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Bildung

Lysserin unterrichtet im Land der Azteken

Schweizer Schulen gibt es auch im Ausland, etwa in Mexiko: Eine junge Lehrerin aus Lyss schildert ihre Eindrücke. Sie sagt, Körperkontakt, Tanz und Wärme spielten im lateinamerikanischen Land eine wichtige Rolle.

Die Sekundarlehrerin Leandra Hautle hat mit ihren mexikanischen Schülern das Cern in Genf besucht. Copyright/Peter Samuel Jaggi

von Pascal Käser


Gross, temperamentvoll und aufgeschlossen. So könnte man die gebürtige Lysserin beschreiben, die in Mexiko Schüler an einer Schweizer Privatschule unterrichtet: Leandra Hautle hat in Luzern studiert und war danach als Sekundarlehrerin tätig. Sie beherrscht vier Sprachen und hat sogar zeitweilig einen Kurs für Gebärdensprache besucht. Trotz dem Kontakt mit verschiedensten Kulturen: In ihrer Familie hat niemand ausländische Wurzeln. «Wir reisen jedoch alle gerne», sagt sie. Sie wollte immer schon im Ausland leben.
Vor ihrer Auswanderung nach Mexiko war Hautle bereits einmal dort. Das Land hat sie fasziniert. Erste Erfahrungen als Lehrerin konnte sie in der Schweiz bereits sammeln: «Ich habe als Stellvertretung alle Arten von Klassen unterrichtet. Von Kleinklassen bis zu Vorklassen des Gymnasiums.»

 

Die Wärme fehlt
Durch die verschiedenen Mentalitäten der beiden Länder sei sie anfänglich ein bisschen überfordert gewesen. «In Mexiko darf man die Schüler umarmen. Bei uns wäre das unvorstellbar», sagt die 30-Jährige, die seit vier Jahren in Mexiko lebt. Zudem sei es üblich, einen Kuss auf die Backe zu geben, um sich zu verabschieden. Einmal sei eine Schülerin auf sie zugekommen und habe sie umarmt. Als Hautle die Schülerin fragte, warum sie das täte, reagierte diese gelassen: «Einfach so.»
Die Lockerheit im Umgang zeigt sich auch mit den Eltern. Mit diesen ist man «per du». Das Verhältnis sei deswegen nicht weniger professionell. «Diese Wärme fehlt hier in der Schweiz ein bisschen», sagt Hautle. Abseits des schulischen Alltags spielen Feste eine wichtige Rolle. Die Mexikaner könnten sehr gut tanzen. «Man muss es fast lernen. Sich davor zu drücken geht nicht», fügt sie schmunzelnd hinzu. Ihre Stärken sieht sie dagegen anderweitig: Sie unterrichtet Mathematik und Physik. Dabei setzt die Lysserin auf viele Experimente.

 

Besuch des Cern
Erst an der pädagogischen Hochschule entdeckte sie ihr Interesse an den beiden Fächern. Dort wurde ihr auch gezeigt, wie man den Unterricht spannend und abwechslungsreich gestaltet. So ergab sich das diesjährige Lager, bei dem Hautle zusammen mit ihren mexikanischen Schülern das Cern in Genf besuchte.

Ein Lehrer der Schule hatte bereits einmal ein solches Lager organisiert und dieses Mal wurde sie angefragt, ob sie nicht auch dabei sein möchte. Dies führte zu einer aufwendigen Planung der Reise, die bereits ein Jahr im Voraus organisiert werden musste. Die Freude, ihre Heimat besuchen zu dürfen, ist ihr beim Besuch in Biel anzusehen.

 

Falscher Ferienzeitpunkt
Ähnlich dürfte es ihren Eltern ergehen: «Meine Eltern machen keinen Druck, aber sie freuen sich, dass ich hier bin», sagt sie. Den Eltern habe sie den neuen Job erst kommuniziert, als sie den Zuschlag erhalten hatte. Zukünftige Reisedestinationen lässt sie offen. Die Schweizer Schulen in Bangkok sowie Singapur wären sicherlich auch noch interessant, sagt sie. Den Beruf wechseln möchte sie hingegen nicht: «Es ist nie langweilig», sagt Hautle.

Zudem sei es interessant, mit Jugendlichen zusammen zu arbeiten, die in der Pubertät sind. «Auch wenn der Beruf vielleicht nicht so glamourös ist, wie andere Jobs, ich würde ihn nicht wechseln wollen», sagt die junge Lehrerin. Einen Nachteil sieht sie jedoch in den Ferien. Diese würden immer dann stattfinden, wenn der Rest des Landes auch Ferien hat. Auch würde der Beruf viel Zeit kosten. Sie arbeite zirka 13 Stunden pro Tag. Ihr ursprünglicher Berufswunsch sei Tierärztin gewesen. Die Ausbildung hierfür wäre ihr jedoch zu lange gegangen. Ausserdem sei sie durch die Pfadi auf die Arbeit mit Kindern gekommen.

Ihre Freizeit in Mexiko nutzt sie für den Besuch anderer Städte, um Märkte zu besuchen oder zuhause die Zeit zu geniessen. Doch nicht nur dort fühlt sie sich daheim: «Die Schule ist fast wie ein Zuhause» sagt sie.

 

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Schweizer Schule Mexiko

Die Schule wurde 1965 gegründet und befindet sich in Mexiko Stadt. Auf Spanisch heisst sie «Colegio Suizo de México». Sie zählt 773 Schüler und 77 Lehrkräfte. Damit zählt sie zu den kleineren Schulen in Mexiko. Sie wurde gegründet, um für die Kinder von Schweizern, die in Mexiko leben, eine gute Schulbildung garantieren zu können. Nebst den gängigen Sprachen wird unter anderem auch Mandarin angeboten. Der Morgen dient für den Schulunterricht, der Nachmittag bietet die Möglichkeit, Kurse zu besuchen. pk

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