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Grenchen

Pandemie macht Jugendarbeit noch wichtiger

Von der Baubaracke zum Jugendhaus: Die offene Jugendarbeit hat in Grenchen eine lange Tradition. Der Präsident blickt auf ein schwieriges Pandemiejahr zurück.

Symbolbild: Pixabay

Es war in der Hochblüte der Hippiezeit, als sich in Grenchen ein Komitee bildete, das für die Jugendlichen in Grenchen ein Zentrum schaffen wollte. Hauptziel war, den Jugendlichen einen Treffpunkt und sinnvolle Freizeitbetätigungen bieten zu können. Im Januar 1974 feierte das Zentrum Eröffnung – in einer ehemaligen Baubaracke, die im Lindenpark als Provisorium wiederaufgebaut worden war. Der Schuppen wurde in Grenchen als JZ bekannt und beliebt.

Die Baracke wurde dem Besucherandrang bald nicht mehr gerecht. In der Folge bauten die Jugendlichen in insgesamt 6000 Stunden Fronarbeit ihr Jugendhaus. Die Situation drohte in den Jahren darauf zu entgleisen; der Drogenkonsum nahm überhand, die Stadt wollte sich die Ausgaben sparen, Schliessungsgedanken tauchten auf.

Unter dem neuen Namen Lindenhaus, der Gründung des Vereins ISG Lindenhaus und einer Leiterin für die offene Jugendarbeit, etablierte sich das ehemalige JZ dauerhaft. Ein Mittagstisch für Schulkinder wurde eingeführt, ebenso Angebote wie Ausflüge in den Seilpark, Pedalo fahren, Lottospielen, Kinonachmittag oder Backen, Hip-Hop Tanzcamps und vieles mehr.

Zwei diplomierte Sozialpädagoginnen sind vor Ort präsent und seit 2016 ist Matthias Meier-Moreno Präsident der ISG Lindenhaus. In seinem Jahresbericht 2021 blickt er auf ein schwieriges Pandemiejahr zurück, das von «Einschränkungen, ständig wechselnden Bedingungen» geprägt war. Die Jugendarbeiterinnen seien jedoch «mittlerweile Pandemie erprobt und wissen damit kreativ umzugehen», schreibt Meier-Moreno in seinem Bericht.

So sei es ihnen immer wieder gelungen, sich neu auszurichten und trotz allem ein Angebot zu schaffen, das von den Kindern und Jugendlichen genutzt wurde. Meier-Moreno: «Unsere oberste Maxime bestand darin, unser Angebot offen zu halten.» Dies, damit trotz Pandemie Sozialkontakte stattfinden konnten. 35 Projekte führte das Lindenhausteam während des Jahres durch. Dies entspricht laut Meier-Moreno einer Zunahme von über neun Prozent. Man habe diese bewusst in kleinen Gruppen durchgeführt. So hatten die Sozialarbeiterinnen mehr Zeit für die Beziehungspflege.

Meier-Moreno legt dar, dass neben einer offenen Tür ein offenes Ohr und Gespräche wichtige Instrumente in der täglichen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen waren. Dies belegten auch die konstant hohen Zahlen der Beratungsgespräche. 128 wurden durchgeführt, was einer Zunahme von fast sieben Prozent entspricht. Die Pandemie hinterlässt bei Kindern und Jugendlichen Spuren: Meier-Moreno verweist auf das Reporting 2020 der Schulen Grenchen. Nicht selten sei es daher nicht bei blossen Beratungsgesprächen geblieben. Laut Meier-Moreno «ist es eminent wichtig, dass wir mit dem Lindenhaus ein niederschwelliges Angebot anbieten können.» Denn die negativen Belastungen seien bei den Jugendlichen nach wie vor hoch.

Erfreulich habe sich die Zusammenarbeit mit den Schulen Grenchen entwickelt: 16 Schulklassen haben sich laut Bericht das Lindenhaus und seine Angebote vor Ort zeigen lassen. Zusätzlich durften die Sozialarbeiterinnen Tamara Moser und Melanie Stoller das Lindenhaus in neun Schulklassen vorstellen gehen. Dies habe dem Lindenhaus viele neue jugendliche Besucher beschert. mt/bjg

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