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„Krawattenzwang“

Wenn Barrieren um Pfosten gewickelt werden

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Wenn Barrieren um Pfosten gewickelt werden.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Alle Seeländerinnen und Seeländer kennen den «Moosrugger» am rechten Bielerseeufer, das Zügli von Biel nach Ins, einst das BTI (Biel-Täuffelen-Ins), heute die ASM (Aare Seeland mobil). Alle haben das Zügli schon x-mal überholt und gekreuzt, alle kennen die gefährlichen Stellen mit Barrieren oder sogar die unüberwachten Übergänge (mit deutlichen Lichtsignalen und akustischen Warntönen).

Alle? Wohl nicht. Denn wir hören und lesen in regelmässigen Abständen von Kollisionen diverser Ververksteilnehmenden mit dem Zug – häufig mit schweren Folgen. So hiess es im «Bieler Tagblatt» vom letzten Samstag wieder einmal: «Gestern Morgen ereignete sich auf der Bahnstrecke zwischen Biel und Täuffelen ein Unfall. Dabei kollidierte in Sutz auf Höhe Birkhofweg ein Personenwagen mit der BTI-Bahn. Eine Person zog sich Verletzungen zu und musste mit der Ambulanz ins Spitalzentrum nach Biel gefahren werden. Der Bahnverkehr war für kurze Zeit unterbrochen. Die Höhe des Sachschadens wird auf 50 000 Franken geschätzt. Die Unfallursache ist noch nicht bekannt.»

Für solche Unfälle habe ich grundsätzlich wenig Verständnis, bin ich doch der Meinung, dass die nötigen Sicherheitsmassnahmen genügen. Ob einheimisch oder ortsfremd: Mit etwas Übersicht und Rücksichtsnahme sollte es doch möglich sein, dass die verschiedenen Verkehrsteilnehmer aneinander vorbeikommen. Den riesigen Aufwand, alle komplett voneinander zu trennen, können wir uns sparen.

Noch weniger Verständnis habe ich, wenn ich am Montagmorgen früh zu einer Barrierenanlage in Sutz fahre, bei der eine Schranke in voller Länge buchstäblich um einen Pfosten gewickelt ist. Wie doof ist man, wenn man bei geschlossenen Schranken mit derart viel Wucht auffährt, dass das beschriebene Bild entsteht? Das entsprechende Foto und die dazupassende Umfallmeldung hätte ich zu gerne gesehen. Aber natürlich ist der Täter «unbekannt».

Immerhin – und damit der Dank an die fleissigen Hände: Der Ersatz der verbogenen und damit total zerstörten Schranke liess nicht lange auf sich warten. Die Sicherheit war bei diesem Übergang rasch wieder gewährleistet und das Zügli musste nicht mehr im Schritttempo passieren. Den erstaunten Blick auf das Schranken-Kunstwerk konnten so aber nur wenige geniessen. Möge der Täter stolz sein auf sein «Kunststück».


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

Kommentare

sokrates

Mit vielem bin ich mit dem Kravattenmensch Rentsch nicht einverstanden. Aber wo er recht hat, hat er recht. Als Automobilist der die Strecke seit 40.Jahren kennt und befährt frage ich mich, was muss noch gebaut werden das wir diese sich wiederholenden Unfallmeldungen nicht mehr lesen müssen. Das Bahntrasse ist so sicher, dass es nur noch Risikofreudigen Autofahrern gelingt einen Unfall mit der BTI zu provozieren.


Wanderfalke

Möchte hiermit Herrn Rentsch für den Blog im Bieler Tagblatt vom 06.6.19 herzlich gratulieren.War selber während 35 Jahren mit dem Moosrugger unterwegs und habe manche solche Sachen erlebt!


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