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Twann-Tüscherz

Weil die Maske fehlte, musste der Dorfladen schliessen

Die Polizei liess den Dorfladen Twann für 48 Stunden schliessen. Die Angestellten sollen sich mehrfach nicht an die Maskenpflicht gehalten haben. Wie geht es mit dem Laden weiter?

Der Dorfladen Twann ist laut der Gemeindepräsidentin sehr sinnvoll, besonders für die Älteren in der Region. Bild: Barbara Héritier

Hannah Frei

Wem in Twann oder den umliegenden Weilern und Dörfern etwas in der Küche fehlt, fährt gerne ins Zentrum, zum Dorfladen im Moos. Auch die Poststelle befindet sich seit einigen Jahren dort. Doch am Mittwochnachmittag standen die Kundinnen und Kunden plötzlich vor verschlossenen Türen. So meldeten sich am Donnerstagabend Anwohnerinnen beim «Bieler Tagblatt». Grund für die Schliessung sei ein Verstoss gegen die Covid-19-Massnahmen, werde im Dorf erzählt.

Und die Vermutung stimmt: Die Polizei habe den Dorfladen am Mittwoch geschlossen, erklärt Geschäftsführerin Priska Scholer-Alpiger auf Anfrage. Der Grund: Die Maskenpflicht sei nicht konsequent eingehalten worden. Seit gestern Mittag ist der Laden zwar wieder offen. Aber zurück bleiben schrumpliges Gemüse und ein ungutes Gefühl, sowohl bei der Geschäftsführerin als auch in der Bevölkerung.

Ein «Chrampf» mit Maske

Scholer-Alpiger führt den Laden seit neun Jahren. Sie sagt, sie und ihr Team hätten sich nicht grundsätzlich geweigert, Masken zu tragen. «Es ist jedoch ein ‹Chrampf›, den ganzen Tag mit Maske arbeiten zu müssen.» Da sei es schon mal vorgekommen, dass die Maske unter die Nase gerutscht sei, oder man sie für gewisse Arbeiten abgelegt habe, etwa, wenn man hinter der Plexiglasscheibe oder im Keller Produkte einpackte.

Dies habe sich im Dorf herumgesprochen – und dazu geführt, dass Hinweise an die Polizei gelangten. Vor etwa einem Monat sie die Polizei dann zum ersten Mal im Laden vorbeigekommen und habe eine Verwarnung ausgesprochen, sagt die Geschäftsführerin. Ein paar Wochen später sei es zu einem weiteren Besuch von der Polizei gekommen. Und bald folgte der dritte Besuch, am vergangenen Mittwochnachmittag, der zur Schliessung führte.

Auf Nachfrage bestätigt Lena Zurbuchen, Mediensprecherin der Berner Kantonspolizei, dass die Schliessung erfolgte, da nach einer erneuten Kontrolle am Mittwoch festgestellt worden sei, dass die aktuell geltenden Coronamassnahmen nach wie vor nicht eingehalten wurden.

Gestern Nachmittag konnte der Laden nach 48 Stunden wieder öffnen. Laut Romi Stebler, der zuständigen Regierungsstatthalterin, ist das der erste solche Fall im Statthalteramt Biel. Die Betreiber hätten ihr Schutzkonzept in Sachen Maskenpflicht anpassen und erneut bei der Berner Gesundheitsdirektion einreichen müssen. Daher habe es für das Regierungsstatthalteramt keinen Grund für eine längere Schliessung gegeben. «Von unserer Seite her ist die Sache damit erledigt», sagt Stebler.

Scholer-Alpiger hingegen ist immer noch konsterniert. «Eine solche Erfahrung sucht man nicht. Das geht ans Lebendige.» Sie geht jedoch nicht davon aus, dass ihr die Kunden wegen dieser Aktion davonlaufen werden. Ihre Kundschaft sei treu und fair.

Wie BT-Recherchen zeigen, ist in Twann bekannt, dass im Dorfladen kein Wert auf die Maskenpflicht gelegt wird. Es sei oft vorgekommen, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer keine Maske trugen, sagen Leute aus dem Dorf.

Wünsche werden gehört

Eine längerfristige Schliessung des Ladens wäre fatal für Twann und die umliegenden Dörfer, sagt Margrit Bohnenblust, Gemeindepräsidentin von Twann-Tüscherz. Zum einen ermögliche der Laden Menschen, die nicht mobil sind, im Dorf einkaufen zu können. «Das ist besonders für die älteren Menschen sehr wertvoll», sagt Bohnenblust. Zum anderen sei das Angebot im Laden von Scholer-Alpiger besonders gut. Wen jemand einen Wunsch habe, etwa ein bestimmtes Produkt möchte, das bisher nicht im Sortiment zu finden war, mache Scholer-Alpiger alles dafür, dieses Produkt aufzunehmen. «Sie macht das sehr gut und steckt viel Energie in den Laden.» Zudem setze sie auf regionale Produkte und unterstütze somit die lokalen Winzerinnen und Bauern.

Ob das Dorfladen-Team nun absichtlich gegen die Massnahmen verstossen hat oder nicht: Für Scholer-Alpiger war die Schliessung ein Weckruf. «Wir werden künftig darauf schauen, dass wir im Bezug auf die Masken besser aufpassen.»

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