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Schnottwil

Mit Eierschalen auf die Bank

Der Bildhauer Marc Reist will mit seinem neun Tonnen schweren «Weltenei» auf die Verschwendung von Nahrung aufmerksam machen. Dazu sammelt er eine grosse Menge Eierschalen.

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Marc Reist beim Bau des «Welteneis» «Globo Uovo». (Bild: David Schnell)
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David Schnell

Marc Reist sitzt gelassen in seinem Ausstellungsraum. Neben ihm seine Frau Jris Reist. «Ich geniesse mein Essen», sagt Reist. «Die Lebensmittelverschwendung hat meinen Genuss gemindert.» Dies hat Reist dazu veranlasst, sein neues Kunstprojekt ins Leben zu rufen, das aus zwei Teilen besteht.

«Globo Uovo», das «Weltenei», stelle eine Plattform dar, die Kunst und Nahrung verbinde. Vor fünf Jahren hat Reist die Skulptur zum ersten Mal gezeichnet. Reist hat damals die Längen- und Breitengrade der Erdkugel in die Form eines Eis gezogen. So entstand die Idee des Welteneis aus Marmor.

Es ist Reist ein Anliegen, dass man mit einem gewissen Respekt an die Nahrung herangeht. In der Zeit, als sich der Gedanken vom «Globo Uovo» zum ersten Mal festigte, begann er auch, erste Texte zum Thema Essen zu schreiben.

«Das Ei soll eine Plattform für Nahrungsethik bilden», sagt Reist. Daher auch der Aufruf zur Eierschalenkollekte, die an Vernissage zusätzlich zum Ei eine Installation bilden. Diese soll die Verbindung zur Nahrung noch klarer darstellen. Wie genau, will und kann Reist noch nicht verraten. «Ich brauche auf jeden Fall eine grosse Menge», so Reist.

«Eine Aufgabe der Kunst ist auch, die Gesellschaft zu berühren», so der Künstler. Die Kunst müsse kommunizieren und selbst erklären, wofür sie stehe.

55 Tonnen Ei

Dass das Ei ausgerechnet aus Marmor bestehen wird, ist kein Zufall: Marmor und Eierschalen bestehen beide grösstenteils aus Kalk. Eine weitere Voraussetzung war, das Ei aus einem Stück Marmor zu meisseln. «Dass der Berg ein solches Stück Marmor hervorbringt, ist nicht selbstverständlich», sagt Reist.

Für die Grösse des Eis war Reists Körpergrösse ausschlaggebend. Damit er den Felsen aushöhlen kann, muss er durch eine der Öffnungen passen. Dafür nahm Reist rund zwölf Kilogramm ab. «Es ist praktisch auch ein Menschen-Ei», sagt der 55-jährige Bildhauer. Das fertige Ei wird an der längsten Achse drei Meter messen und rund neun Tonnen wiegen. In jeder Kultur sei das Ei das Symbol für den Ursprung. Auch, dass jede Kultur das Ei isst, sei einzigartig.

Schwertransport aus Italien

Der weisse Marmor für das Riesenei wird in Italien in der Stadt Carrara gewonnen. Der 55 Tonnen schwere Block kann nicht einfach verladen und via Lastwagen nach Schnottwil gebracht werden. Dafür ist er zu schwer. Vor Ort in der Toskana wird er daher beinahe bis auf die definitive Aussenform zugeschnitten. Ausserdem werden bereits Bohrungen vorgenommen.

Reist wird im November wieder nach Carrara reisen, um den aktuellen Zustand zu begutachten. Nach der «Verschlankungskur» für den Marmor wird dieser in das Atelier von Marc Reist gebracht. Im folgenden halben Jahr wird er das Werkstück fertigstellen.

Reist hat einen Aufruf gestartet, Eierschalen nicht wegzuwerfen, sondern einer Sammelstelle oder ihm abzugeben. So kann man in Grenchen in der Regiobank die Eierschalen deponieren Dies ist auch via Post möglich.

Alle, die sich an der Sammelaktion beteiligen, seien herzlich an der Eröffnung eingeladen. «Ich möchte, dass jene, die sich daran beteiligt haben, die Ausstellung auch sehen», sagt Reist. «Das Aufbewahren und Reinigen von etwas so sensiblem wie einer Eierschale schafft ein wichtiges Bewusstsein», sagt der gelernte Bildhauer.

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Die Sammelstellen in der Region

  • Atelier Marc Reist, Schnottwil
  • Hotel Bären, Twann
  • Denner Satellit, Messen
  • Regiobank, Grenchen
  • Reist Storen AG, Grenchen ds

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