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Seeländer

Reisen zwischen 
den Sprachen

Bonjour! Bei uns wurde in den vergangenen Wochen oft Französisch parliert. Der Sprachaustausch zwischen den Kantonen Bern und Wallis mit dem Namen "Deux langues - ein Ziel" erlaubt das Eintauchen der 7. Klässler in die jeweils andere Sprache.

Theo Martin Redaktor

Denn die Verantwortlichen beim Kanton sagen richtigerweise: "Trockenschwimmen genügt nicht. Wer schwimmen will, muss ins Wasser."

Weltweit wird die französische Sprache immer mehr vom – ach so coolen – Englisch verdrängt. Selbst in der Schweiz wurde unlängst der Ruf laut, das Frühfranzösisch abzuschaffen. Gut also, wenn jemand Gegensteuer gibt.

2400 Schulkinder aus den Kantonen Bern und Wallis sind im März in diesem «rotativen Halbklassenaustausch» gewesen. Sie haben jeweils einige Tage bei einer Gastfamilie im anderen Kanton verbracht, um daraufhin einen Schüler oder eine Schülerin bei sich zu Hause zu beherbergen.

So kam es, dass unsere Familie Mitte Januar wie viele andere ein erstes Mal ins Wallis reiste, um vor dem eigentlichen Austausch Gastfamilie und Austauschschülerin kennenzulernen – und die neun Tage im März vorzubereiten. Und das nur schon weil die meisten Kinder erstmals bei völlig Fremden übernachtet haben und die Eltern für den Transport am ersten und letzten Tag zuständig waren.

Die Idee ist natürlich, dass im Unterwallis Französisch und im Seeland Deutsch gesprochen wird. Hier allerdings hat das Modell der Sprachimmersion, dem Eintauchen in ein fremdsprachiges Umfeld, bald einmal Risse bekommen. Wenn zwischen den Eltern wie selbstverständlich nur französisch gesprochen wird, widerspricht das zumindest dem Geist des Projekts.

Wenn die Walliser Austauschschülerin im Seeland partout kein hochdeutsches Wort versteht, Antworten prinzipiell nur französisch gibt und nicht einmal «Ja» oder «Nein» sagen will, dann droht der Sprachaustausch grundsätzlich zu scheitern. Denn nur wer die andere Sprache wirklich sprechen will, lernt sie auch.

Die Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg ist für niemanden einfach – auch für uns Eltern nicht. Fehler machen gehört dazu. Ich war deshalb ganz überrascht, dass wir über Stunden problemlos mit den Gasteltern parlieren konnten. An solche Wahrnehmungen werden sich alle Beteiligten noch lange erinnern.

Denn die Jugendlichen folgen nicht nur dem Unterricht in der Fremdsprache, sondern nehmen auch am Alltag der Gastfamilie teil. Damit kommt es zu einem umfassenden Kulturaustausch. Das Projekt ist eine Erfahrung fürs Leben – die Willensnation Schweiz funktioniert nur, wenn wir effektiv zusammenleben wollen.

Info: «Egge Sibni» ist in Rente gegangen. An seiner Stelle schreibt nun Theo Martin als «Seeländer» alle vier Wochen eine persönliche Kolumne.

 

 

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