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Festtage

Und es weihnachtet sehr

Auch wir können uns nicht immer dem Weihnachtsstress entziehen. Zwar laufen wir meist in kurzen Hosen herum, aber die Frage «Was schenke ich mir?» bleibt.

Solche Bilder gibt es nur mit Drohne: Südkaper mi Babywal, Valdés, Argentinien. Bild: zvg
  • Dossier

Bruno Furer

Letztes Jahr war es für mich einfach, was ich mir schenken würde: Eine Drohne musste her! Wie heute üblich, Tutorial-Videos geben sehr genau Auskunft, auf was Opa sich hier einlässt. Als erstes muss der stolze Besitzer einmal die Batterien aufladen, was über vier Stunden dauert.

Diese Zeit könnte jetzt gut genutzt werden, um in der fehlenden Betriebsanleitung (heute ist ja alles online) herumzuschnüffeln und sein neu erworbenes Gerät etwas genauer kennen zu lernen. Aber dafür gibt es ja eben diese Tutorials. Und Hand aufs Herz, wer liest schon eine Betriebsanleitung? Also Batterien rein und los geht es! Was im Video einwandfrei funktioniert, bleibt bei mir auf dem Boden haften!

 

Was ist hier falsch?
Etwas mit einem Multifunktionsknopf, der zusätzlich noch piept und in verschiedenen Farben leuchtet, übersteigt meine Vorstellungskraft total. Ich bin eher für das Fliegen zuständig. Dies ist der Moment, wo ich nach meiner geliebten Frau schreie!

In der beiliegenden Kurzanleitung steht: «Zum Einschalten drücken Sie zweimal», was ich auch mehrmals versuche, aber vergeblich, der Flieger bleibt am Boden! Meine Frau liest auch noch die nächste Zeile, wo steht: «und halten Sie beim zweiten Mal die Taste für zwei Sekunden gedrückt.»

Ja, würde auf dem blöden Zettel Langanleitung stehen, hätte ich natürlich auch noch die zweite Zeile gelesen, aber da steht ja ausdrücklich Kurzanleitung. Und ich will ja nicht ein Buch lesen, sondern fliegen, aber keine Details.

Jedenfalls ist dieses Problem jetzt gelöst und ich kann mit der weiteren Startvorbereitung beginnen. Zur Kontrolle, ich möchte ja auch sehen, wohin ich fliege, muss ein Tablet in die Fernsteuerung eingebaut werden. Damit wird der Flug kontrolliert und die Kamera gesteuert und ausgelöst.

Ich bin ja seit über drei Jahren stolzer Besitzer eines Samsung-Tablets und damit navigieren wir auch. Jedenfalls ich, Renate mag lieber die Garmin-Geräte, die mir aber zu klein sind, ich mag es gross und bunt. Dieses Tablet hat mich von Kanada bis nach Südamerika gebracht, ist also noch fast fabrikneu. Passt aber nicht in die Halterung der Fernsteuerung.

 

«Die liest doch keiner mehr!»
Nun, das ist für mich nicht wirklich ein Problem, und mit einigen Handgriffen ist die Fernsteuerung umgebaut und das Tablet am richtigen Platz. Nach dem Einschalten erhalte ich den Befehl «Kalibrieren sie bitte den Kompass nach den Angaben auf dem Tablet.» Auf meinem Tablet steht aber nichts!

Meine Frau will die Betriebsanleitung sehen und mein Einwand, «die liesst doch heute niemand mehr» fruchtet diesmal nicht sonderlich viel. Also lade ich diese aus dem Internet, damit meine liebe Frau zufrieden ist. Es ist Weihnachten und wer will da schon streiten?

Nach erfolgter Lektüre erhalte ich die genaue Anweisung, wie ich meinen Quadrikopter kalibrieren kann. «Halte das Gerät senkrecht und drehe dich um die eigene Achse», sagt meine Frau. Ja, wenn ich gewusst hätte das dies so einfach ist... «Nun stelle den Phantom 4 auf die Seite und drehe dich nochmals um die eigene Achse, jetzt sollten alle Angaben auf dem Tablet grün sein.» Die nächste Stunde drehe ich mich auf der Stelle und bin schon ganz schwindlig, aber die Anzeige bleibt stur auf rot.

 

Software schon veraltet?
Plötzlich eine Anzeige: «Ihre Software ist veraltet, laden Sie bitte eine neue Version herunter.» Häääää? Ich bin mit dem blöden Gerät ja kaum aus dem Laden raus, wie kann also die Software schon veraltet sein? Jetzt beginnt der Teil, wo Kabel von einem Gerät ans andere angeschlossen werden, um eine erfolgreiche Softwareaktualisierung durchführen zu können. Gar nicht so einfach, und Internet muss auch noch gefunden werden. Aber auch dies erledigen wir souverän und sind zum Download bereit!

«Ihr Gerät ist mit der benötigten Software nicht mehr kompatibel.» Das die nächste Anzeige. Hääääää? Immerhin gibt mir mein Gerät an, dass es nach nur drei Jahren eigentlich nur noch Schrott ist. Soweit also meine erste Flugstunde, mit dem Resultat: Ich brauche ein neues iPad, aber wenigstens habe ich noch keinen Absturz fabriziert.

Einige Tage später stürmen wir das nächste Einkaufszentrum und kaufen ein iPad. Jetzt aber schnell raus aus der Stadt und das Tablet aktivieren, bevor die Software wieder abgelaufen ist. Dies geht ja heute schnell!

Am nächsten Tag, wir sind an einem abgelegenen Strand, muss ich meine geplante Flugstunde erneut verschieben, zu viel Wind. Ja, das Leben als Pilot ist nicht einfach. Gegen Abend nimmt der Wind ab und, es geschehen noch Wunder, mein neu erworbenes Tablet sagt mir: «Kalibrieren sie bitte den Kompass», und zeigt dazu ein schönes Bild.

Zwei Drehungen, einmal horizontal und einmal vertikal, und mein Quadrikopter ist zum ersten Flug bereit. Ich sage es ja immer, wer braucht schon eine Betriebsanleitung? Wer sich dafür interessiert, was so eine Drohne (ausser die Nachbarn nerven) noch so alles machen kann, unter www.pepamobil/Videos sind die Resultate der folgenden Flugstunden zu sehen.

Fröhliche Weihnachten!

Link: www.pepamobil.ch

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