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Lyss will in die Höhe wachsen

Die Gemeinde rechnet in den kommenden 15 Jahren mit 2000 zusätzlichen Einwohnern. Ihr Ziel: Keinen einzigen zusätzlichen Quadratmeter Land einzonen.

Symbolbild: bt/a

Es gibt zwei Arten von Städten. Aarberg etwa wurde nach historischen Ereignissen zu einer Stadt. Ein burgundischer Graf gründete im 13. Jahrhundert die Stadt, ein Schlösschen zeugt heute noch vom städtischen Charakter.

Und dann gibt es Gemeinden wie Lyss: Sie wachsen und wachsen, knacken die Grenze von 10 000 Einwohnern, und irgendwann fragen sich die Bewohner: Wohnen wir noch in einem Dorf oder schon in einer Stadt?

Lyss stellt sich diese Frage immer wieder. Das Label der Energiestadt und die Einwohnerzahlen sagen: Stadt. Die Leute auf der Strasse sagen: Ich gehe noch kurz ins Dorf. Der Richtplan, den die Verantwortlichen gestern vorstellten, wird den Charakter von Lyss weiter verändern. Anstelle eines Grafen legt in Lyss ein Richtplan den Grundstein zur Stadtwerdung.

 

Das Zauberwort heisst Verdichtung

Was klar ist: Die Gemeinde wächst rasant. Erst kurz vor der Jahrtausendwende knackte Lyss die 10 000er-Marke. Heute wohnen hier bereits 15 400 Leute. Und bis ins Jahr 2035 rechnen die Gemeindeverantwortlichen mit rund 17 500 Einwohnern. Der Richtplan des Städtezentrums zeigt, wo diese Leute wohnen sollen. Laut Gemeinderat Rolf Christen (BDP), der das Ressort Bau und Planung innehat, gibt es dafür nur eine Lösung. Dafür brauche es aber auch etwas Mut: «Wir müssen nach oben wachsen.» Den zusätzlichen 2000 Einwohnern in Lyss eine Heimat zu bieten, sei möglich, ohne einen einzigen Quadratmeter zusätzliches Land einzuzonen. Das Zauberwort heisst: Verdichtung.

 

Fünf Hochhäuser im Richtplan

Der Richtplan sieht vor, dass fünf Hochhäuser gebaut werden können. Das höchste Gebäude soll direkt beim Bahnhof zu stehen kommen und hat eine Maximalhöhe von 50 Metern festgeschrieben. Die restlichen Hochhäuser sollen zwischen 40 und 45 Meter hoch werden.

Weiter redeten die Verantwortlichen von «höheren» Häusern, die an acht Standorten möglich sind und eine Höhe von maximal 30 Metern erreichen dürfen.

Ruedi Frey, der die Abteilung Bau und Planung leitet, sagte, dass damit die offene Bauweise beibehalten werden solle. «Die Gebäude sollen nicht näher zusammenrücken, sondern an ausgewählten Plätzen in die Höhe wachsen.» So wollen die Städteplaner gewährleisten, dass keine Grünflächen eingebüsst werden. Besonders das Gebiet entlang des Lyssbachs soll weiter aufgewertet werden und zu einem Erholungszentrum werden. Weiter könnte die Grünfläche bei der Kaserne, die heute als Reitplatz genutzt wird, zu einem Städtepark umgewandelt werden.

 

Viele Interessenten

Wie der Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP) nach der Präsentation ausführte, gibt es mehrere Interessenten, die loslegen wollen: «Verschiedene Projekte sind bereits am Dampfen.» Die Grundeigentümer seien informiert über die Absichten der Gemeinde. Diese verpflichte aber niemanden, jetzt sofort loszulegen. Im Gegenteil: Man wolle den Grundeigentümern aufzeigen, was auf ihren Parzellen alles machbar sei.

Bereits seit mehreren Jahren spielen die Lysser Politiker mit dem Gedanken, ein Hochhaus zu ermöglichen. Beim Seeland Center sollte ursprünglich eines von bis zu 60 Metern entstehen. Als frühester Baubeginn wurde damals das Jahr 2019 genannt. Dieses Projekt wird durch den Richtplan nun redimensioniert, das Hochhaus muss schrumpfen. «Wir waren nicht gerade blauäugig, aber wir hatten die Auswirkungen des Hochhauses zu wenig abgeschätzt», sagte Ruedi Frey. Mit dem Richtplan habe die Gemeinde nun die Grundlage für weitere Projekte geschaffen.

Der Richtplan liegt zur öffentlichen Mitwirkung auf. Die Bevölkerung ist dazu eingeladen, bis Ende Januar ihre Meinung einzubringen. Mathias Gottet

Info: Am 2. Dezember um 19 Uhr findet im Hotel Kreuz eine Infoveranstaltung statt.

Stichwörter: Lyss, Seeland, Stadt, Dorf

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