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Safnern legt den Taktstock nieder

Eigentlich hätte es eine grosse Jubiläumsfeier werden sollen. Doch nach der ersten Verschiebung und der weiterhin unsicheren Lage beenden die Verantwortlichen das Projekt Seeländische Musiktage 2022 in Safnern.

Symbolbild: Pixabay

«Als der Entscheid gefallen war, blieb es einen Moment lang still im Raum», sagt Christian Salzmann. Der Präsident der Musikgesellschaft Safnern (MGS) war Teil des Organisationskomitee für die Seeländischen Musiktage 2020. Wegen der Pandemie musste die Durchführung um zwei Jahre verschoben werden. Das BT berichtete damals, dass eine Verschiebung auf 2021 aus mehreren Gründen nicht möglich war. Einerseits fand in Interlaken das Eidgenössische Musikfest statt, andererseits waren die möglichen Daten bereits besetzt. Zudem wurden viele Anlässe auf das Folgejahr verschoben, so dass die Organisatoren am wirtschaftlichen Erfolg zweifelten.

Die Situation sei jetzt aber kaum besser, sagt Salzmann. Man wisse nicht, welche Beschränkungen und Öffnungen in den kommenden Wochen geplant seien. Aus diesem Grund hat das OK um Dieter Winkler vor wenigen Tagen eine harte Entscheidung treffen müssen: die Seeländischen Musiktage 2022 werden abgesagt. Das Verdikt war mit zwei Gegenstimmen deutlich. Man habe alle Argumente hin und her diskutiert, berichtet Winkler. Ein erfolgreiches und nachhaltiges Fest konnten sich die meisten nicht vorstellen. Das zeichnete sich bereits im Herbst 2021 ab. Deutlich wurde dies am Beispiel der Suche nach Helferinnen und Helfer. Trotz breiter Ausschreibung habe man bisher erst eine Zusage erhalten, viele wollten die weitere Entwicklung abwarten. Martin Scherer, Präsident des Seeländischen Musikverbands, doppelt nach: «Fehlende Planungssicherheiten, düstere Prognosen von Experten und letztlich die Gefahr, ohne Hilfe des Bundes plötzlich ein finanzielles Fiasko anzurichten und so den eigenen Verein in den Ruin zu treiben, machten diesen Entscheid notwendig.»

Fast fünf Jahre Festplanung werden damit abgebrochen. Die Entscheidung wurde von allen Mitgliedern der Musikgesellschaft mit grossem Verständnis zur Kenntnis genommen. Auch die angemeldeten Vereine zeigten Nachsicht mit dem OK, auch wenn das Fest mit Freude erwartet wurde. Martin Scherer kritisiert, Bundesbern habe sich zu wenig um die Kultur gekümmert und ihr den Schwarzen Peter zugeschoben.

2020 wollte die MGS gleichzeitig ihr 150. Jubiläum feiern. Mit dem Abbruch des Musikfests wird auch die Jubiläumsfeier abgeblasen. «Wir wollen uns jetzt auf uns selbst konzentrieren und die Vereinsaktivitäten auf bewährte Programmpunkte stützen», so Salzmann. So soll im Frühsommer das Jahreskonzert nachgeholt werden. Für die Vereine seien die Musiktage zwar ein toller Anlass, sagt Winkler, aber kaum für deren Erfolg verantwortlich. Das bestätigt auch der Präsident des Schweizerischen Musikverbandes. Er wünscht sich, dass die Vereine Alternativ-Projekte durchführten, wie etwa Bien-Brasse in Port. Am 11. Juni werden sich Nachwuchsmusizierende an den Seeländischen Einzel- und Gruppenwettspielen in Ins miteinander messen. Renato Anneler

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