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Seeland

Warme Inseln in frostiger Umgebung

Ein Fondue im Gewächshaus oder im Weinfass: Seeländer Gastronominnen und Gastronomen nehmen die Pandemie zum Anlass, auf fantasievolle Art Gäste zu bewirten.

Im «Commerce» in Aarberg können Gäste Fondue auf kuscheligen Lammfellen geniessen. copyright: Lee Knipp

 

Sarah Zurbuchen
 
Manch einer sitzt zu Coronazeiten nicht gern mit vielen Menschen in einem Raum, erst recht nicht, seit die Problematik von Aerosolen bekannt ist. Trotzdem besteht das Bedürfnis, sich mit seinen Liebsten mal ausserhalb der eigenen Wohnung zu einem leckeren Nachtessen zu treffen. Auch die arg gebeutelte Gastrobranche ist nicht unglücklich darüber, wenn sie den einen oder anderen Gast zusätzlich bewirten kann, auch wenn aktuell nicht klar ist, wie lange dies noch möglich ist. Gestern hat der Bundesrat angekündigt, weitere Massnahmen ins Auge zu fassen. Unter Umständen könnte es dann bereits ab Samstag heissen: Restaurants müssen um 19 Uhr schliessen (siehe Seiten 12 und 13).   
Dabei haben sich in den letzten Wochen und Monaten Gastrobetreibende auf Ideensuche begeben und unkonventionelle Lösungen gefunden. In Biel sind dies etwa das Restaurant Joran mit seinen Fondue-Iglus und das Chalet Palace auf dem Zentralplatz (siehe BT vom 21. November). Der eine oder andere Betrieb versucht zudem, die Gäste mit Heizpilzen oder Heizstrahlern bei Laune zu halten (siehe auch Infobox). 
Nicht nur in Biel, auch im Seeland sind Wirtinnen und Wirte aktiv geworden. Viele setzen aber lieber auf beheizte Häuschen als auf mobile Heizelemente unter freiem Himmel, wie eine Umfrage zeigt. 
 
Gewächshäuser in Aarberg
 
Da ist etwa der umtriebige Peter M. Hurni, Wirt des Restaurants Commerce in Aarberg. Er hat auf dem Marktplatz unter den Platanen sechs Gewächshäuser aufgestellt, in denen je vier Personen sitzen können. «Unser Restaurant ist klein, und wegen der Sicherheitsabstände können wir drinnen weniger Personen bewirten.» Mit den Häuschen draussen könne das zum Teil kompensiert werden, sagt er. Sowohl am Mittag wie auch abends können die Gäste dort Käse- oder Trüffelfondue essen, inklusive Apéro, Vorspeise und Dessert. Trotz der früheren Schliessungszeiten um 21 Uhr bietet das «Commerce» zwei Service an: einen von 17 bis 18.50 Uhr, den anderen von 19.10 bis 21 Uhr, insofern sich die Behörden am Freitag nicht für strengere Massnahmen entscheiden. Die transparenten Hüttchen werden mit einem Elektroofen geheizt.
Schön warm haben es auch die Gäste des Stärnepintli in Kappelen. Wirt Markus Kunz hat seiner überdachten Terrasse Holzwände verliehen und daraus für drei Monate ein beheiztes Chaletstübli  gemacht. Allerdings mache er dies bereits seit fünf Jahren so, sagt Kunz. Dieses Jahr fällt das Stübli etwas grösser aus, damit der Abstand gewährleistet bleibt. 
 
Essen im Fass
 
Michelle Widmer, Pächterin des Cafés Mon Bijou in Täuffelen setzt seit Mitte November auf zwei grosse Holzfässer, um ihren Gästen etwas Ausgefallenes zu bieten. Zwischen den Fässern befindet sich eine Feuerschale, auf welcher Fondue im Caquelon geschmolzen wird. Zum Essen wechseln die Leute ins warme Fass. «Wenn sich die Gruppen in den beiden Fässern kennen, lassen sie auch mal die Türe offen, damit sie miteinander reden können», so die Wirtin. Das Angebot ist so beliebt, dass es bis Weihnachten bereits ausgebucht ist. Widmer: «Ab dem 11. Januar gibt es wieder freie Plätze.»
 
Fondue im Wintergarten
Gut besucht sind auch die hübsch dekorierten «Hüsli» von «Kieners Bistrot» in Finsterhennen, wie Wirtin Fabienne Stauffer berichtet. Das Restaurant hat am 1. Oktober seinen Betrieb aufgenommen, also mitten in der Coronakrise. «Zur Eröffnung hatten wir ein Zelt aufgestellt. Das war sehr beliebt bei den Gästen», sagt sie. Dieses zu heizen sei aber sehr energieaufwendig, weshalb sie sich in der Folge für die kleinen Treibhäuschen entschieden habe. So komme sie auf die erlaubte Anzahl von 50 Gästen. Auch in Finsterhennen wird hauptsächlich Fondue gegessen, «damit nicht das ganze Restaurant nach Käse riecht», wie die Pächterin sagt. Es sei aber auch möglich, in den Häuschen mit Wintergartencharakter à la Carte zu essen oder einen Kaffee zu trinken.

 

Heizpilze und Elektrostrahler
Da Heizpilze sehr viel Energie verbrauchen, sind solche und ähnliche Heizungen im Freien nur erlaubt, wenn sie erneuerbar betrieben werden (mit Holz oder mit Pellets), so steht es im kantonalen Energiegesetz. Die Energieverordnung sieht allerdings Ausnahmen vor, etwa im Interesse des Gastgewerbes. Es erscheine mit Blick auf die wirtschaftlich sehr angespannte Situation im Gastgewerbe zulässig, dass die Stadt mindestens während der Dauer der Pandemie einzelne fossile Heizpilze oder mobile Elektrostrahler bewillige, sagt André Glauser, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit der Stadt Biel. Gesuche würden bezüglich deren Notwendigkeit für das Überleben des betreffenden Betriebes überprüft und es werde klar kommuniziert, dass es sich hierbei um eine Ausnahmeregelung aufgrund der Coronasituation handle. sz

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