Sie sind hier

Abo

Wahlen 19

Sie kämpfen zu zehnt, 
jedoch mit geringen Chancen

Neun Sitze gilt es für die Berner SVP zu verteidigen. Acht kandidieren erneut. Obwohl die Seeländer auf keine Bisherigen zählen können, geben die zehn Kandidaten die Hoffnung nicht auf.

Symbolbild: Keystone
  • Dossier

Hannah Frei

Für die SVP werden die anstehenden Wahlen eine Zitterpartie. Der Kanton Bern verliert aufgrund der verhältnismässig langsam wachsenden Bevölkerung einen Sitz im Nationalrat. Ihren neunten Sitz hat die Berner SVP bei den letzten Wahlen nur knapp gewinnen können. Adrian Amstutz aus Sigriswil wird aufgrund der parteiinternen Amtszeitbeschränkung nach 16 Jahren im Nationalrat nicht mehr kandidieren. Die acht weiteren Bisherigen jedoch schon. Von den zehn Seeländer Kandidatinnen und Kandidaten der SVP sind jedoch alle neu – zumindest für den Nationalrat. Für sie wird es also schwierig, einen Sitz zu erobern.

Trotzdem bleibt Grossrat Martin Schlup aus Schüpfen optimistisch: «Die Hoffnung stirbt zuletzt.» Im Grossen Rat ist der Meisterlandwirt Mitglied der Gesundheitskommission. Er fordert günstigere Krankenkassenprämien. Dies würde auch im Nationalrat eines seiner Kernanliegen sein. Zudem möchte er gegen das geplante EU-Rahmenabkommen oder gar einen Beitritt kämpfen. «Die Schweiz darf nicht verkauft werden, ohne überhaupt richtig zu verhandeln», sagt er.

 

Klimadebatte doch Thema?

Auf die aktuelle Klimadebatte angesprochen reagiert Martin Schlup verärgert. Hier tue man der SVP unrecht. Seit Jahrzehnten sei der Klimaschutz in ihrem Parteiprogramm, besonders in Hinblick auf die Landwirtschaft. Jedoch würden hierbei nicht Regulierungen oder Verbote im Vordergrund stehen, sondern die Eigenverantwortung jedes Einzelnen.

Dies betont auch Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern. «Wir müssen an den Büezer denken, der auf dem Land lebt und auf das Auto angewiesen ist.» Bei einer Benzinpreiserhöhung würden eben genau diese Leute darunter leiden, den Klimawandel würde dies aber nicht aufhalten.

Der 25-jährige Lengnauer ist bereits bei den letzten Grossratswahlen angetreten und landete auf dem ersten Ersatzplatz. In diesem Jahr tritt er nicht nur für den Nationalrat, sondern auch für den Lengnauer Gemeinderat an. Seine Chancen für die Nationalratswahl schätzt er jedoch eher gering ein. Auf kommunaler Ebene hingegen sei er bereits kein Unbekannter mehr.

Dabei ist er spätestens seit der Anklage wegen Rassendiskriminierung aufgrund eines Plakats für die kantonale Wahlkampagne 2018 auch über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt (das BT berichtete). Spahr hält jedoch fest: «Es war nicht der Gerichtsprozess, der mich bekannt gemacht hat, sondern mein Einsatz.» In der Vergangenheit hat er sich bereits mehrfach gegen Transitplätze für Fahrende eingesetzt.

Falls er es in den Nationalrat schaffen würde, wäre die Sicherheitspolitik neben dem EU-Rahmenabkommen eines seiner Kernthemen. Zudem würde der Polizist die interkantonale Zusammenarbeit in der Sicherheitsabteilung fördern.

Neben Spahr tritt auch der Geschichts- und Germanistikstudent Dominik Dummermuth für die Junge SVP an. Der Lysser kandidierte bereits für den Gemeinderat, das Lysser Parlament und den Grossen Rat – geklappt hat es bisher jedoch nicht. Für Dummermuth waren diese Wahlen trotzdem ein Erfolg, auch wenn das Resultat für ihn nicht knapp ausfiel. Auch bei den Nationalratswahlen schätzt er seine Chancen gering ein. Aber: «Ich sehe mich nicht als Lückenfüller, sondern will durch mein Engagement zu einem möglichst guten Resultat für die Junge SVP beitragen.»

Der 22-Jährige engagiert sich sowohl in der kantonalen SVP als auch bei den Jungen. Beide würden gut zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen. «Das ist bei der Juso und der SP nicht immer der Fall», sagt er.

Zwischen der SVP und ihrer Jungpartei sieht Dummermuth jedoch einen wesentlichen Unterschied: «Die Jungen dürfen provokativer sein und mehr wagen.»

Ein Weiterer im Bunde der Jungen SVP ist Christoph Henz. Der 21-jährige Seedorfer möchte mit seiner Kandidatur ebenfalls die Junge SVP stärken, aber auch sein eigenes Netzwerk ausbauen. «Ohne ein gutes Netzwerk kann man eine Wahl nicht gewinnen.»

Er möchte durch die Politik die Menschen überzeugen, an Altbewährtem festzuhalten – so auch bei den Verhandlungen zum EU-Rahmenabkommen. Und hierbei sieht er die SVP als einzige Partei, «die sich ehrlich gegen einen EU-Beitritt wehrt».

 

Zwei bekannte SVP-Frauen

Die beiden SVP-Frauen Sandra Schneider und Nadja Günthör sind ebenfalls keine unbekannten Gesichter in der Region. Die Erlacherin Günthör war bereits Gemeinderätin und Vize-Gemeindepräsidentin. Sie engagiert sich im Tourismus. Verheiratet ist sie mit Werner Günthör, dem ehemaligen Weltmeister im Kugelstossen. Sie hat letztes Jahr für den Grossen Rat kandidiert «und ein überraschend gutes Resultat erzielt», wie sie sagt. Dies habe sie dazu motiviert, auch bei den Nationalratswahlen anzutreten.

Neben den Kernthemen der SVP wie der Migrationspolitik oder der Landwirtschaft stehen für Günthör Bildung, Sport und Tourismus im Vordergrund. Ihr ist es wichtig, den Tourismus nicht nur in den städtischen Gebieten, sondern auch in Rand- und Bergregionen zu fördern und dort Arbeitsplätze zu schaffen.

Sandra Schneider ist Bieler Stadträtin, seit letztem Jahr Grossrätin und eckt mit ihrer konsequent bürgerlichen Haltung auch gerne mal an. «Damit mache ich mich zwar nicht überall beliebt. Aber es ist wichtig, dass man sich treu bleibt», sagt sie. So setzt sich Schneider in der aktuellen Klimadebatte für die Autofahrer ein, gegen jegliche Einschränkungen und Gebühren. «Wir springen nicht auf diesen Klimahype auf.» Schneider spricht von Panikmache, betont jedoch auch, dass sich die SVP für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetze, also ebenfalls zum Klimaschutz beitrage.

Das Ziel der 27-Jährigen bei den Nationalratswahlen ist die Verteidigung der neun Sitze der Berner SVP. Für die Seeländer Kandidaten sieht jedoch auch sie die Chancen gering.

Nachrichten zu Seeland »