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Wandern

Nichts für schwache Beine

Eins muss man gleich vorwegnehmen: Ein Spaziergang ist die Strecke von Sorvilier nach Romont nicht. Gleich zwei steile 
Auf- und Abstiege müssen die Wandernden auf sich nehmen. Doch die Aussicht entschädigt für alles.

Keine Idee für einen originellen Ausflug? Das BT macht 
Vorschläge. Auf dem 
Plateau des Montagne de Sorvilier liesse es sich stundenlang weiterwandern. Der Wanderweg
hinauf ist jedoch steinig und steil.
Jana Tálos
  • Dossier

Jana Tálos

Auf den ersten Blick sieht er noch ganz harmlos aus, der Montagne de Sorvilier. Eine Bergkette, knapp 1'200 Meter hoch, dicht bewaldet. An seinem Fuss zieht sich ein breiter Weg über eine Weide sanft den Hügel hinauf.

Doch schon nach wenigen hundert Metern wird klar: Die Aussicht aus der Ferne kann gewaltig täuschen. Denn die Fortsetzung des Weges, der sich irgendwann zwischen dunklen Tannen und Fichten verliert, ist in Wirklichkeit alles andere als breit und sanft.

Doch der Reihe nach.

 

Eine regelrechte Buckelpiste
Nach einer rund 40-minütigen Fahrt von Biel über Sonceboz-Sombeval durch das Vallée de Tavannes erreicht man die 465-Seelen-Gemeinde Sorvilier.

Holzhäuser und moderne Bauten wechseln sich hier ab. Der Wanderweg führt durch das Dorfzentrum, dann zweigt er scharf nach links ab, wo oberhalb der Häuser die ersten Juraweiden beginnen. Der Anstieg ist kurz, dann wird es wieder flach und plötzlich findet man sich inmitten einer sich im Gras ausruhenden Kuhherde wieder. Rechts und links des Hügels befinden sich Ein- und Ausgang des Tunnels der Autobahn. Geradeaus bäumt sich der Montagne de Sorvilier auf. Noch ahnt man nichts von den Strapazen, die der Aufstieg mit sich bringen wird.

Nachdem die Kuhweide passiert ist, verzweigt sich der Weg. Der eine führt über eine Kiesstrasse flach den Hang hinauf. Der andere, zuerst etwas moosig, dann eher steinig, verliert sich nach wenigen Metern zwischen dunklen Tannen und Fichten, wohin auch der Wegweiser zeigt.

Anfangs wechseln sich Moos und Steine mit Gras und Laub ab. Irgendwann tritt das Juragestein jedoch immer häufiger locker aus dem Boden hinaus. Jetzt muss man aufpassen, wo man hintritt. Dass es dazu auch noch steiler wird, macht die Sache nicht einfacher. Bereits nach wenigen Minuten läuft einem der Schweiss in Strömen den Rücken hinunter. Und ein Blick nach oben zeigt, dass der Gipfel noch längst nicht erreicht ist.

 

Märchenhafter Anblick
Nach etwa einer Stunde schweisstreibenden Aufstiegs gibt es endlich einen ersten Lichtblick: ein Aussichtspunkt inklusive Brätelstelle. Der sonst dichte Wald öffnet sich, erstmals ist das darunterliegende Vallée de Tavannes zu sehen. Die Tannen und Fichten ziehen sich bis tief ins Tal hinein. Aus der mittlerweile erreichten Höhe von rund 1000 Metern über Meer ein schon fast märchenhafter Anblick.

Nach einer kurzen Trink- und Esspause geht es zügig weiter. Nun fällt der Tritt schon etwas leichter als zuvor. Die lockeren Steine verschwinden, zwischenzeitlich befindet man sich sogar auf einem befestigten Kiesweg. Wie aus dem Nichts erscheint plötzlich die Krete des Bergs. Und nach einer letzten Kurve tritt das Plateau des Montagne de Sorvilier ins Blickfeld.

Ein paar simple Wochenendhäuser, ein Hof mit weidenden Schafen und eine Ruine säumen den Weg. Dieser führt weiter über das Plateau in Richtung Oberer Bürenberg. Hier hat man Platz, links und rechts liegen sommerliche Juraweiden und auch die Aussicht auf die Alpen und auf den gegenüberliegenden Romontberg versetzen einem in Staunen.

Der Romontberg ist auch das nächste Etappenziel der Wanderung. Welche Strapazen bis dahin noch überstanden werden müssen, daran ist in diesem Augenblick noch gar nicht zu denken. Zu gross ist die Freude darüber, den ersten Aufstieg hinter sich gebracht zu haben. Das gilt es erst einmal auszukosten und den Blick noch etwas schweifen zu lassen.

 

Erfrischung dringend nötig
Auf dem Plateau locken am Wegrand gleich mehrere Einkehrmöglichkeiten. Links die Bergerie de Sorvilier, geradeaus die Métairie de Montoz auf dem Bürenberg. Der bevorstehende Ab- und Wiederaufstieg mahnt jedoch dazu, das Ausruhen auf später zu verschieben. Und so geht es weiter über eine Weide den Berg hinab in den Wald. Hier ist der Weg wieder voll mit losen Steinen, was den Abstieg nicht erleichtert.

Nach etwa 30 Minuten ist das Tal in Sichtweite. Und wenige Schritte später steht man bereits auf einem Bauernhof in der Fläche, der leider über keinen sichtbaren Brunnen verfügt. Trotz sich zu Ende neigender Wasservorräte heisst es wohl oder übel: weiterlaufen. Und zwar gleich erneut steil den Berg hinauf. Heute bleibt einem nichts erspart.

Anders als beim ersten Anstieg geht es gleich zügig aufwärts. Auch hier ist der Weg mässig befestigt. Allerdings hält er sich kurz: In knapp 40 Minuten ist auch der Romontberg erklommen. Oben angekommen geht es schnurstracks auf das Restaurant Romontberg zu, das nach wenigen hundert Metern ins Sichtfeld tritt. Eine Erfrischung und etwas zu Essen sind jetzt bitter nötig. Aber aufgepasst! Sonntags schliesst das Restaurant bereits um 17 Uhr.

 

Lieber flach oder steil?
Nun kann sich der Wandernde entscheiden: Entweder nimmt er den flachen Weg über das Plateau nach Plagne oder den steilen hinunter nach Romont.

Letzteres ist das heutige Endziel, wo auch der Bus zurück nach Biel fährt. Also heisst es: Knie stabilisieren und Halt suchen. Diese Wanderung, das weiss man jetzt, ist definitiv nichts für schwache Beine.

 

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Tipps zur Tour

- Distanz: ca. 13 Kilometer

- Anstieg: 800 Höhenmeter

- Abstieg: 750 Höhenmeter

- Dauer: 4 Stunden

- Anreise: Mit dem Zug ab Biel über Sonceboz-Sombeval nach Sorvilier oder ab Biel über Grenchen Nord und Moutier, dann umsteigen nach Sorvilier. Zugfahrt ca. 40 Minuten

- Rückreise: Ab Romont mit dem Bus nach Biel (Sonntagsfahrplan beachten)

- Route: Die Route befindet sich vollständig auf dem Netz der Berner Wanderwege. Ab Sorvilier der Ausschilderung nach Montagne de Sorvilier folgen, dann Richtung Romont/Romontberg

- Ausrüstung: Wanderschuhe, je nach Trittsicherheit und Belastbarkeit der Knie auch Wanderstöcke

- Schwierigkeit: Etwas für Abenteurer und Ausdauerfreunde, nichts für Familien.

- Einkehren: Bergerie de Sorvilier, Métairie de Montoz (Mittwoch geschlossen), Restaurant Romontberg (Donnerstag geschlossen) jat

 

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Sorvilier - Romont

Grafik: BT/ml, Quelle: Swisstopo

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