Alle Eltern sind begeistert, wenn ihre Kinder ihre ersten Worte sprechen. Oft sind dies «Mama», «Papa» oder Laute, mit denen das Kind erstmals sprachlichen Kontakt herstellt. Wenn hingegen Kleinkinder im Vergleich zu anderen Kindern in ihrem Alter nicht oder nur wenige Worte sprechen, machen sich Eltern schnell grosse Sorgen. Auch in den Inser Kitas, Kindergärten und Regelschulen achten die Lehrkräfte und Fachpersonen deshalb auf sprachliche Auffälligkeiten oder Besonderheiten. Die Gründe für eine Spracherwerbsstörung sind meist vielschichtig und daher nicht eindeutig feststellbar. Klar hingegen ist, dass die nicht altersgerechte Sprachentwicklung die soziale Kommunikation und Integration enorm erschwert und in der Regel logopädisches Handeln notwendig macht.
Bis anhin wurden Kinder mit schweren Sprachstörungen aus der Region Ins im Kindergarten- und Unterstufenalter der Sprachheilschule Biel zugewiesen. «Für die Eltern war es sehr belastend, ihre Kinder nach Biel, so weit weg von zuhause, zur Schule zu schicken. Erschwerend kam dazu, dass die Plätze in Biel begrenzt sind und deshalb einige Familien eine Absage erhalten haben», sagt die Leiterin der Inser Primarschule, Anita Sollberger. Kurz: Kinder mit einer schweren Spracherwerbsstörung konnten bisher in Ins und der Region von keinem, speziell auf sie ausgerichteten Schulangebot profitieren.
Gemeinsam suchten die Gemeinde, Schulkommission, Tagesschule, Logopädinnen und die Gesamtleiterin der Sprachheilschule Biel, Therese Zbinden, nach Lösungen. «Wir wissen, dass die Regelschule in Ins grundsätzlich punkto Schulraum nicht auf Rosen gebettet ist», gibt Gemeinderat Michael Röthlisberger zu bedenken, doch schliesslich habe sich eine erfreuliche Lösung gefunden: Für das Schuljahr 2021/22 hat die Gemeinde Ins einen Schulraum für die erste Sprachheilklasse bereitgestellt. Die Klasse wird von Sabine Egger, Schulleiterin der Bieler Sprachheilschule, geleitet. Die Zuweisung der Schülerinnen und Schüler erfolgt in Zusammenarbeit mit der Erziehungsberatung Biel. Das Aufnahmeverfahren startet in diesen Tagen (siehe Fussnote).
«Die ganze Kunst der Sprache besteht darin, verstanden zu werden», schrieb schon der chinesische Denker Konfuzius (551-479 v.Chr.). Doch es fällt längst nicht allen gleich einfach, sich verständlich auszudrücken. «Jetzt können wir endlich den betroffenen Kindern vertieft gerecht werden», sagt Anita Sollberger erfreut. Schön sei, dass die Sprachheilklasse in unmittelbarer Nähe zu den altersentsprechenden Regelklassen geführt werde und somit die Möglichkeit bestehe, gemeinsam den Schulalltag zu gestalten. Tildy Schmid
Info: Anmeldungen laufen über die Sprachheilschule Biel, www.sbstiftung.ch
