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Kafipause

Wir gehen jetzt getrennt einkaufen

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor
  • Dossier

Parzival Meister

Gestern Morgen, kurz nach8 Uhr: Ich stehe im Baumarkt vor der Kasse, beladen wie ein Packesel und versuche, die gefühlt 1000 Artikel in meinen Händen und Armen sanft auf die Ablage des Kassierers gleiten zu lassen. Er scannt und scannt und scannt. Macht 183 Franken. Dabei wollte ich doch nur schnell das Nötigste besorgen.

Eigentlich hatte ich ja alles durchgedacht. Ich brauchte vier Dinge: Rasensamen, einen Spritzkannenaufsatz, Unkrautvlies und noch einen Aufsatz für den Gartenschlauch. Ich verzichtete extra darauf, ein «Wägeli» zu nehmen. Zu gross ist die Gefahr, in den Regalen noch weiter nötigste Dinge zu entdecken. Nur: Ich war in Begleitung meiner Partnerin. Auch sie brauchte nur das Nötigste. Nur sind meine nötigsten Dinge nicht auch die ihren. Ergo verdoppelt sich die Einkaufsmenge. Plus: Man läuft noch mehr Regale ab und entdeckt noch mehr Sachen, die man unbedingt braucht.

Sie wollte eigentlich Farbe kaufen, musste aber zuerst mit mir durch die Gartenabteilung laufen. Ich nehme also meinen Spritzkannenaufsatz für die grosse Giesskanne zu Hause, sie für sich eine neue, jedoch mittelgrosse Spritzkanne. Und so ganz beiläufig landet noch eine kleine Giesskanne für die Kinder in meinen Händen. Gut, es geht weiter zum Rasen. Ich nehme ein Pack Samen, sie entdeckt Samen für Kapuzinerkresse. Weiter zum Vlies. Vorher entdecke ich noch einen Gasbrenner zur Unkrautvernichtung in den Steinritzen. Eigentlich will ich dieses Ding, beschliesse aber, dass das jetzt keine Priorität hat. Sie beschliesst, dass der sehr wohl Priorität hat, und schon ist da eine Sache mehr in meinen Händen.

Ich erspare Ihnen jetzt die weiteren Details, doch so nahm die Geschichte ihren Lauf. Und eigentlich nimmt die Geschichte immer diesen Lauf, wenn wir gemeinsam einkaufen. Ob im Baumarkt, beim Möbelhändler oder Haushaltseinkauf: Ich habe meine Prioritäten, sie ihre – und am Ende landet alles im Einkaufswagen.

Früher haben wir die Haushaltseinkäufe eigentlich immer gemeinsam erledigt. Seit meine Partnerin aber weniger arbeitet, hat sie mehr Zeit und erledigt das unter der Woche, wenn ich arbeite. Seither geben wir weniger Geld für den Wocheneinkauf aus. Zwar kauft sie mir, was ich gerne hätte. Aber all das, von dem ich erst im Laden merke, dass ich es unbedingt brauche, fällt weg. Und weil ich zu Hause ja gar nicht weiss, was ich entdeckt hätte, fehlt mir auch nichts. Klingt kompliziert, geht aber auf.

Und die Moral von der Geschicht: Von nun an gehe ich alleine in den Baumarkt. Wir werden wohl künftig weniger Deko zu Hause haben, dafür viel mehr Handwerkergeräte. Nur solche, die ich unbedingt brauche, natürlich.

 

pmeister@bielertagblatt.ch

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