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Ausgewandert

Vom Seeland nach Brasilien

In unserer neuen Kolumne schreiben Seeländerinnen und Seeländer, die ins Ausland ausgewandert sind. In dieser Folge erzählt Hans Peter Gertsch, wie es ihn nach Brasilien verschlagen hat.

Symbolbild: Keystone
  • Dossier

Was bewegt einen Schweizer, Mittfünfziger, seine Zelte in der Schweiz abzubrechen, in ein fremdes Land zu ziehen und dort, inmitten der brasilianischen «Mata Atlantica», ein ganz neues Leben anzufangen?

Erstens war ich in einer Branche tätig, in welcher Firmenübernahmen die Normalität waren: So arbeitete ich ursprünglich in einem französischen Unternehmen, welches von einem kanadischen Konkurrenten aufgekauft und später von einem australisch-britischen Konzern übernommen wurde. Da ich das Angebot dieser Firma ausschlug, in London arbeiten zu gehen, wurde ich arbeitslos. Da die Chancen für eine neue Arbeitsstelle jedoch altersbedingt nicht speziell gross waren, suchte ich auch nach Alternativen.

Zweitens ist meine Frau Brasilianerin und daher nicht abgeneigt, in ihre Heimat zurückzukehren; so konnte ich auf ihre volle Unterstützung zählen. Sie hatte auch die Idee mit dem Gästehaus, welches wir aufmachen könnten, damit wir eine Lebensgrundlage hätten. Dieses Projekt war meiner Meinung nach unabdinglich, denn man muss ein Ziel vor Augen haben, wenn man einen solch einschneidenden Schritt unternimmt.

Drittens überwiegten die Vorteile gegenüber den Nachteilen einer Auswanderung eindeutig. Auch die Tatsache, etwas Neues anpacken zu können, war sehr motivierend; zudem sprach ich bereits gut Portugiesisch und damit war eine weitere Grundvoraussetzung erfüllt.

So reisten wir im Dezember 2008 nach Brasilien und besichtigten ein paar vor sondierte, geeignete Grundstücke in den Bergen von Rio de Janeiro. Eines darunter, inmitten der «Mata Atlantica» und innerhalb eines Nationalparks im Orgelgebirge («Serra dos Órgãos») gelegen, gefiel uns auf Anhieb, sodass wir uns spontan für dessen Kauf entschlossen. Innert zwei Wochen besorgten wir uns die erforderlichen Dokumente und als wir anfangs Januar 2009 wieder nach Hause flogen, hatten wir die Besitzurkunde bereits in der Tasche. Es hatte einfach so sein sollen, denn ein anderes Grundstück hätten wir nicht gekauft und wir wären dann wieder nach Hause zurückgekehrt, ohne dass das Fundament zu unserem Brasilienabenteuer gelegt worden wäre.

Vor unserer Auswanderung bekam ich dann bereits die brasilianische Bürokratie zu spüren: Nachdem ich beim brasilianischen Konsulat in Zürich die erforderlichen Dokumente für die Ausstellung meines Dauervisums im «vereinfachten» Verfahren (da mit einer Brasilianerin verheiratet) eingereicht hatte, erhielt ich das Visum und ein Jahr später in Brasilien auch den Ausländerausweis. Pikantes Detail: Mein Geschlecht wurde darin mit weiblich statt männlich angegeben und somit war dieser wertlos!

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