Sie sind hier

Abo

Hasenburg

Mittelalterliche «Moden», die bösen Adligen und der Traum vom Burgfräulein

Der Verein Pro Fenis Hasenburg setzt sich für die gleichnamige Burg bei Ins ein. Welche Wege bereits saniert sind, welche Arbeiten noch anstehen und dass weiterhin unzählige Mythen aus dieser Zeit zirkulieren, zeigte die Hauptversammlung.

So präsentieren sich die Waldwege rund um die Burg. Bild: zvg

Tildy Schmid

Trotz Corona und den damit verbundenen Schutzmassnahmen ist das Interesse an der Arbeit des Vereins Pro Fenis Hasenburg erfreulich gross. Präsident Jürg Rauber fächert an der Versammlung auf, was bislang getan wurde und wie man künftig die Hasenburg im Inserwald aufwerten möchte.
Obwohl der Verein, den es seit drei Jahren gibt, finanziell gut dasteht, benötigt er Hilfe, um nötige Arbeiten in Auftrag zu geben. Unterstützend – finanziell und ideell – wirken die Gemeinden Ins und Vinelz mit. Dazu kommen Spenden und Mitgliederbeiträge. Auch der Lotteriefonds hat seine Unterstützung zugesagt.

Einiges ist bereits saniert

Der Zugangsweg ab Parkplatz «Zwejen» der Gemeinde Ins zur Hasenburg ist saniert, ebenso der oberste Rundweg um die Burg und der ursprüngliche Treppenaufgang. Jedoch konnte, coronabedingt, der Zugangsweg auf die Burghöhe von Vinelz her noch nicht fertig gestellt werden. Der bis anhin bestehende südliche Treppenaufgang wurde neu angelegt. Weitere Sondierungsschritte führten zu Mauerresten, die nachweisen, dass der Burgaufgang über zwei Terrassen hinauf führte. Auch hier hinderte die Coronakrise die Zivilschutzorganisation Bielersee Süd-West daran, den Auftrag  ganz fertigzustellen.

Vorgesehen sind nun 3D-Geländeaufnahmen, die eine informative Beschilderung ermöglichen. Diese wissenschaftlichen Arbeiten werden nach den Vorgaben des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern noch in diesem Herbst ausgeführt. All dies dient dem Unterhalt und dem Schutz der Hasenburg.
Vertiefte Kenntnisse der historischen Zahlen, Daten und Fakten helfen mit, die Burg sowie die in der Nähe liegenden Grabhügel der Bevölkerung näher zu bringen.

«Wer hat noch nie geträumt, mal Burgfräulein oder Burgherr zu sein, heldenhaft sein Reich zu verteidigen oder eine grosse Hofstatt zu führen?» Augenzwinkernd mustert der Historiker Armand Baeriswyl das Publikum und bringt schmunzelnd Hollywood-Filme, Netflix und Computer-Games ins Spiel.
Wer zu welchem Zweck Burgen errichtete, darin lebte und sie nutzte, ist nicht gänzlich geklärt. «Genau genommen zirkulieren – anstelle von Wissen – zahllose Mythen und überholte Vorstellungen», so Baeriswyl. Das sei leider auch in der Geschichtsschreibung so: Die Adligen seien immer die Bösen.

Leere Burgen

Baeriswyl beschäftigt sich als Mittelalterarchäologe seit Jahren mit Burgen, sie sind Teil seines Aufgabenbereiches in der Kantonsarchäologie Bern. «Eigentlich sind wir Historiker nicht für Mythen und Legenden zuständig, sondern für Fakten, die aus der Vergangenheit überliefert sind», erklärt er und setzt Burgenmythen dem aktuellen Stand der Forschung entgegen.

So zum Beispiel diese:Die Meinung‚ Burgen seien vor allem militärische Festungen, ist falsch. Mittelalterliche Burgen waren zwar militärische Anlagen, aber nicht nur. Sie waren verteidigungsfähige Wohn-, Herrschafts-, Wirtschafts- und Repräsentationssitze des Adels im Mittelalter.

Man weiss, dass Hochadlige permanent zu Pferd unterwegs waren und von Burg zu Burg zogen. War der Gebieter nicht da, war die Burg, abgesehen von einem Kastellan, leer. Baeriswyl versteht es, all die Bauformen und ihre Bewohnerinnen und Bewohner unterhaltsam und kenntnisreich zu skizzieren.

Geschichte der Hasenburg

Zu den frühmittelalterlichen Holz-Erde-Burgen, Erdwerken oder Ringwallanlagen gehört auch die Hasenburg mit ihrer Grundfläche von rund vier Hektaren. Sie war im Gebiet der heutigen Schweiz einst Herrschersitz der Häuptlinge und Stammesfürsten der burgundischen und alemannischen Sippen. Im Laufe des 11./12. Jahrhunderts  entstanden aus den grossen mittelalterlichen Adelsgeschlechter die Herren von Lenzburg, Rapperswil, Neuenburg und natürlich die von Fenis. Ihre Sitze waren jedoch keine Vorläufer der Adelsburgen, sondern es waren eher Grosssiedlungen mit vielen Menschen, Handwerk und

Handel. Spätestens im 12. Jahrhundert wurden sie im Zuge eines tiefgreifenden Strukturwandels aufgegeben oder verlegt. Vermutlich geschah dies im Zusammenhang mit Städtegründungen.

Die Kombination von Wehrbau und Wohnbau begann um das Jahr 1000 und nach 1300 trennten sich die Funktionen wieder. «Fakt ist», so Baeriswyl:«Burgenbau war eine typische mittelalterliche ‹Mode›, die es nur etwa 300 Jahre gab.»

Link: www.fenis-hasenburg.ch

Nachrichten zu Seeland »