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Jubiläum

Spazieren mit Dürrenmatt

Zum 100. Geburtstag des Autors und Malers Friedrich Dürrenmatt wird ein Themenweg zwischen Prêles und Ligerz eröffnet. Die Projektverantwortliche erklärt, was es damit auf sich hat.

Seit drei Jahren arbeitet Sabine Gasser an ihrem Lehrpfad im Herzen der Weinberge am Bielersee. Bild: Yann Staffelbach

Julie Gaudio/pl

«Friedrich Dürrenmatt besass ein Fernrohr, mit dem er den Sternenhimmel beobachtete; gelegentlich verfolgte er damit auch die Fussballspiele von Neuchâtel Xamax», erzählt Sabine Gasser, Projektleiterin von Tourismus Biel Seeland und Jura bernois Tourisme. Im Rahmen ihrer Arbeit habe sie viele Anekdoten über den Dichter entdeckt und den berühmten Menschen aus dem Dreiseenland schätzen gelernt. Denn seit drei Jahren widmet sie sich der Verwirklichung des Lehrpfades über den grossen Schweizer Dramatiker, Schriftsteller und bildenden Künstler. Der Weg führt durch die Weinberge am Bielersee und wird im Herbst eingeweiht.

Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen geboren. Danach wohnte er in Schernelz und im Weiler Festi über Ligerz. Schliesslich liess er sich in Neuenburg nieder, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Es war naheliegend, ihm einen Weg inmitten der Rebberge zu widmen, zumal der Dichter dem Wein durchaus zugetan war. «Wegen seiner Diabeteserkrankung bevorzugte er den Bordeaux, weil dieser weniger Zucker enthält», weiss Sabine Gasser.

Der Themenpfad umfasst 13 Stationen, die verschiedene Facetten aus dem Leben Dürrenmatts erzählen. «Die Besucherinnen sind eingeladen, mit der Drahtseilbahn von Ligerz nach Prêles zu fahren. Dort beginnt die zugängliche talwärts führende Wanderung», so Gasser. Wer weniger gut zu Fuss ist, kann den Weg in zwei Etappen bewältigen. Auf halber Strecke liegt nämlich die Festi, eine Zwischenstation der Ligerz-Tessenberg-Bahn.

Bei jedem der genannten Posten finden die Wanderer kurze Texte über das Wirken des Künstlers sowie einen QR-Code, der zu Anekdoten aus seinem Leben weiterleitet. Gleichsam als roter Faden durch den Parcours führt Lulu, ein Kakadu, den der Dichter tatsächlich als Haustier hielt.

Auf der Festi steht ein dreidimensionales Abbild von Dürrenmatt, das vom Publikum berührt werden darf. Eine Tafel berichtet über seinen Jugendwunsch, sich als bildender Künstler der Malerei zu widmen, und wie ihm ein Bekannter seiner Eltern dieses Vorhaben ausgeredet hatte.

Vor allem der Mensch

Sabine Gasser ist überzeugt, dass der Mensch Friedrich Dürrenmatt die Aufmerksamkeit des Publikums ebenso verdient wie sein künstlerisches Oeuvre. Die Herausforderung des Projektes bestehe darin, «Kulturwissen auf spielerische Weise im touristischen Umfeld zu erschliessen». Daneben musste Gasser eine ganze Reihe von Baugesuchen begleiten, denn jeder Eingriff in die geschützte Landschaft unterliegt behördlichen Auflagen.

Dass der Lehrpfad über die Grenzen der zwei Amtsbezirke Berner Jura und Biel verläuft, stellt die Zweisprachigkeit ins Licht: Friedrich Dürrenmatt stehe mit seinem Geburtsort und der späteren Wahlheimat beispielhaft für die Gemeinschaft der deutschen Schweiz und der Romandie, unterstreicht Gasser: «Er schrieb zwar deutsche Texte, aber stets flocht er französische Ausdrücke ein.»

Der Spaziergang endet übrigens genau am «Röstigraben» in Ligerz, wo die Grenze zu La Neuveville verläuft. Dort nennt der Vogel Lulu den Besucherinnen und Besuchern verschiedene Orte, an denen sie noch mehr zu Friedrich Dürrenmatt erfahren können, ergänzt die Projektleiterin.

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