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Aarberg

Warum nicht mal eine Töpferwareparty?

Im Herzen der Aarberger Altstadt töpfern zwei Frauen. Eine davon ist Monika Wägli. Ihr Credo: Funktionales Töpfern. Gebrauchsgegenstände, um dem Alltagsplastik die Stirn zu bieten.

Monika Wägli, Bild: Vera Urweider

Vera Urweider

Da sind diese Augen. Kugelrund und klein. Sie schauen einen direkt an. Oder dahin, wo der Tee, das Wasser, der Saft hin soll. Es sind die Augen eines Kruges. Eines Keramikkruges. Platziert neben dem Schnäbelchen, könnte man sagen, bliebe man beim Gesichtchen. Die Ausbuchtung oder Rinne des Kruges, die das Getränk beim Einschenken in die richtige Richtung leitet. «Ich will ein Lächeln in die Gesichter zaubern», sagt Monika Wägli. Darum platziere sie auf vielen ihrer Werke kleine Details, die man eben erst beim zweiten Hinschauen sieht. Wie die Augen des Kruges.

Sie steht in ihrem Laden, mitten in der Aarberger Altstadt, umgeben von Töpfereien. Ihren Töpfereien, die sie unter dem Namen «i ceramisti» macht – übrigens mit einer ganz speziellen und nicht ganz einfachen Brennart – «das machen nur ganz wenige in der Schweiz» –, der Salzbrand, der ihren Kunsthandwerken diesen rotorangen, erdigen Farbton gibt – und die Töpfereien ihrer jungen Geschäftspartnerin Sarah-Maria Steiner mit dem Label «saramic». Wägli hat Steiner mit ins Boot geholt, da sie einer jungen Keramikerin eine Chance hat geben wollen. «Sie wird den Laden dann wohl irgendwann alleine weiterführen», sagt sie und lächelt ein bisschen wie der Krug mit den Äuglein.

Die Details sind Wägli wichtig. Aber dennoch töpfert sie nach dem Motto «form follows function». Es seien kaum zerstörbare Gebrauchsgegenstände. Und lassen sich in jeder Wohnung sehen. Was einem in pandemischen Zeiten sofort auffällt: Sogar der Desinfektionsmittelspender ist selbstgetöpfert. Ähnlich wie ihre Seifenspender sieht er aus. «Mich haben diese Kunststoffseifenspender immer gestört. Sie sind eh nicht schön und mit der Zeit werden sie gar noch schmuddelig dazu.» Also entwarf sie selber welche. Und die laufen gut. «Man kann sie auch fürs Geschirrspülmittel benutzen und getrost neben Schüttstein stehen lassen», so Wägli. Ganz plastikfrei sei er leider nicht. «Aber irgendwie muss die Seife ja auch rausgedrückt werden können. Das Schläuchlein kann ich schlicht nicht töpfern.»

Genau so lassen sich auch die Ölflaschen oder das Löcherbecken zum Stehenlassen sehen lassen. Die Salz- und Pfefferstreuer. Die Eierbecher. Die Salatschüssel. Oder natürlich, etwas weg vom Funktionalen, Wäglis typische Keramikvögel. All das findet man in ihrem Sortiment, neben den saisonalen Weihnachtsengeln, den klassischen Trinkbechern oder gar den Aarbergertassen, «mein Souvenir-Produkt», wie sie die Tassen mit dem Altstadtdruck drauf nennt.

 

«Ultimative Znünidose»

Am vergangenen Aarberger Weihnachtsmarkt gab es sogar getöpferte Weihnachtstassen. Nicht einfach zum Kaufen, sondern in Zusammenarbeit mit dem Markt selber als Mehrwegbecher im Umlauf. «Die sind gegangen wie warme Weggli», sagt sie. Für zwölf Franken konnte man diesen Becher verhältnismässig günstig kaufen und dann an jedem Stand auffüllen lassen.

Wägli töpfert schon sehr viele Jahre. Doch merkt man: An Ideen, Fantasie und Innovation – auch in Gedanken an die Umwelt – fehlt es ihr nicht. Schon länger überlegt sie an einer «ultimativen Znünidose» herum. Doch soweit sei sie leider noch nicht.

Ton auf Ton ist ein dichter Verschluss unmöglich. Ein Schraubgewinde von Hand nicht verwirklichbar. Werkelt man ein Gummiband rein, stört sie, naja, das Gummiband. Korkdeckel vielleicht? Der kann aber den Essensgeruch annehmen. So die ultimative Znünidose wohl noch etwas warten muss, könnte man ja aber mit einer, analog zur Tupperwareparty, eine Töpferwareparty ins Leben rufen, sinniert sie. Denn «der Salat sieht in einer Keramikschüssel doch einfach gleich viel appetitlicher aus, als in einem Plastikgefäss. Davon bin nicht nur ich überzeugt.»

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