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Blasmusik

Solisten – Boten der Musik

Wie beurteilt man als Zuhörer eigentlich eine gute Blasmusik? Ist es der Schweregrad der Stücke, das Zusammenspiel der Band, der enthusiastisch herumfuchtelnde Dirigent oder eine schier makellose Solistin?

Symbolbild: Pixabay

Gewiss spielen die Auswahl der Literatur, die Einheit der Kapelle, das Engagement der musikalischen Leiterin und selbstbewusste Solisten eine grosse Rolle bei der Beurteilung. Am Ende jedoch zählen der eigene Geschmack und der persönliche Bezug zu den Vortragenden. Doch schliessen sich eine zusammengehörige Blasmusik und ein starker Solist nicht gegenseitig aus? «Nein», sagt Thomas Tschilar der Musikgesellschaft Gals. «Ohne Band ist ein Solist nicht so klangreich umspielt, und das Solo kommt nicht so emotional und beeindruckend beim Publikum an.»

Um ein Solist zu sein, benötige man Mut, Ehrgeiz und Freude, seine musikalischen Höhepunkte mit anderen zu teilen. Der Es-Cornetist hat bereits einige Soli spielen dürfen. «Als Solist braucht man das Selbstvertrauen, alleine vor Publikum zu spielen und die Motivation, das Solo selbstständig zu üben», ergänzt Rahel Bach, Principal-Cornetistin der Musikgesellschaft Detligen. Deshalb sei es besonders für junge Musikanten eine wichtige Erfahrung. In der Regel solieren aber die Registerführenden, da sie am besten dafür qualifiziert sind.

Hin und wieder engagieren Musikvereine auch externe Bläser als Solisten. «Es ist immer sehr imposant, von Profimusikern musikalisch inspiriert zu werden», so Tschilar. Bach allerdings hält auf der Stufe Dorfmusik wenig davon. «Viel wichtiger ist es, junge Musikanten aus den eigenen Reihen zu fördern», sagt sie. In der Höchstklasse sei es als Zuhörer sehr interessant, wenn diese einen Star-Solisten einladen.

Die Auswahl der Soli erfolgt in der Regel in der Musikkommission. Diese wählt pro Jahreskonzert ein bis zwei entsprechende Stücke aus und bespricht dies mit den vorgesehenen Musikanten. «Meistens planen wir im ersten Konzertteil ein Solo ein, im zweiten ein Duett, Trio oder Quartett», erklärt Rahel Bach.

Kürzlich bewies Manuela Schneuwly im Stück «Flötissimo» des deutschen Komponisten Klaus Gottschall ihre spielerischen Qualitäten. Am Jahreskonzert der Musikgesellschaft Siselen trug sie – leicht elektronisch verstärkt – ein überzeugendes Solo vor, das selbst eingefleischten Brass-Musikern imponierte. Mit vollem Ton, klaren Akzenten und flinken Fingern begeisterte sie das Publikum dermassen, dass die Band das Stück nochmals vortragen sollte. Es hätte kaum einen wirkungsvolleren Werbespot für die Blasmusik – und besonders für die Querflöte – geben können. Und auch deshalb lohnt es sich, das eine oder andere Solostück im Programm einzubauen – und als Zuschauer, sich ein solches anzuhören. Renato Anneler

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