Sie sind hier

Abo

Reisen

Wie teuer das Reisen ist, hat jeder selber in der Hand

Bruno und Renate Furer sind weiterhin unterwegs. Eine Frage hören sie immer wieder: Wie finanziert ihr eure Weltreise?

Vor 16 Jahren brachen Bruno und Renate Furer aus Aegerten auf, um die Welt zu entdecken.
  • Dossier

Die Frage nach der Finanzierung der Reise wird uns immer wieder gestellt, komischerweise nicht von Südamerikanern. Europäer sind da aber sehr neugierig eingestellt.

Nun, die Frage ist ganz einfach zu beantworten. Mit Geld, anders geht es nicht!

Bleibt die Frage: Von wo kommt das Geld? Wunder gibt es ja sehr selten, also blieb auch uns nichts anderes übrig, als zuerst jahrelang hart dafür zu arbeiten.

Sparen, verzichten und gut investieren heissen die Zauberworte. Aber vor dem Sparen kommt die Entscheidung – und hier liegt das Hauptproblem.

Die Entscheidung zu reisen, kam bei uns relativ früh – im Alter von 25 Jahren. Seit dieser Zeit haben wir alles auf dieses Ziel ausgerichtet. Wer sich also kurz vor der Pensionierung dazu entscheidet, wird vermutlich erhebliche Probleme bekommen. Und dies nicht nur wegen der Finanzierung. Damit wir im Alter nicht mit einer massiven Rentenkürzung auskommen müssen, zahlen wir weiterhin auf freiwilliger Basis AHV ein.

Die geliebten Hosen

Es gibt dieses Sprichwort: «Wer lange reist, der schont sein Pferd».

Übersetzt heisst dies für uns: Bleiben wir für einige Jahre auf dem gleichen Kontinent, sind die Kosten für die Verschiffung erheblich tiefer. Etwa 5000 Franken kostet eine Verschiffung für unser Fahrzeug. Bleiben wir ein Jahr, ergeben sich knapp 14 Franken pro Tag. Bleiben wir drei Jahren, sind es umgerechnet nicht viel mehr als die Kosten einer Tasse Kaffee. Wer dazu noch regelmässig raucht, gibt pro Tag also mehr aus als wir, die doch immerhin einen Lastwagen über den Atlantik oder Ozean schiffen lassen.

Auch bei uns stehen ab und an «Investitionen» an, was unser Budget arg belastet. Erst vor einigen Tagen habe ich mir eine neue Hose gekauft, nach über drei Jahren das erste Kleidungsstück, das ersetzt werden musste. Zwar war die alte für mich noch fast neuwertig, aber bekanntlich sind Frauen da etwas heikler eingestellt und schweren Herzens musste ich mich von meiner liebgewonnenen, weitgereisten Hose trennen.

Diesel muss gekauft werden, wobei hier, je nach Land, die Kosten erheblich schwanken. Leider sind nicht überall die Dieselpreise so tief wie in Venezuela: Für 600 Liter haben wir ungerechnet ganze zwei (!!) Franken bezahlt.

Durchschnittlich liegt der Dieselpreis bei ca. 80 Rappen. Versicherungen werden je nach Land an der Grenze abgeschlossen und kosten für drei Monate um die 20 Franken, für den Mercosur (gemeinsamer Markt Südamerikas) ca. 180 Franken pro Jahr.

Bleibt noch das Essen: Argentinien hat mächtig zugelegt in den letzten Jahren und ist mittlerweile zum teuersten Land in Südamerika aufgestiegen.

Jetzt bezahlen wir für ein Kilogramm Rindsfilet um die 20 Franken und für einen superguten Rotwein muss schon mal 7 Franken hingeblättert werden. Vergleichsweise teuer ist Gemüse, derweil bezahlen wir fast Schweizer Preise für Obst und Gemüse.

Wie gesagt: Dies gilt für Argentinien. Alle anderen Länder sind erheblich billiger.

Bleiben wir länger irgendwo, reduzieren sich die Kosten auf ca. 500 Franken pro Monat. Fahren wir weite Strecken und kommen Fähren dazu, sind es zwischen 1500 und 2000 Franken pro Monat. Wie teuer das Reisen ist, hat also jeder selber in der Hand.

Campingplätze fallen bei uns finanziell nicht ins Gewicht, schlafen wir doch meist irgendwo in der Pampa.

Wir hören immer wieder: «Ich könnte das nicht, jeden Tag woanders schlafen. Nie wissen, wo dieses Woanders gerade ist.» Ich verstehe diese Leute, ich könnte das auch nicht. Dies ist auch der Grund, wieso wir unser Bett immer dabei haben. Auch wir wollen wissen, wo wir jeweils schlafen!

Das Bild der Schweiz

Nochmals zurück zum Geld: Heute bezahlt kaum noch jemand mit Bargeld. Wir aber, wo wir können, schon. Skeptisch wird jede Banknote auf ihre Echtheit überprüft. Ich sage jeweils: «Sie brauchen die Noten nicht zu prüfen. Wir sind Schweizer, wir fälschen kein Geld, wir waschen es nur.» Damit zum Bild der Schweiz im Ausland.

Nach unserer Erfahrung besteht das Negativbild der Schweiz eigentlich nur in der Schweiz. Für die meisten Leute im Ausland sind die Banken und die damit aufgetretenen Probleme kein wirkliches Thema. Wir staunen immer wieder, wie weit entfernt von der Realität Schweizer Politiker die Schweiz und deren Bild im Ausland darstellen. Sepp Blatter mit seiner Ffifa hat uns da schon mehr in Bedrängnis gebracht. Am bolivianischen Zoll wollten die Zöllner mit mir eine Runde Fussball spielen – der Platz liegt strategisch günstig gleich neben dem Zoll. Und dieser auf 5045 Meter über Meer.

Auch Roger Federer hat uns schon Probleme bereitet. Zwar finden den alle super, aber einige Argentinier haben trotzdem Mühe zu begreifen, wieso sein Porträt schon zu Lebzeiten eine Briefmarke ziert, dasjenige von Diego Maradona aber nicht.

So sehen die wahren Probleme aus. Die meisten finden sowieso: «Unsere Politiker bedienen sich ja so oder so, in der Schweiz ist unser Geld wenigsten sicher aufgehoben!» Bruno Furer

Link: www.pepamobil.ch

**********************

Von Aegerten hinaus
in die die ganze Welt

  • - Im Mai 2000 sind Renate und Bruno Furer zu ihrer Reise aufgebrochen, nachdem sie nach 13 Jahren ihre Firma Printlack AG in Aegerten verkauft hatten. Die Reise ist ohne konkretes Ende geplant.
  • - Die ersten fünf Jahre waren sie mit einem Sattelschlepper in Europa und Nordafrika unterwegs. Momentan befinden sie sich in Südamerika.
  • - Im BT berichten sie nun regelmässig über ihre Erfahrungen. mt
Stichwörter: Grenzenlos unterwegs

Nachrichten zu Seeland »