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Corona

Schüler sieht man nur noch maskiert

In den Seeländer Schulen reagiert man auf die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse zwar unaufgeregt. Dennoch es gibt Bedenken.

Symbolbild: Keystone

Mengia Spahr

Von der aktuellen Coronawelle sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Sie erkranken zwar selten schwer, verbreiten das Virus aber weiter. Weil sich die Situation auch im Kanton Bern deutlich zuspitzt, hat der Regierungsrat eine Maskenpflicht für die Schulen beschlossen. Seit Montag müssen Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse sowie sämtliche Lehrpersonen Masken tragen. Die Massnahme gilt voraussichtlich bis am 24. Januar.

Die Seeländer Schulen sind sich bereits gewohnt, auf neue Corona-Massnahmen zu reagieren. Auf den meisten Websites findet man Corona-Updates und Newsletter. Die Lysser Schulen etwa veröffentlichen wöchentlich ein Bulletin mit Informationen zum Coronavirus.

Alexander Lees, Abteilungsleiter Bildung und Kultur der Lysser Schulen, beschreibt die Reaktion der Lehrpersonen auf die neue Maskenpflicht so: «Man würde natürlich lieber ohne Maske unterrichten, damit man die Mimik sieht. Aber die Leute haben Verständnis für die Massnahme.» Diese ist nicht neu und lässt sich vergleichsweise leicht umsetzen. Bereits im letzten Frühjahr dehnte der Regierungsrat die Maskenpflicht auf die Primarschule aus. Lees sieht in der aktuellen Regelung einen Vorteil zu damals: Diesmal gibt es keine Maskenpflicht auf dem Pausenplatz. Es sei für die Aufsichtspersonen mühsam, wenn sie den Schülerinnen und Schülern hinterherrennen und sie wegen der Masken mahnen müssen.

Ähnlich unaufgeregt sind die Stimmen aus anderen Schulen der Region. Marc Küffer, Schulleiter des Oberstufenzentrums Täuffelen, sagt, er habe keine Reaktionen auf die Massnahmen erhalten. Ebenso tönt es aus Aarberg: «Die neuen Massnahmen scheinen wohl nachvollziehbar», so Co-Schulleiter Martin Heiniger. Aktuell beschäftigt ihn jedoch die Frage, wie die Skilager im Februar durchgeführt werden können. «Ein Skilager mit Maskenpflicht macht keinen Sinn», sagt er. Letztes Jahr hat die Schule die Lager bereits im November abgesagt. Jetzt warte man ab, mit dem Risiko, Annullationskosten bezahlen zu müssen, sagt er. Denn das Bedürfnis nach Lagern sei riesig.

 

Umstrittene Ausbruchstests

Seit September gibt es an den Schulen im Kanton Bern keine wöchentlichen Massentests mehr; getestet wird nur noch bei Corona-Ausbrüchen. Mit dem sogenannten Ausbruchstesten fährt Bern innerhalb der Schweiz einen Sonderweg. An diesem hält der Kanton bis jetzt fest, obschon er zu Diskussionen führt. So kritisieren Politikerinnen und Eltern in der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens die Strategie: Da es keine regelmässigen Tests mehr gebe, würden die Schulen durchseucht.

Die befragten Seeländer Schulleitungen erzählen hingegen nichts von grossen Konflikten. Klar gebe es beide Seiten, sagt Alexander Lees aus Lyss. Er weiss sowohl von Beschwerden darüber, dass die Regeln zu lasch seien als auch von solchen, dass sie zu weit gehen. Beides sei aber sehr selten. Die Schulleitungen sind ihm zufolge keineswegs ständig mit verärgerten Eltern konfrontiert. Die grosse Masse trage die Massnahmen mit.

«Dafür, dass wir rund 700 Schülerinnen und Schüler haben, gab es bisher wenig Reaktionen», sagt auch der Abteilungsleiter Bildung der Schule Studen Aegerten, Olivier Hänni. Bis zu ihm seien wohl vier bis fünf Reklamationen gekommen. Und Marc Küffer sagt, dass er in der Schule der Verbandsgemeinden Täuffelen, Gerolfingen, Epsach, Hagneck, Mörigen, Sutz-Lattringen seit den Sommerferien keine Meldungen von Eltern mehr erhalten habe.

 

Wann macht testen Sinn?

Die Kritik am Ausbruchstesten können die befragten Schulleiter nicht nachvollziehen. Als man die Massentests ersatzlos strich, sei er nicht glücklich gewesen, sagt der Aarberger Co-Schulleiter Martin Heiniger. Doch dass nach den Herbstferien das Ausbruchstesten eingeführt wurde, sei gut. Er findet testen bei Krankheitsfällen sinnvoller als präventive Tests. Denn wenn man am Donnerstag einen Massentest machte, und sich ein Kind am Freitag ansteckte, dauerte es eine Woche, bis man es herausfand. Das Ausbruchstesten sei viel gezielter, findet Heiniger. «Es bringt nichts, den ganzen Wald nass zu machen. Man muss dort löschen, wo es brennt und wo der Wind hin weht.» Bei den bisher zehn Ausbruchstestungen in Aarberg waren von rund 530 Testresultaten fünf positiv.

Problematisch sei nur, dass es aufgrund der knappen Ressourcen oft einige Tage daure, bis man nach der Meldung eines Falles testen könne, sagt Heiniger.

Alexander Lees gibt ebenfalls zu bedenken, dass es gut wäre, wenn die Tests jeweils rascher durchgeführt würden. Grundsätzlich werde das Ausbruchstesten aber auch in Lyss als zielbringender erachtet als die regelmässigen Massentests. Als Momentaufnahme bieten die Massentests laut Lees eine Scheinsicherheit. «Man müsste wohl mehrmals pro Woche testen, aber das wäre kaum umsetzbar.»

Erfreut über den Berner Sonderweg zeigt sich auch Olivier Hänni. Das Ausbruchstesten sei viel weniger belastend für die Lehrpersonen als die repetitiven Tests. Ausserdem gebe es weniger Probleme, sagt der Abteilungsleiter Bildung der Schule Studen Aegerten. «Das Testen an sich hat auch vorher jeweils super geklappt, das Nachtesten durch den Zivilschutz auch, doch bei den nachfolgenden Schritten kam es einige Male zu Problemen.» Hänni erzählt von vertauschten Namen und anderen Missgeschicken. Dies sei sehr belastend für die betroffenen Eltern gewesen.

Lees wie Hänni sagen, dass sich die Schulen zwar auf mögliche Szenarien vorbereiten, aber nicht selbst mit weiteren Massnahmen vorpreschen wollen. Die Gemeinde mache keine Sololäufe, so Lees. «Wir wollen die Leute nicht verwirren und das Vertrauen in Bund und Kantone fördern.»

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