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Schüpfen

Minger-Dorf geht an BDP

Die SVPler reiben sich die Augen: Zum ersten Mal seit in Schüpfen gewählt wird, muss die Partei das Zepter abgeben. Peter Gerber (BDP) gewann gegen Martin Schlup (SVP) den Kampf um das Gemeindepräsidium mit 311 Stimmen Vorsprung.

Sieger und Verlierer : Martin Schlup (SVP, rechts) gratuliert Peter Gerber (BDP) zum Sieg. Im Gemeinderat werden sie weiterhin zusammenarbeiten. Iris Andermatt

SIMONE LIPPUNER


Knapp ist etwas anderes. Mit 721 und somit fast doppelt so vielen Stimmen liess Gemeinderat Peter Gerber seinen SVP-Kontrahenten gestern weit hinter sich und holte für die BDP das Gemeindepräsidium. Martin Schlup machte in diesem zweiten Wahlgang 410 Stimmen. Sein Abgang ist ein geschichtsträchtiger, auch wenn Schlup im Gemeinderat bleibt: Zum ersten Mal überhaupt regiert in der Heimat des ehemaligen Bundesrates und Bauernparteigründers Rudolf Minger nicht mehr die SVP.

«Ich bin überglücklich», sagt Peter Gerber, der soeben vom Apéro aus dem Gemeindehaus zurückgekehrt ist und nun bei sich zu Hause ein grosses Fest für Freunde und Familie vorbereitet. «Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben schliesslich die letzten Jahre gute Arbeit geleistet.» Obwohl Gerber bereits im ersten Wahlgang 478 Stimmen holte und mit 169 Stimmen vor Schlup lag, überraschte ihn das Resultat: «Dass so viele Bürger an die Urne gehen, hätte ich nicht erwartet.»

Wandel im Bauerndorf

Gerber ist in Schüpfen ein politischer Senkrechtstarter. Seit acht Jahren steht der 47-Jährige im Gemeinderat dem Ressort Finanzen vor und vor vier Jahren wurde der Ex-SVPler als erstes BDP-Mitglied mit dem besten Resultat ins Gremium gewählt. Als temporär alleinerziehender Vater habe er die richtige Flughöhe gefunden, als Direktor der Berner Spitäler Tiefenau und Ziegler gelernt, den Gesamtüberblick zu behalten. Eigenschaften, die ihm auch in seiner neuen Rolle als Gemeindepräsident zugute kommen werden. «Ich habe diese Verantwortung gesucht und freue mich nun, sie auch wahrzunehmen», sagt Gerber. Übertragen wurde ihm die Verantwortung von Bürgern eines traditionellen SVP-Dorfs. Wieso der Wandel? «Schüpfen ist kein reines Bauerndorf mehr, sondern eine moderne Gemeinde», versucht Gerber seinen Erfolg zu erklären. «Da hat eine Mittepartei die grössere Chance.» Offensichtlich konnte Gerber zudem die Stimmen des bereits im ersten Wahlgang ausgeschiedenen SP-Kandidaten Werner Baumberger auf seinem Konto verbuchen.

Zusammen im Gemeinderat

Martin Schlup ist enttäuscht. Obwohl der erste Wahlgang seinen Weg bereits ein wenig vorgezeichnet hatte, machte sich der 51-jährige Landwirt Hoffnungen. «Seit Menschengedenken wählt man in Schüpfen SVP. Komisch, ist das jetzt nicht mehr so.» Aber es sei auch nachvollziehbar, sagt Schlup: «Nun wollen die Leute wohl einfach mal etwas anderes.»
 

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