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Bielersee

Noch kein bisschen müde

Danielle Reinhardt hat im Alter von 16 Jahren erstmals Bekanntschaft mit dem Segelsport gemacht. Ihre Passion für den Wassersport gibt sie mittlerweile als Lehrerin weiter.

Danielle Reinhardt fühlt sich auf dem und um den Bielersee zu Hause. Egal ob mit einer Jolle, einer Yacht, im Kajak oder kletternd in der Felswand: Die 67-Jährige hält sich polysportiv fit und bietet auch verschiedene Kurse an. Bild: Tanja Lander

Nils Karl

Die Sonnenstrahlen reflektieren sich im Bielersee und das Thermometer zeigt 26 Grad Celsius an. Das schöne Wetter und eine mittlere Windstärke von drei Beaufort führen dazu, dass an diesem Nachmittag rund zwei Dutzend kleinere und grössere Schiffe auf dem See ihre Kreise ziehen. «Die kleineren Jollen dort hinten werden von Studenten aus Magglingen gefahren», sagt Danielle Reinhardt. Die 67-Jährige ist in Biel bilingue aufgewachsen und Leiterin ihrer Segelbasis Voile et Vent. Sie kennt das Treiben auf dem Bielersee. «Diese zwei Yachten da drüben sind Surprises», sagt sie. Der provisorisch eingerichtete Hafen liegt zwischen dem Restaurant Capriccio und der Beau Rivage-Baustelle. Reinhardt stehen hier mehrere Laserjollen, fünf Kajaks sowie fünf Windsurfboards zur Verfügung. Die Infrastruktur gehört grösstenteils ihrem Kollegen Andi Schraner. Mit zwei blauen Bauwagen ist die Basis entsprechend den schwierigen Umständen eingerichtet.

 

Vielfalt am Bielersee

«Wir sind froh, dass wir hier sein dürfen. Es ist aber kompliziert», sagt Reinhardt nachdenklich. Der Zugang zum See ist erschwert. Etwa 20 Zentimeter tief ist das Wasser an dieser Stelle, darunter hat es eine auf dem Grund liegende Schlammschicht von 60 Zentimetern. «Da würde ich lieber nicht reinstehen», sagt die Rentnerin witzelnd. Nachdem die Segelbasis hier drei Sommer lang stationiert war, muss sie im September den Platz voraussichtlich räumen. Sind die Bauarbeiten auf dem Beau Rivage-Areal abgeschlossen, soll neben dem öffentlichen Fussweg auch ein neuer Hafen entstehen und somit Ersatz bieten.

Am Bielersee konzentrieren sich 17 Segelschulen. Deshalb bezieht Reinhardt in ihrem Angebot auch andere Sportarten mit ein (siehe Infobox). Sie vermittelt gerne, was sie selbst am liebsten macht. Neben den verschiedenen Sportarten im und auf dem Wasser ist das Klettern eine weitere grosse Leidenschaft. So kombiniere sie das Erlebnis auf dem See manchmal mit einem Kletterausflug nach Neuenstadt, Magglingen oder Orvin. «Die Leute haben hier ein vielfältiges Angebot», so Reinhardt. Zudem sei das Klettern eine gute Alternative, wenn es mal wenig oder gar keinen Wind habe.

 

Die Sprache als Indiz

Die Besucher ihrer Kurse sollen möglichst schnell die richtige Technik erlernen, damit sie dann auch selbstständig üben können, erklärt Reinhardt. Seien ihre Kunden erst mal von einer Wassersportart fasziniert, würden ihr einige Personen als Materialmieter erhalten bleiben. Wie gut die Kunden bereits segeln, könne sie jeweils schnell abschätzen. «Ich spüre bereits am Telefon, was eine Person kann», so Reinhardt. Frage jemand am Telefon, ob er «so ein kleines Boot» zum Segeln mieten könne, so schmerze dies in ihren Ohren. Dann sei jeweils auch schon klar, dass diese Person keine Ahnung vom Sport habe. Es gibt Yachten und Jollen, stellt sie klar. Selber erste Bekanntschaft mit dem Segeln machte Danielle Reinhardt im Alter von 16 Jahren. Eine Kollegin besass damals einen sogenannten «Vaurien» und nahm sie dreimal mit. Eine solche Jolle bietet Platz für zwei Personen und eignet sich optimal für Anfänger, um Manöver zu erlernen. Das Modell ist inzwischen sehr selten und heute durch die «420er Jolle» ersetzt. Noch heute segelt Reinhardt am liebsten auf einer Jolle, weil man da sehr genau manövrieren müsse, wie sie sagt.

Von da an sei in ihr das Feuer für das Segeln entfacht gewesen. Durch den Segelsport lernte sie ihren Ehemann Peter kennen. Er besass eine «H-Jolle» mit einem Holzrumpf von 6,20 Metern Länge. Diese Jolle sei nicht ganz wasserdicht gewesen, so dass man mit Eimern immer wieder habe eingreifen müssen, erinnert sie sich schmunzelnd. 1979 kauften die beiden schliesslich eine kleine Kielschwerter-Yacht vom Typ «Start 6». Sie ist ebenfalls 6,20 Meter lang, hat eine Segelfläche von 23 Quadratmetern und vier Schlafplätze und eine Kücheneinrichtung. Dieses leistungsfähige Modell besitzen sie noch heute und sind sehr zufrieden damit.

 

Die Leidenschaft weitergegeben

Nachdem Danielle Reinhardt im Selbststudium das Lehrerseminar für Sport und Zeichnen abgeschlossen hatte, verschrieb sie sich dem Ausbilden von Kindern für den Segel- und Skisport. Vor rund 30 Jahren war sie Juniorenverantwortliche und unterrichtete als Fronarbeiterin den Nachwuchs in der kleinsten Jollenkategorie, den sogenannten «Optimisten». Im Winter widmete sich Reinhardt dem Skisport. Als Wettkampftrainerin war sie häufig unterwegs. Ihre beiden Söhne Frank und Ian waren damals im Juniorenalter.

Frank interessierte sich sofort für den Segelsport und war schon bald bei Regatten erfolgreich. Er ist mittlerweile 42-jährig und nahm in verschiedenen Kategorien an Europa- und Weltmeisterschaften teil. In Neuseeland trainierte er sogar für den America's Cup. Mit seiner vierköpfigen Familie segelte er 2011 der afrikanischen Küste entlang bis zu den Kapverdischen Inseln und überquerte dann den Atlantik bis in die Karibik. Sein Bruder Ian konnte sich nie so richtig für das Segeln begeistern und widmet seine Freizeit stattdessen dem Kampfsport Taekwondo.

 

Detailliert oder flexibel

Gemeinsame Reisen unternimmt das Ehepaar immer noch. Danielle Reinhardt erklärt: «Ich plane jeden Ausflug bis ins Detail, Peter geht es hingegen ziemlich flexibel an.» In den Ferien in Südeuropa seien sie mit einem kleinen Camper unterwegs. Mit im Gepäck sind dann zwei Windsurfbretter mitsamt Segel- und Mastzubehör. Auch die beiden Mountainbikes gehören dazu. Während ihr Ehemann viel liest, gleitet sie über die Binnengewässer. Am Mountainbiken haben sie beide nach wie vor grosse Freude.

Neben Ausflügen zu zweit bewegen sie sich auf ihrer Reise auch getrennt fort. «Wir haben immer beide eine Landkarte dabei und machen dann an einem Ort ab, wo wir uns wieder treffen», erklärt sie. Jemand fährt mit dem Camper, während der andere die Strecke mit dem Mountainbike zurücklegt. Beim nächsten Mal werde dann gewechselt. Ein Weg müsse schliesslich nicht immer doppelt zurückgelegt werden, so ihre Begründung.

 

Link: www.voile-et-vent.ch

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