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Kanton Bern / Seeland

«Vier Jahre Haft – und dann?»

Straftäter in einem Umfeld mit einem möglichst realitätsnahen Bezug zur Aussenwelt auf ein straffreies Leben nach der Haft vorbereiten: Das ist die zentrale Aufgabe des offenen Strafvollzugs. Mit einer Plakatkampagne will die Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern die Bevölkerung über die Chancen und Risiken dieser schwierigen Aufgabe informieren.

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(mt) Für Regierungsrat Hans-Jürg Käser soll diese Kampagne dem «Strafvollzug ein Gesicht geben».

«Vier Jahre Haft – und dann?» sowie «Weil er schon morgen ihr Nachbar sein könnte»: Mit diesen beiden Schlagzeilen will die Polizei- und Militärdirektion die Bevölkerung über die Chancen und Risiken des offenen Strafvollzugs informieren. Die Botschaften sollen mittels Medien sowie Plakaten im Bahnhof Thun und in Postautos auf ausgewählten Linien im Kanton Bern bei möglichst vielen Leuten Aufmerksamkeit erregen und Fragen auslösen, hofft Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Polizei- und Militärdirektor. «Das würde uns die Gelegenheit bieten, dem Strafvollzug ein Gesicht zu geben», sagte er anlässlich einer Medienkonferenz in den Anstalten Witzwil.

Mit dem offenen Vollzug hat der Gesetzgeber für die Gefangenen bewusst die Möglichkeit geschaffen, einen realitätsnahen Bezug zur Aussenwelt aufbauen zu können. Daher sind laut Regierungsrat Hans-Jürg Käser die baulich-technischen Sicherheitsvorkehrungen geringer als bei einer geschlossenen Anstalt wie dem Thorberg. Typisch für diese Vollzugsart sind die Arbeits- und Freizeitaktivitäten, welche die Gefangenen auch ausserhalb der Anstalten durchführen können. Das alles birgt zwar Sicherheitsrisiken. «Aber», ist Regierungsrat Hans-Jürg Käser überzeugt, «für eine echte Sozialisierung, Resozialisierung oder Reintegration in unsere Gesellschaft bedarf es der Übungsfelder.» Vollzugsarbeit beinhalte eben mehr als Straftäter einzusperren, die Türen abzuschliessen und für das Essen zu sorgen.

Als «Brücke in die Freiheit» bezeichnete der Direktor der Anstalten Witzwil, Hans-Rudolf Schwarz, den offenen Vollzug, der ein grosses Potenzial zur Wiedereingliederung und zur Erhöhung der Chance auf ein straffreies Leben nach der Haft habe. Unter anderem mit hochwertigen Arbeitsplätzen in 26 unterschiedlichen Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten, mit einer realitätsnahen Arbeitssituation oder mit Vollzugsplänen, die realitätsnahe Ziele enthalten, wollen die Strafanstalten Witzwil die Stärken des offenen Vollzugs erhalten. Damit könnten die Fähigkeiten gestärkt werden, die Strafgefangene nach der Entlassung von einer Minute auf die andere abrufen müssen. Es sei ausreichend nachgewiesen, dass Gefangene im offenen Vollzug über mehr Eigenverantwortung und Handlungskompetenz bei ihrer Entlassung verfügten als Gefangene aus dem geschlossenen Strafvollzug.

Für die rund 180 Insassen in den Anstalten Witzwil besteht auch ein umfassendes Sicherheitskonzept mit einer standardisierten Risikoabklärung beim Eintritt, Arbeitseinsätzen innerhalb drei verschiedener Sicherheitszonen, Gefangenenzählung alle zwei Stunden, standardisierten Verfahrung für die Urlaubsbewilligung und einem optisch klar abgegrenzten Anstaltsgelände mit Zutrittskontrollen. «Der offene Vollzug kann auf Grund seiner Strukturen, trotz technischer Aufrüstung, Fluchten nicht gänzlich verhindern», sagte Hans-Rudolf Schwarz. Es werde daher nie ganz möglich sein, die Öffentlichkeit während des Vollzugs vollumfänglich vor Kriminalität zu schützen

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