Sie sind hier

Abo

Loveresse

«Ohne Gesundheit ist alles nichts»

Lea Flückiger ist die letzten 100 Jahre weit herumgekommen. Heute feiert sie in Loveresse bei bester Gesundheit ihren runden Geburtstag.

Mit ihrem Ehemann betrieb Lea Flückiger einst die Bäckerei mit dem Restaurant Trois Suisses in Salcourt. Bild: RBE

Heute feiert Lea Flückiger ihren 100 Geburtstag. Ein spezielles Gefühl? Nicht wirklich, meint die Jubilarin. Sie nimmt, das wird im Gespräch mit ihr schnell klar, das Leben so, wies kommt. Das hat sie schon immer getan. «Ich nehme den Tag, wir er kommt. Entweder ist er gut oder er ist schlecht», sagt die Jubilarin.

Lea Flückiger wurde am 26. April 1921 in Eriswil geboren, wo sie auch zur Schule ging. Nach ihrem Schulabschluss ging sie ins Welsche, um Französisch zu lernen. Darauf folgte ein Abstecher nach Olten, wo sie als Köchin arbeitete. Für die Arbeit zog es sie anschliessend nach Neuenburg, da lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Fritz Flückiger kennen. 1945 verlobte sich das Paar und zwei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken. Zu dieser Zeit lebten die Frischvermählten in Bern, hier kam ihre erste Tochter zur Welt. 1947 eröffnete das Paar in Saicourt die Bäckerei mit dem Restaurant Trois Suisses, das es 40 Jahre betrieb; dort wuchsen auch die Kinder auf.

Nach der Pensionierung zog das Paar nach Lyss, wo es für die nächsten 30 Jahre eine Eigentumswohnung bezog. Heute lebt Lea Flückiger im Altersheim Le Foyer des Prés in Loveresse. Seit sie dort ist, vergehen ihre Tage deutlich langsamer als zuvor, erzählt sie. Damit will Lea Flückiger allerdings nicht ausdrücken, dass ihr langweilig wäre; sie hilft in der Küche oder macht Spaziergänge rund ums Altersheim. Und falls es passt, sitzt sie mit ihren Kameradinnen und Kameraden für das eine oder andere Spiel zusammen.

Gefragt nach ihren Lieblingsmenus, winkt Lea Flückiger ab: «Da gibt es nichts Spezielles, ich esse, was auf den Tisch kommt», sagt die ehemalige Köchin. Die unkomplizierte Haltung, die Lea Flückiger in Anbetracht des Alltags im Altersheim beweist, steht sinnbildlich für eine Einstellung, welche sie ihr Leben lang begleitet hat. Sie und ihr Mann arbeiteten mehr als andere und sie betont, dass ihr Wochenpensum überdurchschnittlich gewesen sei. Sport zu machen kam ihr dabei gar nicht in den Sinn: Erst, als sie pensioniert wurde und nach Lyss zog, trat sie dem Sportverein bei.

Arbeit statt Sport, Kinder und ein eigener Betrieb. Lea Flückiger klagte nie und sagt heute, sie sei immer zufrieden gewesen. Schlechte Zeiten kenne sie nicht. Zu diesen Aussagen passt auch ihr Gottvertrauen, an dem sich seit ihrer Kindheit nichts geändert hat. Und genauso, wie sie ihr Leben gemeistert hat, geht sie auch das Thema Tod an: «Eines Tages gehe ich ins Bett und erwache nicht mehr.» Mehr denke sie darüber nicht nach.

Wer so denkt, lässt sich auch nicht durch einen hohen Geburtstag aus der Ruhe bringen. «Mir geht es jedenfalls gut, ich bin nicht krank», sagt sie und strahlt. Und das sei schliesslicht das Wichtigste, denn ohne Gesundheit, sei «alles nichts».

Die heutige Zeit fordert Lea Flückiger mehr als ihr persönliches Schicksal. Zu ihrer Zeit habe man einfach im Geschäft der Eltern geholfen und nicht viel darüber nachgedacht. Heute habe man so viele Möglichkeiten, dass die Menschen überfordert seien. Für sie ist das aber nicht wirklich schlimm, da sie den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt hat. Sie erinnert sich daran, dass damals die Lebensmittel rationiert wurden, was für alle einschneidend gewesen sei. Vor diesem Hintergrund leuchtet ein, dass Lea Flückiger die Auswahl in den Geschäften schätzt.

Roman Bertschi

Stichwörter: Jubiläum, Geburtstag, Schweiz, 100

Nachrichten zu Seeland »