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Photovoltaik

Meine Solaranlage auf deinem Dach

Hausbesitzer an potenzielle Investorinnen von Solaranlagen vermitteln: Das will die Solarregion Seeland mit einer neuen Plattform. Abgesehen hat sie es auch auf Landwirtschaftsbetriebe.

Potential noch lange nicht ausgeschöpft: Solaranlagen auf den Dächern unserer Häuser. Bild: Keystone

Nur rund fünf Prozent des im Seeland verbrauchten Stroms werden heute mit Photovoltaikanlagen vor Ort produziert. Die Solarregion Seeland möchte diesen Anteil markant steigern und kündigt für diesen Herbst die Aufschaltung einer neuen Vermittlungsplattform an. Die Idee: Liegenschaftsbesitzende sollen ihre Hausdächer inserieren, damit willige Investorinnen und Investoren ihre Solaranlage darauf realisieren können.

Im Mittelpunkt stehen sollen dabei vor allem grosse Dachflächen im Seeland; interessant für die Vermittlungsplattform sind deshalb vordergründig auch Bauernhäuser, Firmengebäude, grössere Wohnhäuser oder Liegenschaften der öffentlichen Hand. Die Verantwortlichen erhoffen sich dabei laut Mitteilung eine Win-win-Situation: Die Liegenschaftsbesitzenden profitierten von den günstigen Preisen des Solarstroms, während die Investierenden den Strom teurer als zum Einspeisetarif des Energieversorgers verkaufen können.

Die Solarregion ist ein Förderprogramm des Vereins Seeland.biel/bienne, das von der Solarplattform Seeland umgesetzt wird. Diese wiederum wurde 2013 durch die Seeländer Gemeinden, die das Energiestadt-Label tragen, ins Leben gerufen; inzwischen sind über 20 Gemeinden Mitglied des Vereins, hinzu kommen Energieversorger und Unternehmen. Ziel des Förderprogramms ist es, den Solarstromanteil in der Region auf einen national überdurchschnittlichen Level zu erhöhen. Als vielversprechende Ausgangslage gilt dabei die hohe Sonneneinstrahlung im Seeland. Gestützt auf den Solarkataster beziffert die Solarregion das Solarpotenzial in der Region auf 50 Prozent des gesamten Seeländer Stromverbrauchs. Oder anders gesagt: Heute wird nur ein winziger Teil des riesigen Potenzials ausgeschöpft.

 

Im Auftrag der Stadt Biel

Die neue Vermittlungsplattform soll finanzkompetente Investoren ansprechen, darunter auch Institutionen wie Energieversorger oder die öffentliche Hand. Sie soll aber auch für jene Möglichkeiten aufzeigen, die selber über keine geeignete Liegenschaft verfügen, um auf dem eigenen Dach eine Solaranlage zu realisieren. Genau hier soll auch die Solargenossenschaft ansetzen, welche die Solarplattform derzeit im Auftrag der Stadt Biel aufbaut.

Der Bieler Gemeinderat hat im vergangenen Dezember 79 000 Franken für den Aufbau einer Solargenossenschaft gesprochen. Die Genossenschaft soll es allen Bielerinnen und Bielern sowie den Bieler Unternehmungen ermöglichen, Anteile zu kaufen und damit Mitbesitzende einer Solaranlage zu werden. Ist genug Genossenschaftskapital beisammen, kann eine Photovoltaikanlage realisiert werden. Das Angebot wird deshalb auf den städtischen Raum ausgerichtet, weil es hier besonders viele Menschen gibt, die zwar klimabewusst sind, die aber in einem Mietverhältnis leben und deshalb nur schwerlich auf dem eigenen Dach investieren können.

Laut Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Lena Frank (Grüne) ist es gut möglich, dass die Genossenschaft dereinst auch auf den Dächern städtischer Gebäude Photovoltaikanlagen wird realisieren können. Ob die Stadt nur eine Anschubfinanzierung leistet oder letztlich auch als Genossenschafterin auftreten wird, sei derzeit jedoch noch unklar. Die Details, die als Grundlage für solche Entscheide dienen werden, soll die mandatierte Solarplattform Seeland bis im Sommer liefern.

Klar ist, dass auch die Genossenschaft als potenzielle Investorin von der Vermittlungstätigkeit der neuen Plattform der Solarregion Seeland profitieren könnte.

 

Lyss als Vorbild

Das Genossenschaftsprojekt orientiert sich an bereits bestehenden Angeboten; so gibt es etwa in Lyss in unmittelbarer Nähe eine Solargenossenschaft. Diese zählt inzwischen über 40 Genossenschafterinnen und Genossenschafter, die erste grosse Solaranlage konnte bereits im März 2019 auf dem Werkhof in Betrieb genommen werden. Sie kann jährlich 155 000 Kilowattstunden Solarstrom erzeugen. In der Zwischenzeit konnte die Genossenschaft weitere Investoren gewinnen und so genügend Genossenschaftskapital generieren, um weitere Kraftwerke zu bauen: Erst vor wenigen Tagen konnte auf dem Dach des Feuerwehrmagazins eine Anlage in Betrieb genommen werden.

Neu als Genossenschafterin mit dabei war diesmal auch die Energieversorgerin der Region Lyss, die Energie Seeland AG. Die Aktiengesellschaft ist Eigentum der Einwohnergemeinden Lyss, Grossaffoltern und Worben. Bereits länger Anteile an der Solargenossenschaft gekauft hatte die Gemeinde Lyss. Lino Schaeren

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