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Aarberg

Nun sind die Trauernden beschützt

Die Erweiterung des Aufbahrungsgebäudes auf dem Aarberger Friedhof wird in den kommenden Wochen fertiggestellt. Sie ist weit mehr als ein simples Vordach.

Die beiden Architekten Markus Schwab (links) und Sven-Axel Sachse freuen sich auf die baldige Fertigstellung des Erweiterungsbaus auf dem Friedhof Aarberg. Markus Nobs

Markus Nobs
 
Wer in diesen Tagen den Aarberger Friedhof aufsucht, dem bleibt der moderne und leicht wirkende Erweiterungsbau des Aufbahrungsgebäudes bestimmt nicht unbemerkt. «Zuerst war ein gerades Vordach angedacht, in der Art wie es bei der Primarschule in Aarberg besteht», so Markus Schwab, Architekt und Geschäftsinhaber der Raumzeit Architekten GmbH in Aarberg, welche für die Gemeinde das Projekt plante und ausführte.

«Anhand eines Modells konnten wir jedoch aufzeigen, dass die jetzt entstandene Erweiterung in verschiedener Hinsicht einen Mehrwert hat», erinnert sich Schwab. Und tatsächlich: Das bestehende Gebäude aus dem Jahr 1969, welches damals durch den Architekten Carlo Ferrario entworfen wurde, erhielt mit dem jetzigen Erweiterungsbau einen zeitgemäss wirkenden Zwilling an die Seite gestellt.

«Die beiden Objekte sind baulich nicht miteinander verbunden, sondern stehen jedes für sich», so Architekt Sven-Axel Sachse, der heute mit seinem Chef vor Ort ist, um den Baufortschritt zu kontrollieren. Jeder Gebäudeteil steht also für sich alleine, jeder ist aus anderen Materialien gefertigt und hat einen anderen Zweck.

Und doch bilden die zwei Bauobjekte eine Einheit, weil ihre Aussenform gleichartig und der heutigen Zeit angepasst ist. «Ja, das bisherige Gebäude hatte bereits eine gute architektonische Grundform, beispielsweise mit dem auf einer Seite bis zum Boden hinuntergezogenen Dach», weiss Schwab.

Und: «Das Spezielle am Erweiterungsbau ist das Schattenspiel, welches durch die querliegenden Holzbalken entsteht.»

Je nach Sonnenstand zeichnen sich verschiedene Bilder auf dem Boden und an der Wand des Aufbahrungsgebäudes ab, erklärt Schwab.

Der Erweiterungsbau hat neben dem architektonischen jedoch auch einen ganz praktischen Nutzen: Er schützt vor Regen. Dazu Bauverwalter Marc Lehmann: «Mit der Errichtung des Vordaches wird ein langgehegter Wunsch endlich erfüllt. Zum einen geht es effektiv darum, dass bei einer Abdankung die Trauergäste die Möglichkeit haben, im Trockenen zu stehen.»

Andererseits sei es vorgekommen, dass je nach Windrichtung gar die Urne oder der Sarg im Regen stand. «Das war nicht unbedingt pietätvoll», weiss Lehmann. Auch die Pfarrer hätten vielfach im Regen gestanden und mussten jeweils durch eine Person, die einen Schirm trug, vor der Witterung geschützt werden.

«Schön ist, dass künftig der Platz unter dem Erweiterungsbau auch zu einem Ort der Begegnung werden kann», freut sich Architekt Schwab sichtlich.

Seitlich bleibt die neue Überdachung im unteren Bereich offen. So sei es den Trauernden möglich, ihren Weg hin zur Abdankung selbst zu wählen, begründet Schwab diese Art der Gestaltung. Noch nicht geliefert wurden die zwei langen Sitzbänke, mit welchen der Raum bis zur Eröffnung Ende März noch möbliert werden soll.

Auf dem Modell im Büro von Markus Schwab ist jedoch bereits gut zu erkennen: Wer auf diesen Bänken sitzen wird, kann durch das Glas hindurch sogar den Himmel sehen und vielleicht damit auch seinen eigenen Weg finden, mit der Trauer umzugehen.
 

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