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Seeländer

Wenn jeder nur für sich schaut

Nachdem sich der Dunst der (wenigen) Raketen verzogen hat, lohnt es sich, nochmals darüber nachzudenken, was am Nationalfeiertag passiert ist.

Theo Martin, Redaktor

Denn der Umgang mit dem Feuerverbot Ende Juli war kein Ruhmesblatt für die lokale Zusammenarbeit. Die Herausforderung war gross vor dem 1. August: Trockenheit und Wassermangel führten zu grosser Feuergefahr. Flächendeckender Regen war weiterhin nicht in Sicht - doch neu war das alles nicht. Bereits ein paar Jahre zuvor hatte bei ähnlicher Ausgangslage jede Gemeinde die Brandgefahr anders beurteilt, was denn auch zu heftiger Kritik geführt hat. Man wäre also gewarnt gewesen. Die Regierungsstatthalter haben diesmal in löblicher Weise möglichst einheitliche Regeln getroffen. So gab es für den Berner Jura, das Mittelland und die Voraplen ein Feuer- und Feuerwerksverbot im Wald und in Waldesnähe. Die 1.-August-Feuer blieben unter Berücksichtigung erhöhter Sicherheitsmassnahmen ausdrücklich erlaubt. Einzig im Berner Jura und im Verwaltungskreis Obersimmental-Saanen galt ein Verbot von Feuerwerk und Feuern.

Soweit alles klar – wenn nun nicht wieder jede Gemeinde für sich entschieden hätte. Während die Bürger der einen Gemeinde also an der Bundesfeier über das Feuerwerksverbot aufgeklärt wurden, konnten sie die Raketen aus der Nachbargemeinde sehen und hören. Was in der einen Ortschaft erlaubt war, verbot der Nachbarort. Dazu kommt die unterschiedliche Kommunikation. Teilweise wurden die Verbote kaum bekanntgemacht und auch nicht durchgesetzt.

Das macht alles keinen Sinn. Es wird kaum objektive Gründe geben, eine konstante Wettersituation zwei Kilometer weiter komplett anders zu beurteilen. Und es muss doch möglich sein, dass sich die Gemeinden bei absehbaren Ereignissen absprechen. Angesichts der Brandgefahr sind sicher beide Varianten nachvollziehbar – aber es braucht eine einheitliche Lösung. Sinn machen würde es nun auch, endlich gemeinsam über die Modernisierung der Landeshymne nachzudenken. Während sich die Melodie des 1835 von Alberik Zwyssig komponierten Schweizerpsalms in der Schweizer Volksseele eingebürgert hat, konnte der Text nämlich nie recht Fuss fassen. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft hat deshalb in einem Wettbewerb einen neuen Text gesucht. Statt vom Alpenfirst, der sich rötet, wäre da von den wahren Werten des Landes die Rede. Statt sich auf Gott zu berufen, was wohl die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr tut, wird explizit das Land gelobt: «Weisses Kreuz auf rotem Grund, unser Zeichen für den Bund», heisst es da etwa. Was spricht eigentlich gegen eine zeitgemässe Huldigung?

Info: «Egge Sibni» ist in Rente gegangen. An seiner Stelle schreibt nun Theo Martin als «Seeländer» alle vier Wochen eine persönliche Kolumne.

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