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Schüpfen

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Der Barryhof auf dem Schüpberg wurde von Volg zum ersten Erlebnishof im Seeland gewählt. Dort sollen sich die Besucher mit all dem auseinandersetzen, was später auf ihren Tellern landet.

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Hannah Frei

Hier steht ein Rinder-Steak mit Haut und Haar. Dort wälzt sich das Schweinerippchen im Schlamm mit Borsten. Und die Bernhardiner-Hündin liegt im Schatten vor dem Bauernhaus. Sie würde aber nie auf dem Teller landen, sagen der Kopf und das Herz. Sie heisst «Baronesse», ist neun Jahre alt und gehört zur Familie. Hunde isst man nicht – mehr. Dieses Gefühl erhält man jedenfalls sofort, wenn man den Barryhof oben am Schüpberg besucht.

Seit dem 18. Jahrhundert wird dieser von der Familie Schlup betrieben, heute sind es Martin Schlup, der für die SVP im Grossen Rat sitzt, mit seiner Partnerin Monika Flükiger, seinem Sohn Christian und dessen Partnerin Sandra Bühler. Der Raps beginnt gerade zu blühen, der Winterweizen ist bereits verpackt, die Angus- und Limousin-Rinder grasen auf der Weide, «Baronesse» bellt nur leise. Doch sind es ernste Fragen, die einem beim Besuch auf dem Hof beschäftigen: Woher stammt eigentlich mein Essen? Wie lange lebt eine Sau, bevor sie in Stücke zerteilt wird? Weshalb fliesst Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser? Und ist Rapsöl überhaupt gesund?

Auf all diese Fragen gibt Landwirt Martin Schlup gerne Antwort. Aber auf dem Hof findet man auch Antworten, wenn Schlups nicht zuhause sind. Beim Hühnergehege, der Rinderweide oder am Rande des Kartoffelfelds steht auf einem Schild, was es bei der Zucht der Tiere und der Herstellung der Produkte zu beachten gilt. Dass der Barryhof aufgrund der vielfältigen Bewirtschaftung die Menschen bei einem Besuch zum Nachdenken anregen kann, hat auch der Lebensmittelhändler Volg bemerkt. Und so kam es, dass der Hof der Generationengemeinschaft Schlup zum ersten Erlebnishof im Seeland gewählt wurde. Damit ist er der fünfte Erlebnishof der Aktion «Naturena» der Volg Konsumwaren AG in der Schweiz.

Kluft zwischen Stadt und Land
Das Ziel der Aktion ist, Schweizer Produkte und deren Herkunft den Konsumenten näher zu bringen, wie Ferdinand Hirsig, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Volg Konsumwaren, an der Eröffnungsfeier am Mittwoch auf dem Schüpberg sagte. Die Erlebniswelten «Naturena» umfassen jedoch nicht nur die Höfe, sondern auch einen Sinnespfad mit acht interaktiven Stationen und ein Naturprojekt, jeweils auf die Region zugeschnitten. «In einer digitalen Welt wollen wir das Analoge ansprechen», so Hirsig. Und dazu sei der Barryhof in Schüpfen optimal. Denn dort gibt es Obstbäume, Getreidefelder und Tiere aller Art. So fragte Volg die Generationengemeinschaft Schlup an, sich zu bewerben. Und im Frühjahr 2018 kam dann die Zusage. «Wir wollen den Menschen zeigen, wie ihr Essen entsteht und wie viel dahintersteckt», sagt Martin Schlup. Er sieht das Projekt auch als eine Form der Aufklärungsarbeit: Zwischen Konsumenten und ihrem Essen soll wieder mehr Nähe entstehen, um dadurch den Umgang mit Nahrung in einer vom Überfluss bestimmten Gesellschaft wieder bewusster zu gestalten. Schlup findet, dass die Kluft zwischen Stadt und Land auch heute noch spürbar ist. Denn oft würden die Sorgen der Bauern von den Städtern nicht wahrgenommen. Deshalb ist es für ihn umso wichtiger, aufzuzeigen, was es für die Produktion regionaler Produkte alles braucht.

Die Kluft zwischen Stadt und Land erleben auch so mache Besucherinnen und Besucher bei der Eröffnungsfeier. Denn beim Fleisch wird die Herkunft von den Konsumenten gerne verdrängt. Auf dem Erlebnishof taten sich die Besucher hingegen besonders beim Anblick der kleinen rosa Schweinchen schwer, sich diese auf dem Teller vorzustellen. Mit einem Gewicht von 25 Kilogramm kommen sie auf den Hof, werden dann gemästet und landen vier Monate später beim Schlachter, erklärte Schlup. Die Besucher hielten einen kurzen Moment inne. Genau diese Momente soll der Erlebnishof bieten.

Den Hof erleben heisst hier also nicht etwa Ponyreiten oder Schweinefüttern. Das versprochene Erlebnis besteht in erster Linie darin, dass der ganze Hof rund um die Uhr begutachtet werden kann, ausgenommen das grosse Wohnhaus, wo Martin Schlup mit seiner Familie lebt. Und im neu renovierten Ofenhaus werden von Volg zudem regelmässig Veranstaltungen wie Jass- oder Basteltage organisiert. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Kinder den hofeigenen Spielplatz benutzen dürfen.

Dies ist sicherlich längst nicht auf allen Höfen möglich. Doch gibt es im Seeland einige Bauernhöfe, die man inspizieren kann, obwohl sie nicht das Volg-Label «Erlebnishof» tragen, beispielsweise der Biobauernhof Falbringen in Biel.

Bio wird auf dem Barryhof in Schüpfen nicht produziert. Doch tragen die Produkte das Label IP-Suisse. Das heisst unter anderem, dass sie weitgehend ohne Einsatz von Pestiziden hergestellt und die Tiere artgerecht mit viel Auslauf und gesundem Futter aufgezogen werden. Die Angus- und Limousin-Rinder gelangen als Natura-Beef zum Konsumenten. Die Kälber werden folglich nicht direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, sondern leben in Mutterkuhhaltung.

Ernährungssicherheit vor Bio
Ganz ohne Pflanzenschutzmittel will Schlup nicht produzieren. Beim Rundgang an der Eröffnungsfeier weist er darauf hin, dass die Schweizer Bauern ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zirka 30 Prozent des Ertrags einbüssen müssten. Und dies würde hingegen den Import von Lebensmitteln fördern. Das wäre weder in Schlups Sinne, noch würde es der Haltung von Volg entsprechen.

Regional, nachhaltig und nahe beim Konsumenten – das sind Aspekte, die für Martin Schlup und seine Familie ohnehin im Mittelpunkt stehen, wie er sagt. So habe die Familie nicht lange überlegen müssen, ob sie sich als Erlebnishof bewerben wolle. «Zudem sind wir Besucher auf dem Hof gewohnt», sagt Schlup. Denn die Familie bietet seit nunmehr 27 Jahren den 1.-August-Brunch an. Die Entscheidung, aus dem Hof einen Erlebnishof zu machen, hat Martin Schlup gemeinsam mit seiner Partnerin Monika Flükiger, seinem Sohn und seinen Töchtern gefällt, einstimmig. Und das ist in einem Mehrgenerationenhaus immer von Vorteil, so Schlup. Zurzeit wohnt Martin Schlup gemeinsam mit seiner Partnerin und seiner ältesten Tochter und ihrer Familie auf dem Hof. Sohn Christian ist längst ausgezogen.

Durch das Label «Erlebnishof» hat sich auf dem Barryhof folglich kaum etwas verändert. Im letzten Sommer hat die Familie Schlup lediglich einen Gartenzaun zwischen den Gebäuden errichtet, damit sich Hündin «Baronesse» frei bewegen kann. Dies wurde laut Schlup von Volg finanziell unterstützt. Schliesslich seien die Zäune notwendig, um den Hof für Besucher besser zugänglich und gleichzeitig sicherer zu machen. Zudem haben Schlups das ohnehin sanierungsbedürftige Ofenhauses umgebaut und im Erdgeschoss einen Hofladen eingerichtet.

Ob es gelingen wird, durch den Erlebnishof auch langfristig eine Nähe zwischen den Konsumenten und dem Produkt zu schaffen? Klar ist jedenfalls, dass die Erlebniswelten von Volg auf Interesse stossen. Jährlich zählen sie schweizweit um die 44 000 Gäste. Und mit dem neuen Erlebnishof in Schüpfen wird die Zahl in diesem Jahr sicherlich noch steigen.

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