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«Manchmal juckte es mich, etwas zu sagen»

Die 39-jährige SP-Politikerin Katrin Meister präsidierte 2014 den Lysser Grossen Gemeinderat (GGR). Sie hatte an der Sitzung vom Montag ihren letzten Auftritt in diesem Amt.

Katrin Meister präsidierte 2014 den Lysser GGR. Bild: Olivier Gresset/a

Interview: Andrea Butorin

«Katrin Meister hat ihr Amtsjahr sensationell gemeistert», sagten die Kollegen am Montagabend. Ist das ein nettes Wortspiel oder ein ehrlich gemeintes Kompliment?
Katrin Meister: Sensationell ist wohl etwas übertrieben. Ich denke aber schon, dass das ehrlich gemeint war. Jedenfalls habe ich viele positiven Rückmeldungen erhalten.

Was wurde besonders gelobt?
Die Sitzungen seien effizient und strukturiert verlaufen. Mein Ziel war, dass die Neuen immer verstehen, worum es geht, schliesslich war es der Beginn einer neuen Legislatur. Ich denke, das ist mir recht gut gelungen. Ich wünschte mir auch, dass der GGR dem Gemeinderat gegenüber mehr Respekt zeigt. Inzwischen empfinde ich die Atmosphäre als viel angenehmer als auch schon. Aber das ist vielleicht nicht unbedingt mein Verdienst. Die Mehrheitsverhältnisse sind inzwischen geklärt, und man muss nicht mehr wie ein Platzhirsch sein Gebiet verteidigen.

Es stellte sich nachträglich heraus, dass Sie den GGR in dessen 40. Jubiläumsjahr präsidierten – offenbar ist dieses Jubiläum vergessen gegangen.
Tatsächlich, aber es ist nicht so schlimm, dass ich das nicht gewusst habe. Schliesslich sind es keine 50 oder 100 Jahre.

Welches Geschäft war das komplizierteste in diesem Jahr?
Die Leistungsvorgaben zum Budget sind nie einfach und natürlich der PUK-Vorstoss zum Malus beim Sozialdienst, weil es dies in Lyss noch gar nie gegeben hat. Der stellte sich aber als einfacher heraus als anfänglich gedacht.

Mussten Sie Ihre Kollegen oft tadeln?
Nein, überhaupt nicht, die waren ziemlich brav. Ich griff nur ein, wenn vom Thema abgeschweift wurde.

Welche Vorteile geniesst eine GGR-Präsidentin?
Man hat einen super Überblick über alle. Und man kann die Sitzung ein Stück weit steuern, das finde ich gut. Allein schon mit der Art, wie man oben sitzt und spricht. Ansonsten war es eine grosse Ehre für mich, die 1. August-Rede halten zu dürfen, und ich wurde an diverse Anlässe eingeladen.

Einer der Nachteile ist, dass Sie sich nicht äussern dürfen. Wie schwierig ist das?
Manchmal juckte es mich schon ein wenig, etwas zu sagen. Aber so ist das halt in dieser Rolle.

Bei welchen Themen hätten Sie gern mitdiskutiert?
Einmal wurde gesagt, der GGR sei unvernünftig und winke alle Gemeinderatsgeschäfte einfach durch. Da hätte ich gerne erwidert, dass nicht der GGR unvernünftig ist, sondern der Gemeinderat vernünftig genug, nur sehr gut durchdachte, mehrheitsfähige Projekte vorzulegen.

Wie sehen Ihre weiteren politischen Pläne aus?
Ich beende sicher diese Legislatur, danach sehen wir weiter.

Haben Sie einen Tipp für Ihren Nachfolger Patrick Häni?
Er soll das Jahr geniessen. Das ist schliesslich einmalig.   

Stichwörter: Katrin Meister, Lyss, GGR

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