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Rapperswil

Schnure, schnädere, useposune

Elsbeth Boss veröffentlicht bereits ihr sechstes Buch. Auch in «U plötzlech wienachtets» malt sie schreibend Geschichtenbilder. Und im Interview erzählt sie, warum sie das Berndeutsche so mag und was ihr die Adventszeit bedeutet.

Malen und Schreiben sind die Passion von Elsbeth Boss. Bild: Rafael Schaefer/A
Interview: Raphael Amstutz
 
Elsbeth Boss, wie schwierig ist es heute, ein Buch zu realisieren; also es zu finanzieren?
Elsbeth Boss: Der Verlag macht für jedes Buchprojekt einen verbindlichen Kostenvoranschlag. Zusammen mit entsprechenden, informativen Unterlagen zum Buch bewerbe ich mich bei verschiedenen Institutionen. Bei meinen sechs Büchern hatte ich bisher Glück und konnte das Geld finden, auftreiben oder beschaffen. Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist, und bin dankbar dafür, dass mein Schaffen unterstützt wird.
 
In Ihrem neuen Werk geht es um die Weihnachtszeit. Was bedeutet Ihnen persönlich die Adventszeit und Weihnachten?
Im Christentum hat die Heilige Nacht – mit der Geschichte um die Geburt Jesu – einen historisch-religiösen Hintergrund. Weihnachten ist für mich ein Ritual, eine formelle, festlich-feierliche Handlung, ein Mysterium, ein religiöses Geheimnis – ein geheimnisvolles Rätsel – das mit Verstand und Vernunft nicht zu fassen, nicht ergründbar ist. Aber man muss ja nicht immer alles beweisen! Dass Weihnachten wohl festlich-feierlich schön, aber nicht immer nur «Heile Welt» ist, davon erzählen meine Geschichten im Buch «U plötzlech wienachtets». 
 
Woher kommt die Affinität zum Berndeutschen?
Berndeutsch ist die Mundart meines Lebensraums. Und leben heisst auch denken, fühlen, sprechen und schreiben. Berndeutsch ist eine lautmalerische, blumig-bunte, schöne Sprache! Eine träfe, eine chäche Sprache, mit Wörtern, die rein lautmalerisch wiedergeben, wie es gemeint ist: rede, schnure, plagiere, schnädere, chädere, chifle, öppis vorschwafle, lüge, reklamiere, proteschtiere, tobe, töbere, töipele, rüefe, usrüefe, plappere, motze, moffle, möögge, määggele, nörgele, wäffele, ufbegäre, useposune, lamentiere, aapfure, aaschnouze, rüffle, pyschte, süfzge, stöhne, chüschele ... Wenn man nicht gleicher Meinung ist, kann man öpperem a Chare fahre. Das tönt doch anschaulicher als: Ich war mit jemandem nicht gleicher Meinung. 
 
Können Sie sich vorstellen, wer Ihre Bücher liest? Gibt es ein Stammpublikum oder ändert sich das jeweils?
Berndeutsch ist gerade gross in Mode, also en vogue. Ich reite auf einer Welle, die Mundart an Land spült.
 
Erhalten Sie Reaktionen auf ihre Texte?
Ja, das ist schön und tut gut. Ich zitiere aus einer Mail: «Hallo! Was habe ich jetzt für einen herrlichen Abend, beziehungsweise eigentlich fast ‹Heiligen Abend› erlebt, dank den ‹Wunderprachtsgüggern› von Weihnachtsgeschichten. Ich habe mich amüsiert, bin berührt und begeistert von den fantastischen, dramatischen, spannenden, gspürigen und inspirierenden Geschichten. Geschichten zum süchtig werden! Vielen Dank!» – Das stellt auf! 
 

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