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Merzligen

«Na zdraví!» auf den Austausch

Drei Gemeinderäte aus Merzligen besuchen die Partnergemeinde Jamné 
in Tschechien – und erleben dort eine überwältigende Gastfreundschaft.

Aleš Wesely, Hans Peter Zesiger, Markus von Felten und Hans Peter Wälti (von links). Bild: zvg

Anna Hofmann

Als Hans Peter Wälti, Gemeindepräsident von Merzligen, und seine Ratskollegen Hans Peter Zesiger und Markus von Felten vor zwei Wochen die Ankunftshalle im Prager Flughafen betraten, erkannten sie ihren Gastgeber auf den ersten Blick. Aleš Wesely, Gemeindepräsident der Partnergemeinde Jamné, trug nämlich ein Schweizer Sennenkäppi. Er brachte die Gäste persönlich ins rund 130 Kilometer südöstlich von Prag gelegene Jamné, wo man sie aufs Herzlichste empfing.

 

Partnergemeinde seit 1992

Im Mai 1991 erhielten alle Berner Gemeinden vom Kanton die Mitteilung, dass man ein Projekt zur Unterstützung der damaligen Tschechoslowakei plane. Es war die Zeit nach der politischen Wende und die dortigen Behörden zeigten sich sehr interessiert am schweizerischen Modell der Gemeindeautonomie. Im Rahmen dieses Projektes vermittelte der Kanton Partnerschaften zwischen Berner Gemeinden und solchen der Region Südböhmen.

Im August 1992 beschloss der Gemeinderat von Merzligen, sich für eine Teilnahme anzumelden und erhielt die Gemeinde Jamné als Partnerin zugeteilt.

Das kleine Dorf mit gut 500 Einwohnern liegt auf der Grenze zwischen Böhmen und Mähren in einer hügeligen, wald- und wasserreichen Gegend. Es umfasst 1117 Hektaren, ist also fast fünfmal so gross wie Merzligen mit seinen 230 Hektaren.

2004 besuchte erstmals eine Delegation aus Jamné die Gemeinde Merzligen. Es entstanden erste Freundschaften und in den Jahren 2005 und 2010 reisten Gemeinderäte aus Merzligen nach Tschechien. Als 2014 wiederum Vertreter aus Jamné in Merzligen weilten, luden sie ihre Gastgeber ein, den Besuch zwei Jahre später zu erwidern, denn dann wollten sie ihr neues Schulhaus festlich einweihen. 2016 waren allerdings die Merzliger intensiv mit den Planungsarbeiten zur Gemeindefusion beschäftigt und konnten die Einladung nicht annehmen.

 

Warmherzige Gastgeber

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte sich Vizegemeindepräsident Hans Peter Zesiger und überzeugte zwei seiner Ratskollegen, den Besuch diesen Herbst nachzuholen.

In Jamné eingetroffen, zeigten die Gastgeber den drei Merzligern als erstes das neue Schulhaus. Diese staunten über den modernen, gut ausgestatteten Bau. Als Gastgeschenk überreichten sie den Schulbehörden einen Scheck über 500 Euro an die Einrichtung des Kindergartens.

Auch das weitere Programm begeisterte sie. Nach einer Führung durch die Gemeinde zeigte man ihnen verschiedene Sehenswürdigkeiten in der weiteren Umgebung: eine jüdische Synagoge, eine prächtige Barockkirche oder einen Zoo. Höhepunkt bildete der Besuch im regionalen Parlament in Jihlava (Iglau), der Hauptstadt des Kreises Vysocina, der rund 700 Gemeinden mit einer halben Million Einwohnern umfasst. Dort empfing sie der oberste Direktor in seinem Büro zu einem freundschaftlichen Gespräch. Dessen Stellung entspricht etwa jener des Vorstehers des Amtes für Gemeinden im Kanton Bern.

Beim Rückblick auf den Besuch in Jamné geraten die Merzliger ins Schwärmen. Sie waren überrascht, wie sauber sich die Ortschaften und Strassen präsentieren. «Die Dorfkerne und Altstädte sind sehr gepflegt. Es gibt kein Littering», sagt von Felten. Zesiger sind die vielen Obstbäume aufgefallen, ganze Alleen, und dass die Landwirtschaft viel grösser strukturiert ist als bei uns. Überrascht hat sie die moderne Infrastruktur bei Kanalisation oder Umfahrungsstrassen. Am meisten überwältigt hat sie aber die herzliche Gastfreundschaft, die sie während dreier Tage erleben duften. Da blieb auch Zeit, um einander zuzuprosten: «Na zdraví!»

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