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Worben

Sind hier Kriminelle am Werk?

Etliche Bewohnerinnen und Bewohner in Worben haben vor ihren Wohnhäusern ungewöhnliche Ölspuren entdeckt. Ist es ein Lausbubenstreich oder handelt es sich um sogenannte "Gaunerzinken"? Nicht einmal die Polizei ist sich einig.

Solche Spuren, wie bei Vanessa Teuscher, sind kein Einzelfall in Worben. ZVG

Hannah Hermann und Sarah Zurbuchen

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden vor 40 bis 50  Hauseingängen in Worben rätselhafte Spuren aus Öl angebracht. Vanessa Teuscher war eine der ersten, die bei einem Spaziergang mit ihren Hunden die mysteriöse Kennzeichnung vor ihrer Haustür bemerkte.
 
Auch bei den Nachbarn und weiteren Häusern im Quartier habe sie dann immer mehr solcher Ölspuren gefunden. «Zuerst dachte ich, das sei ein einfacher Streich von einem Kind gewesen. Doch als es immer mehr wurden, fragte ich mich, wer sich denn solch eine Mühe macht», so Teuscher gegenüber Canal 3. Etwas Vergleichbares habe sie noch nie gesehen, und die Situation als sehr komisch und ominös empfunden. 
 
Die Kennzeichnungen wurden vor allem in kleineren Strassen wie dem Tulpenweg, Birkenweg oder Grüebliweg angebracht. Die Häuser an den grösseren und dadurch auch stärker beobachteten Strassen wurden ausgelassen. Niemandem fiel an diesem Abend eine Person auf, die sich  verdächtig verhielt.
 
Gewellt oder mit Schlaufe
 
Auch vor der Türe von Jasmin K.*, die anonym bleiben möchte, wurde eine Öllinie angebracht, und zwar zwischen 21 und 22.30 Uhr, wie die Worbenerin zusammen mit betroffenen Nachbarn eruieren konnte. Manche Linien seien gewellt, andere gebogen, wieder andere würden eine Schlaufe symbolisieren. 
 
Teuscher hat den Vorfall bei Facebook in der Gruppe «Du bisch vom Seeland» publik gemacht, um mögliche Erklärungen für das Phänomen zu finden. In den Kommentaren wird heftig darüber diskutiert, welche Bedeutung die Symbole haben könnten. Bei dem Versuch einer Erklärung spalten sich die Gemüter. Einige gehen von einem religiösen Ritual aus. Andere halten die Aufregung für unnötig und sehen es nur als einen harmlosen Scherz. Doch eine Theorie überwiegt: Das hinterlassene Symbol soll Einbrechern zeigen, welche Häuser leichte Beute sind. Jasmin K. hat sich zudem überlegt, ob die Ölspur dazu dienen soll, von einem anderen Ziel abzulenken. «Oder aber die Einbrecher kommen erst, wenn sich hier alles wieder beruhigt hat.» Die Ölspur sei nämlich äusserst langlebig.
 
Polizei führte Analysen durch
 
Mehrere Anwohnende haben die Polizei mittlerweile auch in Kenntnis gesetzt. Eine Premiere ist dies nicht: Im Verlauf des Jahres seien bereits mehrere Vorfälle von Verunreinigungen am Boden durch Öl gemeldet worden. Und vor eineinhalb Jahren gab es in Worben bereits einmal eine ähnliche Aktion, wie Jasmin K. bestätigt. Damals wurden Analysen durchgeführt. Magere Erkenntnis: Es handelte sich bei der Substanz um normales Speiseöl. 
 
Bei der Polizei scheint man sich über die Bedeutung der Markierungen nicht ganz einig zu sein. Der diensthabende Polizist hat am Samstagabend gegenüber Jasmin K. offenbar von «Gaunerzinken» gesprochen. Darunter werden im Volksmund grafische Verständigungsmittel unter Einbrechern verstanden. 
Von offizieller Seite wird diese Interpretation aber verneint: Man gehe nicht von einer Verbindung organisierter Kriminalität aus, so Patrick Jean, Mediensprecher der Kantonspolizei Bern. Vielmehr handle es sich vermutlich um eine Einzelperson. Trotzdem sei es wichtig, weitere Auffälligkeiten der Polizei zu melden und die Augen offen zu halten, rät Jean, um Umstände und Hintergründe der Tat zu rekonstruieren. Zusätzlich werden in nächster Zeit vermehrt Polizeiwagen in Worben patrouillieren. 

 

*Name von der Redaktion geändert

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