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Wann kehrt endlich Ruhe ein?

Im Ressort Sicherheit kam es zu mehreren Wechseln auf der Führungsebene. Nun soll es ein Abteilungsleiter richten, der von extern kommt. Doch noch ist er nicht da.

copyright: Peter Samuel Jaggi

Deborah Balmer


Er gilt als hemdsärmeliger Typ mit einer sehr direkten Art, mit der nicht jeder gleich gut umgehen kann. Jürg Michel, Gemeinderat (SVP) und Vorsteher der Abteilung Sicherheit, Liegenschaften und Sport in Lyss machte von sich reden, als er an einer Sitzung des Grossen Gemeinderats (GGR) über Fahrende sprach und ihnen unterstellte, schlecht zu riechen. Das brachte ihm eine Anzeige der Juso ein. Michel sass früher für die FDP im Grossen Rat und im GGR, 2007 wechselte er zur SVP. Bekannt ist er auch als Mister Lysspo: Michel ist OK-Präsident der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung in der Seelandhalle Lyss.


«Er ist ein Haudegen, ein harter Hund», hört man über ihn. «Sein Führungsstil erinnert an den eines Unternehmers aus der Privatwirtschaft, was er ursprünglich auch ist», heisst es auch. Michel führte in Lyss eine Garage, die es noch heute gibt und dessen Verwaltungsratspräsident er noch immer ist.


In den Gemeinderat schaffte er es ursprünglich, weil er nachrückte, im Herbst 2017 durfte er sich dann aber über seine Direktwahl und das drittbeste Resultat aller Gemeinderäte freuen.


Wechsel in Führungsetage
Doch seither ist es in seinem Ressort, der Abteilung Sicherheit, Liegenschaften und Sport, zu mehreren Wechseln in der Führungsetage gekommen. Eine Person (Name dem BT bekannt), die sich in der Lysser Verwaltung bestens auskennt, sagt, man höre in Lyss immer wieder, die Abteilung sei führungslos. Sie hoffe, dass es sich um eine Durststrecke handle und der Gemeinderat bemüht sei, wieder Ruhe in das Ressort zu bringen.


So verliess der langjährige Abteilungsleiter, Thomas Peter, Ende 2018 die Gemeinde. Seit Anfang Jahr ist er Gemeindeverwalter von Meikirch. Peter hatte über zwei Jahre lang unter Jürg Michel gearbeitet und sagt: «Die Art der Zusammenarbeit hat für mich persönlich nicht mehr gestimmt, unsere Ansichten waren sehr unterschiedlich. Auch aus diesem Grund nahm ich die neue Herausforderung gerne an.»    Thomas Peters Stelle wird seither von Christian Gautschi, dem früheren Stellvertreter von Thomas Peter, geführt. Das ist noch bis Mitte Februar so, denn auch  Christian Gautschi hat gekündigt und wird seine Tätigkeit bei der Gemeinde Lyss beenden.   Aus beruflichen und persönlichen Gründen, wie er sagt. Die Aufgabe des Abteilungsleiters wird neu Roland Streun aus Dieterswil übernehmen.
Will der Lysser Gemeinderat mit einem Externen Ruhe in die Abteilung bringen will?


Tatsache ist, dass der Gemeinderat nach eigenen Angaben bei der Evaluation der freien Stelle die Messlatte sehr hoch angesetzt hat. Ein ausgewählter Kandidat aus der ersten Ausschreibung hatte vor der Zusage der Gemeinde eine andere Stelle angenommen. Die Stelle musste also ein zweites Mal ausgeschrieben werden. Aus 60 Bewerbungen wurde am Ende Roland Streun ausgewählt, der seine Stelle Anfang Juni antreten wird, denn Streun befindet sich noch im Lehrgang zum Eidgenössisch diplomierten Treuhänder, die er im laufenden Jahr abschliesst. «Dies bedeutet, dass nicht alle Arbeiten und Projekte im gewohnten zeitlichen Rahmen ausgeführt werden können», hiess es Mitte Dezember in der GGR-Sitzung. Da ging man noch davon aus, dass der stellvertretende Abteilungsleiter Christian Gautschi die Abteilung bis im Juni leiten wird. Doch Gautschi hat wie erwähnt unterdessen auch gekündigt.


Damit die Abteilung nicht ohne Abteilungsleiter dasteht, wird in dieser Zeit temporär eine Kaderperson einer externen Firma einspringen: Man habe der Firma Abplanalp-Ramsauer AG aus Bowil den Auftrag erteilt. Mehrkosten würden der Gemeinde Lyss wegen der wegfallenden Gehaltskosten keine entstehen.


Keine normale Fluktuation
Auf der Gemeinde bestreitet man nicht, dass es nicht gerade als normale Fluktuation angesehen werden kann, dass der Abteilungsleiter und sein Stellvertreter innert kürzester Zeit neue Wege suchten. «Über die Gründe, die zu den Veränderungen führten, kann ich nur Vermutungen anstellen», sagt Gemeindeschreiber Daniel Strub. Aus seiner Sicht gehöre es aber zum Führungsalltag, dass sich Mitarbeitende verändern möchten oder neue Herausforderungen suchen.


Kam es zu Differenzen zwischen Jürg Michel und dem Abteilungsleiter? Laut Strub ist es normal, dass Abteilungsleiter und Ressortvorsteher nicht immer die gleiche Meinung haben. «Das ist sogar eine wichtige Ausgangslage, um die zu lösenden Probleme breit und von allen Seiten beleuchtet anzugehen. Nur so können letztendlich ausgewogenen Lösungen zu Stande kommen.»


«Sagen, was Sache ist»
Jürg Michel sagt, er bedaure sowohl den Abgang von Thomas Peter wie auch den von Christian Gautschi aus seinem Ressort. Das dies in so kurzer Zeit passiert sei, sei «selbstverständlich nicht optimal». Michel, der weiss, dass er mitunter als «hemdsärmelig und sehr direkt» gilt; er liebe es halt, zu sagen, was Sache ist, sagt er.


Er macht auch kein Geheimnis draus, dass er mit dem Abteilungsleiter und seinem Stellvertreter nicht immer die gleichen Ansichten teilte. «Aber», sagt Michel, «es gab nie Streit.»
Mit dem temporäten Kadermann werde nun dafür gesorgt, dass Ruhe einkehre. Gefordert sei in dieser Zeit auch das gesamte Team in der Abteilung, auf das er sich aber verlassen könne.

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