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Tourismus

Sonniges Wetter kann die Saison nicht mehr retten

Hoteliers und Gastgeberinnen in Biel und dem Seeland blicken auf durchzogene Sommerferien zurück. Besonders in der Stadt fehlte es an Touristen. Doch es gibt Ausnahmen.

Im Hotel Elite ist die Saison bisher ins Wasser gefallen. Ein schöner Spätsommer und Herbst wären nur ein schwacher Trost. Matthias Käser

von Carmen Stalder

Im Mai war Oliver von Allmen noch guter Dinge. Da verzeichnete der Direktor von Tourismus Biel Seeland (TBS) Zahlen, die dem Niveau von 2019 entsprachen. Er begann, vorsichtig optimistisch zu sein. Doch die Hoffnung auf einen gelungenen Sommer wurde buchstäblich weggeschwemmt. «Das schlechte Wetter und das Hochwasser haben die laufende Saison sehr getrübt», sagt von Allmen.

Während man weder baden noch mit dem Kursschiff über den Bielersee fahren konnte, seien kaum Touristen in die Region gereist. Es habe nur eine geringe Nachfrage nach Hotelbetten gegeben. Damit ist jetzt schon klar, dass die erhoffte Steigerung gegenüber dem Vorjahr kaum mehr erreicht wird – auch dann nicht, wenn Spätsommer und Herbst schönes Wetter bringen. «Es wird eher wieder ein schlechtes Jahr», sagt der Tourismusdirektor entsprechend resigniert.

Fragt man Nathan Güntensperger von der Nidauer Lago Lodge nach der laufenden Saison, antwortet er hörbar frustriert: «Im Bistro hatten wir den schlechtesten Juli seit zehn Jahren.» Und auch im Hostel seien die Buchungszahlen unterdurchschnittlich. Um die Reserven des Betriebs zu schonen, haben Güntensperger und sein Geschäftspartner den Gürtel enger geschnallt und weniger Lohn bezogen.

Ohne Hilfe gehts nicht

Von Hotels aus der Region, die coronabedingt schliessen mussten, weiss von Allmen nichts. Das liegt aber auch daran, dass sich darbende Betriebe dank Härtefallhilfen und Kurzarbeit bisher über Wasser halten können. Wenn sich der Markt nicht bald erhole, vor allem im Kongressbereich, bleibe die Kurzarbeit für die Reisebranche weiterhin ein Thema, sagt der Tourismusdirektor. Er befürwortet die vom Dachverband Hotelleriesuisse geäusserte Forderung nach einer Verlängerung der Hilfsmassnahmen bis mindestens Ende Jahr.

Geev Bahrampoori, Direktor des Hotels Elite in Biel, sieht das genauso. Seien im Vorjahr rund 70 Prozent der Buchungen weggefallen, seien es heuer immer noch rund 60 Prozent. Ohne Unterstützung des Staates könnte das Hotel diesen Ausfall nicht stemmen. «Die Situation ist sehr deprimierend und schlägt auf die Arbeitsmoral», sagt er. Erschwerend kommt der Fachkräftemangel hinzu. In vielen Gastronomie- und Hotelleriebetrieben ist ein Teil des Personals abgesprungen, um in von der Pandemie weniger stark getroffenen Branchen Fuss zu fassen. Es sei schwer, die fehlenden Personen zu ersetzen, so Bahrampoori.

Besonders in der Küche und im Service sei dies der Fall, sagt auch Rainer Rinkart, Receptions- und Reservierungsleiter im «Mercure». Dem Bieler Hotel fehlt es aber nicht nur an qualifiziertem Personal, sondern auch an Hotelgästen. Der Sommer laufe noch schlechter als derjenige im Vorjahr, unter anderem, weil es einfacher geworden sei, ins Ausland zu verreisen.

Es gibt auch Gewinner

Doch nicht alle Gastgeber aus der Region blicken auf eine schlechte Saison zurück. Insbesondere auf dem Land konnten die Hotels durchaus gute Zahlen schreiben. So etwa das «Beachin» in Ins. «Wir hatten eine super Auslastung von fast 95 Prozent», freut sich Mitinhaber Michael Abegglen. Sein Hotel liege an der beliebten Veloroute 5 und werde entsprechend von vielen Radfahrerinnen frequentiert. Bei schlechtem Wetter steht zudem eine Indoor-Beachvolley-Halle zur Verfügung.

Zufrieden ist auch Urs Schwab, Miteigentümer des Hotels Florida in Studen. Im Juli habe man fast 90 Prozent der früheren Buchungszahlen erreicht. Damit habe er nicht gerechnet, sagt er.

Es scheint, dass es wie im Vorjahr den Beherbergungsbetrieben auf dem Land einfacher fiel als denen in der Stadt, ihre Betten zu füllen. Auf alle trifft dies jedoch nicht zu. Die Villa Lindenegg in Biel sei praktisch seit dem Frühling ausgebucht, sagt Gastgeberin Lucie Kunz. Gab es mal eine wetterbedingte Stornierung, rückten die Gäste von der Warteliste nach. «Sie wollten in ihren Ferien Biel und die Region entdecken», so Kunz. Das Stadthotel im Grünen scheint dabei den Nerv der Touristen voll zu treffen.

Stichwörter: Hotellerie, Tourismus

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