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Kafipause

Wie das Internet meinen Tag rettete

Im persönlichen Blog berichten Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter und BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – meistens mit einem Augenzwinkern.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor
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Ach ja, dieses Internet ist schon etwas Praktisches. Ganz anders als eine Zeitung. Nehmen wir das BT: Da schlage ich die Seiten auf und finde allerlei recherchierte Fakten. Was aber, wenn mir das, was da steht, nicht zusagt? Keine Sorge, es geht hier nicht um Corona. Oder Trump. Ich habe da andere Sorgen.

Seit ich ein Haus habe, habe ich einen Garten. Einen Garten zu haben, ist etwas Wunderschönes. Im Sommer. Jetzt aber, wo es kälter geworden ist, ist der Garten zwar noch da, brauchen tue ich ihn aber nicht. Nur: Der Garten braucht mich. So jedenfalls wird mir das immer wieder gesagt. Ich müsse den Garten winterfest machen. Zig Herbstarbeiten, die anscheinend unbedingt erledigt werden müssen: Bäume zurückschneiden, den Rasen mähen, Laub zusammentragen und sei weiter und so fort.

Da war er also, so ein Samstag, an dem der Nebel sich hartnäckig über dem Seeland hielt und ich genauso hartnäckig versuchte, jeden Schritt nach draussen zu vermeiden. In meinem Kopf aber, da rief der Garten. Die vielen Hobbygartenexperten, die zahlreichen Ratgeber in Zeitungen und Zeitschriften, ja, sie alle haben mir diesen Gedanken eingeimpft, dass der Garten nun noch ein letztes Mal meine Pflege brauche.

Doch zum Glück gibt es diese Erfindung namens Smartphone. Da drauf ist eine App, die sich Google nennt. Google ist super, denn Google hat auf jede Frage nicht nur eine, sondern tausende Antworten. Und wenn man die Frage richtig formuliert, findet man «Fakten», die zu einem passen.

Ich lag also auf meinem Sofa und löcherte Google. Anfangs kamen ganz viele blöde Tipps zur Gartenpflege, in die ich mich gar nicht vertiefen wollte. Also formulierte ich es anders: «Warum ist es besser, Bäume nicht zurückzuschneiden?» Leider fand ich noch keine alternativen Fakten, die besagen, dass es besser sei, Bäume gar nicht zu schneiden. Aber immerhin: «Gartengehölze, die Sie auf keine Fall schneiden sollten» oder «Die grössten Fehler beim Schneiden von Bäumen». Ich fand sogar heraus, dass man einen Baum bei falscher Handhabung verstümmeln kann. Ich beschloss, das mit dem Schneiden sein zu lassen, da ich zu viel falsch machen könnte. Noch erfolgreicher war meine Suche nach Argumenten, wieso es von Vorteil ist, das Laub nicht zusammen zu rechen. Es gibt nämlich ganz viele Vorteile, wenn man es sein lässt. Es bietet ganz vielen Insekten Lebensraum. Und hey, wenn ich damit etwas für Insekten tun kann, dann tue ich das. Diese kleinen Viecher, für die ich vom Sofa aus immer mehr Sympathien entwickelte, mögen übrigens auch Naturwiesen. Wenn ich also möglichst wenig in die Rasenpflege eingreife, so meine Schlussfolgerung, kann die Natur übernehmen und was dann wächst, ist eine Naturwiese.

Ach ja, dieses Internet. Wie praktisch es doch ist: Ich brauchte vom Sofa aus nicht einmal eine halbe Stunde, um die Arbeit eines ganzen Tages mit gutem Gewissen als erledigt abzuhaken.

 

pmeister@bielertagblatt.ch

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