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Schulen

Wie die Gemeinden ihre Schulhäuser aufrüsten

Seifenspender, Desinfektionsständer, Ghüder mit Deckel: Die Schulzimmer müssen hygienischer werden. Das verursacht viel Aufwand 
und Kosten.

Symbolbild: Keystone
  • Dossier

«Die Dinge haben sich überstürzt», sagt Maya Weber Hadorn. Die Ostermundiger SP-Gemeinderätin hat eine Liste veröffentlicht, die erahnen lässt, womit sich die Gemeindebehörden im Kanton Bern derzeit auseinandersetzen: mit der Bestellung von Artikeln, nach denen die Weisungen des Bundesamts für Gesundheit verlangen.

Einweghandtücher, Seifenspender, geschlossene Abfalleimer für benutzte Taschentücher: Die erhöhten Hygieneanforderungen treffen die Verwaltung und den Schulalltag in logistischer und personeller Hinsicht empfindlich.

«Gründlich Hände waschen», «In Taschentuch oder Armbeuge husten oder niesen» und «Bei Fieber oder Husten zu Hause bleiben». Für die Gemeinde Ostermundigen hiess das, es mussten für fünf Standorte

der Gemeindeverwaltung Desinfektionsständer und für Schulanlagen und zwölf Kindergartenstandorte mit 17 Klassen Infoplakate organisiert werden. Das sei über die Abteilung Öffentliche Sicherheit noch einigermassen fix gegangen, sagt Maya Weber Hadorn.

Unerwartete Probleme

Vor zwei Wochen wurde ein Gemeindeführungsausschuss, die für solche Situationen vorgesehene Taskforce, einberufen. Noch während die Corona-Plakate mit den ersten drei Verhaltensmassnahmen aufgehängt wurden, kamen die nächsten Empfehlungen für die Schulen – kurzfristig vor dem Wochenende: Seifenspender mit Flüssigseife anstelle von Seifenstücken und Papierhandtücher statt textile, weil die als Infektionsquellen gelten. In den Ostermundiger Schulhäusern ist beides im Einsatz.

Was vergleichsweise simpel klingt, hat sich als die schwierigste Aufgabe herausgestellt: geschlossene Abfalleimer zu organisieren. «Das hat in den Schulhäusern und den Verwaltungsgebäuden etwas ausgelöst», sagt Weber Hadorn. «Alle sind gerannt.» Über das Wochenende habe man erst den Bedarf klären müssen. Am Montag gab die Gemeinde Bestellungen heraus. «Wir haben mit bestehenden Lieferanten nach Lösungen gesucht», so die Gemeinderätin.

Nachfrage ist höher als sonst

Zwar habe man sich durchaus überlegt, beim schwedischen Einrichtungshaus schnell und billig an die nötigen Ghüderchübel zu kommen, diesen unnachhaltigen Gedanken aber schnell wieder verworfen.

Erste Tüechli- und Seifenspender und deren Inhalt sind im Verlauf der Woche in Ostermundigen eingetroffen und werden nun verteilt. 98 Abfalleimer mit Fusspedal werden nächste Woche geliefert und vom Werkhof aus verteilt. Doch noch fehlen weitere 230 Abfalleimer wegen Lieferschwierigkeiten: Der Ansturm hat die Händler an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Umso mehr, als die Berner Gemeinden keine Sammelbestellungen kennen; jene, die nachrüsten müssen, tun das also alle einzeln.

Die erhöhte Nachfrage nach Einweghandtüchern, Seifenspendern und Ghüderchübeln mit Deckel bestätigt die Bürobedarfshändlerin Owiba AG in Bolligen. «Mehr oder weniger» seien die Artikel noch an Lager oder seien beim Lieferanten bereits nachbestellt. Während Handtücher lieferbar sind, braucht es bei Seifenspendern und Schwing [Bedingter Trennstrich] deckeleimern eine bis zwei Wochen Geduld.

Man hilft sich gegenseitig

In Ostermundigen wartet man derweil auf die bestellte Ware. Desinfizierende Reinigungstücher sind verteilt. Das Reinigungspersonal – über 50 Personen – wird aktuell instruiert. Auch diese Krisenorganisation hat auch ihre guten Seiten: Man hilft sich gegenseitig. Bei den unzähligen Papierrollenhaltern, die in den Toiletten nachgerüstet werden. Weil die Hauswartschaften das nicht innert kürzester Zeit allein bewältigen können, sind Montageteams in der Gemeinde auf Abruf.

Die Kosten des Materials für die hygienische Aufrüstung bewegen sich gemäss Maya Weber Hadorn in ihrer Gemeinde im niedrigen fünfstelligen Bereich. . Chantal Desbiolles

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