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Ligerz

Mit dem Weinvirus infiziert

Manuel Bourquin zog einst der Liebe wegen nach Biel. Kaum angekommen, verliebte 
er sich ein zweites Mal – in den Beruf des Winzers. 2011 hat 
er den Betrieb seines Schwiegervaters Roger Bourquin in Ligerz übernommen.

Manuel und Roger Bourquin mit ihren Lieblingsweinen auf dem Weingut in Schernelz. Bild: hrw
  • Dossier

Es ist nicht ganz einfach, die beiden Häuser oberhalb von Schernelz, beim Waldeingang nach Prêles oder Lamboing, zu finden. Im rechts gelegenen Haus lebt Roger Bourquin mit seiner Frau Rosmarie. Daneben wohnen in einer ehemaligen Scheune Manuel Bourquin, seine Frau Chantal und ihre vier Buben.

Obwohl rund um die Häuser keine Reben zu sehen sind, werden hier oben tatsächlich die Spitzenweine von Manuel Bourquin hergestellt. Die drei Hektaren Rebenland der Bourquins befinden sich verteilt auf mehrere Parzellen in der Gemeinde Ligerz. Hauptsorten sind Pinot noir und Chasselas.

Dazu kommen Sauvignon blanc, Chardonnay und Pinot blanc bei den Weissen und Dornfelder, Cabernet Jura sowie Regent bei den Roten, die beiden Letzten sind Piwi-Sorten, also besonders pilzwiderstandsfähige Gewächse.

Vom Landwirt zum Winzer
Bis 1980 war Bourquins Haus noch ein Landwirtschaftsbetrieb, Reben und Wein waren bloss Nebensache, die Trauben wurden weiterverkauft. Anfang der 70er-Jahre merkte der junge Roger Bourquin, dass sein Herz mehr für den Weinbau schlug und bereits Mitte des Jahrzehnts vinifizierte er seinen ersten Wein. Die Landwirtschaft gab er später auf.

Dank seiner Ausbildung und seinem Pioniergeist war er oft Vorreiter für gewisse Arbeitspraktiken und spezielle Weinbereitungen. Er zog seine Reben im Stickelbauschnitt, auch «Gobelet» genannt auf und bot seinen Chasselas als Goblet-Tropfen an. Er wollte ebenfalls keinen Oeil de Perdrix oder Rosé vinifizieren, sondern einen Schillerwein anbieten. Diese Spezialität unterscheidet sich von den anderen Rosés darin, dass die roten und weissen Trauben von der gleichen Lage sein müssen und am gleichen Tag geerntet und zusammen gemaischt werden. Wenn man diesen Wein durch das Licht betrachtet, schillert er.

Einst ein Krankenpfleger
Manuel Bourquin, ein Aargauer, hatte als junger Mann mit Wein gar nichts zu tun. Er trank ihn nicht, weil er ihm nicht schmeckte. Als gelernter Krankenpfleger kam er Anfang der Nuller-Jahre ans Spitalzentrum Biel, weil er nahe der Ergotherapeutin Chantal Bourquin sein wollte. Sie war es auch, die ihn mit dem Weinvirus infizierte und er erlernte in der Weinbauschule Wädenswil den Beruf des Winzers, heiratete und arbeitete forthin mit seinem Schwiegervater Roger. Mit seiner präzisen Arbeitsweise überzeugte er diesen, 2011 übergab er ihm den Betrieb. Inzwischen ist er ein anerkannter Winzer, als Gemeinderat in Ligerz bestens integriert und OK-Präsident des grossen Ligerzer Weinfestes im Herbst.

Als sein aktueller Lieblingswein hat er den Passion Colorée, seine erste weisse Assemblage ausgesucht. Zu viel will er dazu noch nicht verraten, aber es sei ein sehr aufwendig hergestellter Wein mit Techniken, die er zum ersten Mal versucht habe. Ein Weisswein, den er als «lieblich und fruchtig» beschreibt, er werde wohl vor allem die Frauen betören.

Roger Bourquin seinerseits hat den roten L’Equilibre ausgesucht. Ein Pinot noir Dornfelder 2016, welcher während einem Jahr im Eichenfass ausgebaut wurde. «Für mich ist der Dornfelder ein perfekter Partner zum Pinot noir. Mit seiner Farbe, den Kirschen- und Brombeerenaromen passen sie sehr gut zusammen.» Hans Ruedi Winiger

Info: Das BT stellt in unregelmässiger Folge generationenübergreifende Winzerpaare aus der Region vor.

Link: www.bourquinwein.ch

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