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Persönliches aus dem Bundeshaus

Verfalldatum für Menschen

Ein Leben und eine Rente in Würde wünsche ich allen.

Corrado Pardini, Nationalrat SP aus Lyss
  • Dossier

Nun nehmen die Bürgerlichen in der Debatte rund um die AHV-Reform 2020 ein Wort immer wieder in den Mund: «Überalterung». Ich finde: Dieses Unwort sollte aus dem Wortschatz gestrichen werden. Es suggeriert, dass Menschen ein Verfalldatum haben. Wie das Joghurt im Kühlschrank. Die Bürgerlichen wollen damit den Eindruck erwecken, dass ältere Menschen der Gesellschaft zur Last fallen. Das ist, pardon, eine Schweinerei! Ist es nicht eine wunderbare soziale Errungenschaft, dass Menschen länger leben, auch hart arbeitende Menschen? Länger leben ist in der Schweiz nicht mehr nur ein Privileg der Reichen. Obschon auch bei uns die Lebenserwartung eines Bauarbeiters immer noch deutlich kürzer ist, als die eines Bankmanagers. Der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, ein ausgebautes Gesundheitswesen, öffentliche Bildung und eine starke AHV haben für die bessere Lebensqualität gesorgt. Das sind Errungenschaften der Gewerkschaften und Sozialdemokraten. Darauf sind wir stolz! Alte Menschen sind in unserem Bild von der Schweiz eine Bereicherung.

Gegen jede Panikmache und ohne Wenn und Aber stehen wir für den Ausbau der AHV ein. Sie ist für eine gerechte Gesellschaft und unsere Demokratie eine unabdingbare Voraussetzung. Denn nur in der AHV geschieht die Rückverteilung des Wohlstandes von oben nach unten. Von jedem Franken, der die Vasellas & Co «verdienen» oder mittels Millionen-Boni einsacken, fliesst der übliche Beitrag in die AHV. Die Rentenhöhe aber ist begrenzt. Auch die Abzocker bekommen nicht mehr als die Maximalrente.

Die maximalen AHV-Renten betragen dank unserer Reform neu, für alle Neurenten ab Januar 2018: 2420 Franken für Einzelpersonen und für Ehepaare 3751 Franken. Dieser soziale Umverteilungsmechanismus ist für die Schweiz wichtig.

Heute würde die AHV wohl nicht mehr eingeführt. Denn die Sozialabbauer von SVP und FDP sehen in ihr nichts weniger als real existierenden Sozialismus. So tönt es, wenn die von den Versicherungen und Banken gesponserten «Volksvertreter» wie Frau Keller Sutter (FDP) oder Herr Amstutz (SVP) im Bundeshaus unsere AHV schlechtreden und Menschen mit Verfalldatum planen. Warum wohl?

Wer die Leute im Regen stehen lässt und die AHV aushungert, will Angst verbreiten. Angst treibt die Menschen in die Arme der Volksverblender und Rechtspopulisten. Ein Volk an deren Gängelband ist ein gefügiges Volk, das nicht mehr frei entscheidet. Wählen kann nur, wer ohne Not und darum souverän ist. Das ist die Souveränität, die ich meine, für die ich kämpfe – nicht die Scheinsouveränität der National-Neoliberalisten in Herrliberg, Trumpistan, Le Pen-Frankreich, Orban-Ungarn oder Wilders-Holland. In der Schweiz wollen sie die Abschottung des Landes, den Abbau der AHV, die Ausgrenzung von Armen, Andersdenkenden und Ausländern. Bauen wir die AHV zusammen aus, dienen wir dem Volk, der souveränen Schweiz und dem friedlichen Zusammenleben. Die AHV-Reform 2020 ist ein erster Schritt dazu.

Info: In dieser Rubrik berichten 
Seeländer Parlamentarier aus den Sessionen des National- und Ständerats.

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