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Bildung

Mit einem «Gschichtli» die Woche ausklingen lassen

Kein Kind kann sich heute noch vorstellen, an einem Samstag in die Schule zu gehen. Bis vor 25 Jahren war dies jedoch ganz normal. Die Umstellung zur Fünftagewoche erfolgte vielerorts erst Mitte der 90er-Jahre – und war zum Teil heftig umstritten.

Rechenspiele, ein «Gschichtli» und lockerer Unterricht: Trotz weniger Freitage erinnern sich viele Leute gerne an den Samstagunterricht zurück. Copyright: Mémreg
  • Dossier

Jana Tálos

«Bald Fünftagewochen an den Stadtberner Schulen» – so lautete der Titel eines Artikels auf der Kantonsseite im Bieler Tagblatt vom 14. April 1993. «Fünftagewochen?», mag sich so mancher mit Geburtsjahr 1990 oder darüber fragen. Ist das nicht schon seit Jahrzehnten Usus in unserem Land?

Nein, lautet die Antwort. Tatsächlich wurde der sogenannte schulfreie Samstag in vielen Gemeinden des Kantons Bern erst Mitte der 90er-Jahre eingeführt. Für die Stadtberner Schulen war die Umstellung für das Schuljahr 1996/97 vorgesehen, wie in dem Artikel von 1993 steht. Selbst nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2001, stritt man sich im Grossen Rat noch darüber, weil die Fünftagewoche noch nicht flächendeckend eingeführt worden war.

Die gesetzliche Grundlage für den Unterricht von Montag bis Freitag sowie für Blockzeiten wurde denn auch erst im August 2008, bei der Revision des Volksschulgesetzes, geschaffen. «Damals war die Fünftagewoche aber schon in vielen Gemeinden gängige Praxis», sagt Mathias Marti, Kommunikationsverantwortlicher der Erziehungsdirektion.
 

Die Romands waren zuerst
Vor der gesetzlichen Regelung lag es in der Kompetenz der Gemeinden, zu entscheiden, ob der Samstag schulfrei sein soll. Welche Gemeinde wann genau die Fünftagewoche eingeführt hat, ist laut der Erziehungsdirektion des Kantons Bern in keiner Übersicht festgehalten. Biel dürfte allerdings eine der ersten deutschsprachigen Gemeinden gewesen sein, die diese Praxis angewandt hat, da sich die Stadt in dieser Hinsicht an der Romandie orientierte.

In den welschen Kantonen hat sich der Trend der Fünftagewoche bereits ab den 60er-Jahren, also fast gleichzeitig wie in der Arbeitswelt, durchgesetzt. Während die bernjurassischen Gemeinden es der Romandie umgehend gleich taten, beschränkte sich die neue Regelung in Biel vorerst auf die französischsprachigen Schulen: «Wir waren als Deutschschweizer immer neidisch auf die Romands im gleichen Schulhaus, weil sie bereits damals am Samstag schulfrei hatten», erinnert sich Stadtpräsident Erich Fehr (SP). Erst 1987 – vor vielen anderen Berner Gemeinden, aber nach der Schulzeit des Stadtpräsidenten – entschied man sich dazu, die Fünftagewoche auch auf die deutschsprachigen Schulen auszuweiten.
 

Angst vor «Verwahrlosung»
Dass die Umstellung von sechs auf fünf Schultage in den einzelnen Gemeinden und Kantonen zu solch unterschiedlichen Zeiten erfolgte, hat damit zu tun, dass das Thema vor allem bei der Lehrerschaft, aber auch bei Schülern und Eltern höchst umstritten war. «Man konnte sich zum Beispiel nicht vorstellen, wie man die Unterrichtsstunden des Samstags auf die restlichen Tage verteilen sollte», sagt Andreas Hegg (FDP), Gemeindepräsident von Lyss und selbst ehemaliger Lehrer am Lysser Stegmatt-Schulhaus. Zudem habe man sich Sorgen um die Kinder gemacht, die aus einem schlechter gestellten Umfeld kamen. «Man glaubte, dass sie durch die zusätzliche Zeit zu Hause noch verwahrloster zur Schule kommen als zuvor», sagt Hegg.

Erich Fehr erinnert sich in diesem Zusammenhang an ein Ereignis in der ersten Klasse, als eine Umfrage über das Bedürfnis nach einem schulfreien Samstag durchgeführt wurde: «Unsere Lehrerin verteilte die Umfrageblätter und gab uns zugleich folgende Botschaft mit auf den Weg: ‹Ein schulfreier Samstagmorgen macht keinen Sinn, da er einzig dazu führen würde, dass eure Eltern am Samstag lang ausschlafen, anstatt aufzustehen und sich um euch zu kümmern›.»
 

Mehr Zeit für Hobbys
Das Argument des Ausschlafens wurde nicht nur von der Lehrerschaft, sondern auch von denEltern verwendet, wie sich Res Marti, Leiter der Schulen in Brügg, erinnert: «Sie fürchteten, dass die Kinder am Samstagvormittag ausschlafen und die Zeit daher kaum produktiv nutzen würden.Darum sei es besser, wenn sie in die Schule gehen.» Zudem hätten es viele Eltern begrüsst, dass die Kinder am Samstagmorgen in der Schule versorgt waren. «Der Samstagvormittag galt als gute Zeit für Einkäufe und Verrichtungen, welche die Eltern gerne zu zweit machten.»

Fritz Affolter (SVP), Gemeindepräsident von Aarberg und während 40 Jahren Lehrer in Lyss, sagt, dass eine Sechstagewoche damals für alle Beteiligten Vorteile brachte:  «Dadurch, dass in der Arbeitswelt bereits die Fünftagewoche eingeführt war, hatten alle anderen frei – da wollte niemand etwas von einem, der Abwart hat durch Verrichtungen keinen Lärm erzeugt und die Eltern hatten die Gelegenheit, endlich einmal einen Schulbesuch zu machen, was ich persönlich sehr begrüsst habe.» Nach der Umstellung von sechs auf fünf Tage habe er zudem festgestellt, dass die Schüler an den langen Nachmittagen weniger konzentriert und auch müder gewesen seien. «Die Lektionendichte versuchte man zwar mit musischen und handwerklichen Fächern aufzulockern», sagt Affolter. Vom pädagogischen Standpunkt her hätte es den Schülern aber besser getan, wenn man es bei sechs Tagen belassen hätte.

Obwohl Affolter aus pädagogischer Sicht gegen eine Umstellung war, konnte er der Fünftagewoche auch positive Punkte abgewinnen. «Für Kinder, die am Samstag einem Hobby nachgingen, war die Umstellung schon ein Vorteil», gibt er zu.
 

«Das Highlight der Woche»
Während Eltern, Lehrer und Politiker über die Vor- und Nachteile der Fünftagewoche diskutierten, schien es den Schülern selbst egal zu sein, ob sie am Samstag die Schulbank drücken müssen. So haben zumindest diverse Schulleiter und Gemeindepräsidenten im Seeland viele positive Erinnerungen an den Samstagsunterricht:

«Am Samstag war es Tradition, die Woche mit einer Geschichte ausklingen zu lassen. Darauf habe ich mich immer gefreut», erinnert sich Tanja von Dach (SVP), Gemeinderätin in Worben. Auch Beat Rentsch, Leiter der Schule in Täuffelen, erinnert sich daran: «Die grösseren Kinder durften bis 12 Uhr in der Wohnung der Lehrerin die Samstagsgeschichte anhören. Das war jeweils das Highlight der Woche. Alle waren stolz, wenn sie in die dritte Klasse kamen und es sich auf dem Sofa der Lehrerin gemütlich machen durften.»

Andere Gemeindepräsidenten wie Stefan Krattiger (SP) aus Aegerten oder Beat Mühlethaler (SVP) aus Port berichten von lockerem Unterricht und lustigen Rechenspielen. Trotzdem würde sich keiner von ihnen die Sechstagewoche zurückwünschen. «Freizeit ist heute viel wichtiger geworden», sagt Mühlethaler. Unterricht am Samstag würde deshalb kaum mehr Sinn machen – geschweige denn, gewünscht werden.

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Weitere Erinnerungen und Meinungen von Politikern und Schulleiter zum Samstagsunterricht

Ruth Stämpfli, Schulleiterin Schulen Seedorf: «Das Schönste an der 5-Tagewoche war der ruhige Abschluss der Woche. 1. Teil normaler Unterricht. Nach der grossen Pause Pulte aufräumen, alles abschliessen und fertig machen und zum Schluss die Samstagsgeschichte! Als die 5-Tagewoche eingeführt wurde, gingen die SuS auf die Strasse und machten Lärm wie an der Fasnacht, weil sie dagegen waren. Mit leeren Büchsen, lauter Musik und Pfannendeckel marschierten sie durch das Dorf und zeigten so, dass sie nicht einverstanden waren mit der 5-Tagewoche. Der Leistungsdruck für die SuS hat stark zugenommen. Deshalb denke ich, dass es heute sinnvoll ist, die 5-Tagewoche nicht rückgängig zu machen.»

 

Marc Meichtry (Brügg4You), Gemeindepräsident von Brügg: «Wenn meine Schwester und ich jeweils mittags nach Hause kamen, waren meine Eltern immer besonders glücklich und entspannt. Lange Zeit habe ich gedacht, dass dies evtl. mit dem gemeinsamen Einkaufserlebnis oder einem gemeinsamen Kaffee trinken in der Stadt im Zusammenhang steht. Heute nachdem meine Frau und ich selber vier Kinder grossgezogen haben denke ich anders darüber. Ich hoffe, meine Eltern haben die freien Samstage genutzt um auszuschlafen, zu kuscheln und gemeinsam einen Kaffee im Bett zu trinken. Von mobilen Nachrichten und sozialen Netzwerken wären sie dabei ja noch nicht gestört geworden und sie mussten uns ja auch noch nicht in den Musikförderunterricht bringen oder uns in die Ostschweiz an einen Sportanlass begleiten; denn wir waren damals einfach Kinder glücklicher Eltern…»

Res Marti, Schulleiter Schulen Brügg: «Grosshöchstetten führte die Fünftagewoche bereits anfangs der 19. Jahrunderts ein. Im Winter des entsprechenden Jahres hatte Grosshöchstetten zu wenig Holz um das Schulhaus den ganzen Winter heizen zu können. Die Schulkommission beschloss darum den Samstag schulfrei zu machen, so dass das Schulhaus am Samstag nicht geheizt werden musste. Die Bauern schätzten es, dass die Kinder am Samstag zu Hause waren und auf dem Hof helfen konnten und so bleib man dabei und führte die Samstagsschule nie wieder ein. In Brügg war es der Lehrer, Georges Ammann, welcher sich früh für eine Fünftagewoche einsetzte. Er überzeugte die Lehrerschaft und die Schulkommission von seiner Idee und hatte Erfolg. Es war, wie sich zeigen sollte, eine fast visionäre Idee, welcher nach und nach der ganze Kanton folgte. In viele Gemeinden, in welchen es Bestrebungen gab, die Fünftagewoche einzuführen, hatte es viele Skeptiker und darum lud man Peter Rosin und mich als Gastreferenten und Diskussionspartner ein, um mit uns über die offenen Fragen und Probleme zu diskutieren. 


Folgende Fragen und Ängste standen damals für die Kritiker im Vordergrund:

Sowohl von Eltern als auch von Lehrpersonen:

  • Die 4 Lektionen,welche am Samstag Morgen unterrichtet wurden, würden zwei Nachmittage ausfüllen, so dass die Kinder kaum mehr Zeit hätten für sich, den Sportverein oder die Musikschule.
  • Am Samstag Vormittag würden die Kinder ausschlafen und die Zeit kaum produktiv nutzen. Darum sei es besser, wenn sie in die Schule gehen müssten.

Von Seiten der Eltern:

  • Der Samstag Vormittag wäre eine gute Zeit für Einkäufe und Verrichtungen, welche die Eltern gerne zu zweit machen würden. Da sei es ganz praktisch, wenn die Kinder in der Schule „gehütet“ würden. Das Wort „gehütet“ wurde so nicht gebraucht, man fand schönere Formulierungen und Scheingründe, welche aber das Gleiche bedeuteten.

Von Seiten der Lehrerschaft:

  • Wenn der Samstag als Unterrichtstag wegfallen würde, dann ginge ein Tag zum Erteilen von Hausaufgaben verloren. Es sei fraglich, ob so die Lehrplaninhalte noch erreicht werden könnten.
  • Ein „langes“ Wochenende würde den Rhythmus der Kinder zu lange unterbrechen und am Montag würde es dann lange dauern, bis man sie wieder zum konzentrierten Arbeiten gebracht hätte.

Die Befürworter führten folgende Gründe ins Feld:

  • Am Samstag sei der Unterricht mit Singen, Schreiben und Religion (diese Fächer standen zu dieser Zeit wirklich im Stundenplan und einzelne davon auch immer am Samstag), so wie der der Samstagsgeschichte ohnehin eine reine Alibiübung und man würde den Kinder lieber frei geben, so dass die Familien am Wochenende zusammen etwas unternehmen könnten.
  • Der Lauf der Zeit zeige ganz deutlich, dass die Fünftagewoche in allen Berufszweigen – ausser im Verkauf – eingeführt würde und darum müsse sich auch die Schule dem Zeitgeist beugen.
  • Ein langes Wochenende würde den Kindern die Möglichkeit geben, sich von der Kopfarbeit in der Schule bei Spiel und Sport zu erholen. Kaum mehr ein Arbeiter würde an 6 Tagen arbeiten und da sei es unverständlich, wenn man dies von den Kindern verlangen würde.

Peter Rosin und ich erkannten die klare Tendenz relativ rasch und wir eröffneten darum die Informations- und Diskussionsabende meist mit folgender Bemerkung: 

„Wir wurden von Ihrer Schulkommission dazu eingeladen, Sie am heutigen Abend über unsere Erfahrungen in Grosshöchstetten und Brügg mit der Fünftagewoche zu orientieren, Ihnen die Vor- und Nachteile zu erläutern und Ihnen den Entscheid, ob auch in Ihrer Gemeinde die Fünftagewoche eingeführt werden soll, zu erleichtern. Wir sind aber der festen Überzeugung, es stellt sich nicht die Frage ob bei Ihnen die Fünftagewoche eingeführt wird oder nicht, es stellt sich einzig die Frage, ob die Fünftagewoche bald oder eventuell erst in ein paar Jahren eingeführt werden wird.“ Wie wir heute wissen, sollten wir mit dieser Bemerkung recht behalten.  Ich kennen niemanden, welcher sich für einen Unterricht am Samstag Vormittag in der Volksschule einsetzen würde.»

Nicole Schwab, Gemeindepräsidentin Kerzers: «Ich bin in 3232 Ins in die Sekundarschule und zu unserer Zeit war es selbstverständlich, dass wir am Samstag in die Schule mussten, durften. Wir kannten ja nichts anderes. Die letzte Stunde am Samstagvormittag war jeweils das Chorsingen der ganzen Sekschule mit Dr. Rolf Witschi selig. Singen war wohl nicht gerade das Lieblingsfach vieler von uns. Trotzdem haben wir mit Dr. Rolf Witschi tolle Lieder gelernt und schöne Konzerte abgehalten. Dies ist für mich eigentlich die Erinnerung, welche am stärksten von der Samstagsschule geblieben ist. Schlimm war die 6 Tage Woche sicher nicht, heute aber kaum mehr vorstellbar.»

Urs Kuhn, Gemeindepräsident Radelfingen: «Für mich war das selbstverständlich, jeden Samstag Vormittag in die Schule zu radeln. Meine Eltern machten Wocheneinkäufe, wir Kinder drückten die Schulbank. Und doch, etwas Spezielles hatte der Samstag schon damals, es war oftmals eine Kehrausstimmung. Nicht Mathematik oder Deutsch waren Fächer, sondern Zeichnen oder Sport. Und in der ersten und zweiten Klasse las die Lehrerin jeweils eine Geschichte vor. Heute ist es aber richtig, dass der Samstag schulfrei ist.»

Isabelle, Weidmann, Schulleiterin Merzligen: «Die 5-Tage-Woche ist heute zum Alltäglichsten geworden und kaum jemand kann sich noch vorstellen, am Samstag die Schulbank zu drücken. Die damaligen Umstände, wie auch die gesellschaftlichen Werte und Vorstellungen, unterscheiden sich stark zu heute. Nur in einer Minderheit der Familien waren beide Elternteile berufstätig. So wurden auch die Stundenpläne ohne die heute üblichen Blockzeiten gestaltet. Unterrichtsbeginn um 9 oder 10 Uhr, wie auch Unterrichtsschluss um 11.00 Uhr, war üblich. Gerade im ländlichen Umfeld war der Wechsel zur 5-Tage –Woche eine lange und diskussionsreiche Zeit. Im Gegensatz zum städtischen Umfeld, in welchem der Wechsel meist früher stattfand, sah man kein Bedürfnis. In den meisten Familien war jemand zu Hause oder die Kinder wussten, wo sie ihre Eltern oder eine andere Ansprechperson finden konnten. Der Samstag war ein regulärer Unterrichtstag, so dass alle Fächer eingeplant wurden. Oft setzte man eine Lektion Heimatunterricht (heute NMM) als letzte Lektion ein. Dort wurde aufgeräumt, Pulte geputzt und die Samstagsgeschichte vorgelesen. Heutige Kinder können sich gar nicht vorstellen, an einem Samstag den Unterricht zu besuchen. Damals war dieser aber die Normalität. Durch den zusätzlichen Morgen konnten die Lektionen auch auf mehr Vormittage verteilt werden. Die Schülerinnen und Schüler hatten anders strukturierte Stundenpläne. Viele Familien nutzen heute das Wochenende, um auch längere Ausflüge und Besuche mit der ganzen Familie vorzunehmen. Der Unterricht am Samstag würde diese Möglichkeit sehr einschränken. Ein Wechsel wäre deshalb sicher wenig gewünscht.»

Irma Schneider-Roth, ehemalige Lehrerin Dotzigen/Diessbach: «Ich erinnere mich noch gut an die 6Tage Woche. Als Lehrerein unterrichtete ich Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren, d.h. 2. bis 4. Klasse. Die Schülerinnen und Schüler durften jeweils abstimmen, ob sie die vier Samstagslektionen lieber von 7.30 bis 11h oder von 8.20 bis 11.50h haben möchten. Grossmehrheitlich stimmten die Kinder für die frühere Variante, sehr zum Ärger ihrer Eltern. (Die Fächer am Samstag waren meist NMM, Mathematik, Deutsch und noch Musik oder Sport.) Oft gab es am Samstag noch eine Mathprobe. Sicher jedoch und sehr beliebt war allerdings die Samstagsgeschichte, eine Fortsetzungsgeschichte, vorgelesen immer eine ganze Lektion lang. Freitagsgeschichte tönte später nicht mehr so attraktiv. Ein grosser Vorteil damals war, dass sowohl Schulstoff als auch Hausaufgaben auf sechs Tage verteilt werden konnten.Die Fünftagewoche haben später viele sehr begrüsst. Für mich spielte es keine grosse Rolle, da mein Mann Landwirt war. Für die Schülerinnen und Schüler begann nun das Wochenende bereits am Freitag Abend mit dem längeren Aufbleibendürfen oder vielfach mit einem Wochenendeinkauf beim Grossverteiler (z.B. Shoppyland oder Centre Brügg), zusammen mit ihren Eltern. Das jedoch hatte grosse Auswirkungen auf die Dorfläden. Am Samstag Morgen schrumpfte ihr Umsatz merklich. Das haben mir unser damaliger Dorfkäser und der Metzger aus dem Nachbardorf mit Zahlen belegt. Die Metzgerei musste nach einigen Jahren sogar schliessen. Vor der Einführung der Fünftagewoche in der Schule hat wohl niemand gedacht, dass das Lädelisterben zu einem guten Teil auch mit der Schule zusammenhängen könnte. Der Samstag Morgen, als die Kinder noch in der Schule und die Mütter beim Einkaufen in den Dorfläden waren, fehlte den kleinen Geschäftern plötzlich sehr. Die Kinder genossen das längere Wochenende. Das bedeutete, dass sie später zu Bett gingen und dafür einmal mehr ausschlafen durften. Der Montag Morgen in der Schule wurde dadurch gar nicht einfacher, im Gegenteil...»

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