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Le Landeron

Von Mittelalter zu Mittelalter

Wetten, dass Sie Griessach kennen? Start der Wanderung ist in Le Landeron, es geht durch Rebberge, in ein mittelalterliches Städtchen und zu einem immer trockenen Picknick-Platz. Immer mit Aussicht.

Keine Idee für einen originellen Ausflug? Das BT macht Vorschläge. Griessach: Wie heisst das Städtchen auf Französisch? Giovanna Tedesco
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Lotti Teuscher

Wer vom Mittelalter-Städtchen Le Landeron nach Griessach wandert, muss während der ersten Minuten auf Zack sein. Denn der Wanderweg mäandert durch Gässchen und an herrschaftlichen Häusern vorbei, eine Abzweigung folgt auf die nächste. Dabei würde der Blick lieber von den gelben Rhomben wegwandern, und den Hinterhof von «Landere», wie manche Einheimische das Städtchen nennen, bewundern. Hier ist es faszinierend mediterran. Im milden Klima wachsen Palmen und Lavendel, alte Steinmauern umgeben weitläufige Grundstücke.

Nach und nach geht es hinauf, der Wanderweg quert oberhalb eines Rebbergs den Jurasüdfuss. Das obere Ende des Bielersees tritt ins Sichtfeld und mit ihm der Heideweg, der den See zweiteilt. Rechterhand ist ein Streifen Neuenburgersee zu erkennen. Dazwischen das gelb-braun-grüne Schachbrettmuster der Felder.

Während dieser Wanderung im Mai, der sich meteorologisch verhält wie ein April, wechselt nicht nur die Sicht, sondern auch das Wetter – noch scheint zwar die Sonne, aber es tröpfelt. Doch keine Sorge, den Picknick werden die Wanderer draussen und trotzdem im Trockenen essen. Selbst wenn es schüttet wie aus Kübeln – grosses BT-Ehrenwort!

 

Jeder kennt diesen Turm

Lerchen zirpen, Amseln trällern, leider begleitet auch der Verkehrslärm auf der Autobahn die Wanderer. Ein grosses Bilderbuchgehöft taucht auf und mit ihm eine Mutterkuherde, Ziegen und Pferde. Beim Gehöft sprudelt Trinkwasser in einen Brunnen, eine eigene Wasserflasche braucht es nicht. Zwei Männer sind daran, die Rebstöcke zu pflegen, da drängt sich die Frage auf: Wie haben die Reben den Frost überstanden? «Schlecht, sie waren von Eis überzogen», sagt der eine, aber die Arbeit werde dadurch nicht weniger.

Das Wahrzeichen von Griessach rückt näher – der rot-weisse Turm der Raffinerie, der immer eine Dunstfahne trägt. Griessach ist ein altdeutscher Name, der in Vergessenheit geraten ist. Abgeleitet wird er von Crisciao, was auf den galloromanischen Personennamen Criscius zurückgeht. Heute wird das mittelalterliche Städtchen – Cressier genannt. Cressier hat zwar ein hässliches Wahrzeichen, aber auch ein wunderschönes Herz. Und dieses ist einen ersten, zweiten und einen dritten Blick wert – es ist der gepflegte, historische Kern, der zum ersten Mal im Jahr 1180 erwähnt wurde. Wobei die Gegend schon viel früher besiedelt war, wie ein Grab aus der Bronzezeit bezeugt.

Dennoch lassen wir das Städtchen erst einmal links liegen, denn der Magen knurrt in Erwartung eines Picknicks – der Wanderweg in Richtung Anges führt zum versprochenen, trockenen Rastplatz. Erneut geht es bergauf, dem Bach Ruhaut entlang, der eine veritable Schlucht in den Fels geraspelt hat. Das Laub der Buchen bildet eine hohle Gasse über dem schmalen Pfad, im Geäst zwitschert, zirpt und flötet es vielfach. Wie viele Vogelarten sind zu hören? Im Moment sind es mindestens fünf.

 

Hier ist es immer trocken

Sobald der Pfad den ersten Waldweg erreicht, zweigen wir rechts ab und folgen dem Weg etwa 500 Meter weit. Jetzt tauchen die Felsen auf der Nordseite des Baches auf. Nun gilt es Sperberaugen zu machen, denn im Fels befinden sich Grotten – hier ist es trocken, egal, wie stark es regnet. Die letzten 30 Meter offroaden wir durch einen Hang. Wer dies nicht mag, findet direkt am Waldweg zwei weitere Grotten.

Auf dem gleichen Weg geht es erneut nach Griessach. Aber wohin zuerst? Zum Schloss mit der Befestigungsmauer, erstellt im Jahr 1555? 1859 hat die Gemeinde die Gebäude 23 000 Franken gekauft; heute befinden sich Gemeindeverwaltung und Schule hinter dem dicken Gemäuer. 
Oder zur imposanten Kirche Saint-Martin im strengen, neugotischen Stil, gebaut vor 142 Jahren? Es lockt aber auch La Maison Vallier, gebaut vom Gouverneur von Neuenburg, im Renaissance-Stil mit Ecktürmchen und einem grossen Portal. Auch dieses sorgfältig restaurierte Gebäude hat bereits 633 Jahre auf dem Buckel. Wer sich nicht entscheiden kann, bewundert erst einmal die alten Patrizierhäuser. Oder setzt sich in ein Café und geniesst den französischen Charme.

Stichwörter: Outdoor, Wandern, Freizeit, Sport

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