Sie sind hier

Abo

Brügg

Vor der Beruhigung kommt der Baustress

Autofahrer müssen in Brügg derzeit Geduld haben: Diese Woche haben die Arbeiten für den zweiten von drei neuen Kreiseln begonnen. Die Durchfahrt ist erschwert, die Bäckerei kämpft um ihre Kunden – doch am Schluss sollen alle profitieren.

  • 1/6
  • 2/6
  • 3/6
  • 4/6
  • 5/6
  • 6/6
zurück

von Carmen Stalder


Auto um Auto reiht sich in die Kolonne. Dann schaltet die Ampel auf Grün und die Fahrzeuge setzen sich langsam in Bewegung. Die Spur, die neben der Baustelle entlangführt, ist schmal. So schmal, dass auf der einen Seite das Trottoir entfernt werden musste – die langen Gelenkbusse hätten sonst nicht mehr durchgepasst.

Die Baustelle am Kreisel Orpundstrasse bringt für die Gemeinde Brügg einige Einschränkungen mit sich. Der Verkehr auf der Hauptstrasse verläuft mittels Ampelsystem nur noch einspurig, die Einmündungen in die Mettgasse und die Orpundstrasse sind ganz gesperrt. Eine Umleitung führt durch die sonst ruhige Obergasse und bringt den Quartierbewohnern mehr Verkehr, als sie es gewohnt sind.

Die Bäckerei Meyer und das Hotel-Restaurant Jura sind durch rot-weisse Absperrungen von der Hauptstrasse abgeschnitten. Und auch die Zufahrt zum Betagtenheim Im Fahr ist nur erschwert über die Obergasse und  von der Seite des Nidau-Büren-Kanals her möglich.

«Das Verkehrsmanagement ist derzeit unsere grösste Herausforderung», sagt Hans Flückiger, Vizegemeindepräsident von Brügg und zuständig für das Ressort Bau und Planung. Doch all die Mühen sollen sich dereinst lohnen: Wenn Brügg Mitte 2019 eine neugestaltete Kantonsstrasse mit drei Kreiseln hat, die sicherer und gestalterisch aufgewertet ist. Die Arbeiten erfolgen in Zusammenhang mit der Eröffnung des A5-Ostasts und sollen dafür sorgen, dass der Verkehr auf die Autobahn verlagert wird und nicht mehr durchs Dorf rollt (das BT berichtete).


Erste Etappe verzögert

Die erste Etappe der sogenannten verkehrlich flankierenden Massnahmen (vfM) erfolgte zwischen September 2017 und diesem März. In der Zeit wurde unter der Bauherrschaft des Kantons Bern der Kreisel Poststrasse gebaut. Da sich der dortige Untergrund als unerwartet schlecht erwiesen hatte, verzögerten sich die Arbeiten. Die zweite Etappe, der Bau des Kreisels Orpundstrasse, konnte deshalb erst diese Woche starten – statt wie geplant Anfang April.

Derzeit wird nicht nur ein Kreisel gebaut, sondern etappenweise auch der Belag darum herum erneuert. Aus Beton gegossene Elemente sollen den Kreiselbereich visuell vom Rest der Strasse abheben und insbesondere der erhöhten Belastung durch den Schwerverkehr standhalten. Weiter ist die Seeländische Wasserversorgung (SWG) dabei, die über 100-jährige Wasserleitung in der Orpundstrasse zu ersetzen. Der zweite Kreisel soll Ende August fertig gebaut sein. «Diese Frist wollen wir mit allen Mitteln einhalten», sagt Flückiger. Schliesslich sei die Belastung für die Bewohner an der Obergasse derzeit «sehr hoch».

Ursula Meyer, Geschäftsführerin der Bäckerei Meyer, ist direkt von der Baustelle betroffen: Ihre Kunden können nicht mehr vor dem Laden parkieren. «Seit dieser Woche haben wir massive Umsatzeinbussen», sagt sie. Sie hofft, dass ihre Kunden bald neue Wege finden, um ihrem Geschäft einen Besuch abzustatten. «Derzeit ist die Umleitung jedoch noch schlecht angeschrieben.»

Dass noch nicht alles läuft, wie es sollte, räumt auch Flückiger ein. «Wir sind derzeit am Feinschliff und passen die vorgesehenen Massnahmen der Realität  an», sagt er. So würden etwa zu kleine Beschriftungen ausgewechselt. Man sei grundsätzlich mit allen betroffenen Parteien in Kontakt und habe alle Haushalte mit Informationsschreiben versorgt.

Die dritte Bauetappe ist für Ende Sommer bis Winter vorgesehen. In dieser wird der dritte neue Kreisel – an der Kreuzung Bahnhofstrasse – gebaut. Parallel dazu soll auch der Strassenraum neu gestaltet werden. Die Fahrbahn wird auf das Minimum von sechs Metern Breite reduziert und die Bushaltestellen hindernisfrei gemacht.


Tempo 30 statt 50

Abgeschlossen werden die Arbeiten mit einem neuen Deckbelag über die gesamte Streckenlänge im Sommer 2019. Danach soll Brügg wesentlich vom Verkehr entlastet sein. «Eine Verkehrsberuhigung ist unser übergeordnetes Ziel», sagt Flückiger. Einerseits dienen die Kreisel dazu, die Autos auf die Autobahn zu leiten, andererseits sollen sie die Verkehrssicherheit, besonders für Fussgänger und Velofahrer, verbessern. Tempo 30 statt 50 soll den Verkehr insgesamt verlangsamen. «Bei der älteren Generation findet derzeit noch ein Umdenken statt, dass man nicht immer zugunsten der Autofahrer baut», so Flückiger.

Schon jetzt zeige der Ostast positive Auswirkungen: Auf der Orpundstrasse sei der Verkehr auf einen Viertel zurückgefallen. «Wenn man sieht, was diese Massnahmen bringen, sollte das auch Kritiker überzeugen», so Flückiger.

Nachrichten zu Seeland »