der letzten GGR-Sitzung dieses Jahres und der aktuellen Legislatur, kommt die Antwort des Gemeinderats auf die FDP-Motion ins Parlament. Der Gemeinderat empfiehlt, die Motion als erheblich zu erklären. Der Gemeinderat will eine Fachstelle Sport mit entsprechenden Stellenprozenten schaffen, die in die Abteilung Sicherheit und Liegenschaften integriert werden soll. Jürg Michel spricht von «20 bis 40 Stellenprozenten». Im Frühling werde diesbezüglich ein Geschäft im Parlament vorgelegt. Details könne er deshalb noch keine nennen. Aber es sei ihm ein Anliegen, dass in der Fachstelle Sport alle Vereine vertreten werden.
Eine Sportkommission mit Entscheidbefugnis zu bilden sei aus Sicht des Gemeinderats allerdings «nicht sinnvoll». Die heutige Struktur sei zur Erreichung der Ziele geeigneter.
 

Gespannt auf die Umsetzung
«Wir sind der Meinung, dass der Gemeinderat, respektive die verantwortliche Abteilung, dieses Geschäft verschlafen hat», sagt Daniel Stähli. Mit der Umbenennung der Abteilung und der Schaffung einer Stelle für einen Sportkoordinator sei dem Sport noch kein Gesicht gegeben. Alle Player müssten miteinbezogen werden, sowohl die politischen Parteien als auch die Sportvereine. Die Aufgaben eines Koordinators müssten ebenso festgelegt werden wie Aufgaben und Kompetenzen der Kommission. «Dann kann auch entschieden werden, ob es bei einer Fachgruppe bleibt oder ob eine politische Kommission sinnvoller ist.» Die FDP sei gespannt auf die Umsetzung der Motion und werde falls nötig reagieren.
Hans Ammeter äussert sich im ähnlichen Mass verhalten positiv und kritisch zugleich über die Antwort des Gemeinderats. Er unterstützt die Anliegen der Freisinnigen, weil die bestehende Fachgruppe Sport «weder über Entscheidungsbefugnis noch über ein Budget verfügt».


Info:Die letzte GGR-Sitzung dieses Jahres findet ausnahmsweise bereits um 18 Uhr im Saal des Hotel Weisses Kreuz in Lyss statt. Die Sitzung ist öffentlich.

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Stichwörter: Lyss, GGR, Sport

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