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Wochenkommentar

Die Hundekurs-Pflicht darf nicht fallen

Seit 2008 muss man in der Schweiz zwingend einen Kurs besuchen, wenn man sich einen Hund zulegt. Nur acht Jahre danach hat der Ständerat unlängst eine Motion angenommen, gemäss der dieses Obligatorium wieder abgeschafft werden soll. Dies wird aber nur dann der Fall sein, wenn in der Herbstsession auch der Nationalrat den Vorstoss annimmt.

Der richtige Umgang mit Hunden will gelernt sein. Symbolbild: Pixabay

Hoffentlich tut er es nicht. Hoffentlich korrigiert er diesen Fehlentscheid der kleinen Kammer.

Warum ist das ein Fehlentscheid:

Wissen Sie noch, was der Anlass zur Schaffung des Hundekurs-Obligatoriums war? Es war der Tod des sechsjährigen Süleyman im zürcherischen Oberglatt, der 2005 auf dem Weg in den Kindergarten von drei Pitbull-Terriern angefallen und zu Tode gebissen wurde. Dieser bislang schlimmste aller Vorfälle im Zusammenhang mit Hunden löste damals grosse Diskussionen aus. Und eine der Konsequenzen war die Einführung des obligatorischen Hundekurses.

Diese Pflicht möge nun aber nicht allein darum aufrechterhalten werden, damit sich eine Tragödie wie die von Oberglatt nicht wiederholt. Es geht um viel mehr. Es geht darum, dass neue Hundehalter, also Laien, zu Profis im Umgang mit den Vierbeinern ausgebildet werden, dass sie diese in einem umfassenden Sinn artgerecht halten lernen. Wie meinte der Ipsacher Gemeindepräsident Bernhard Bachmann in der BT-Umfrage zu dem Thema «träf»: «Um Auto fahren zu dürfen, muss man schliesslich auch eine Prüfung bestehen.»

Beim Begründen seines Vorstosses im «Stöckli» brachte der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser im Kern zwei Argumente vor:

Zum Einen wies er auf den Evaluationsbericht des Bundes hin, der im März publiziert worden ist. Dieser zeige, dass der Kurs nicht wirklich etwas bringe, lautete Nosers Fazit zu dessen Ergebnissen. Der Bundesrat, der bei der Beratung des Geschäftes durch Innenminister Alain Berset vertreten war, ist bei der Würdigung desselben Berichtes zu einer ganz anderen Beurteilung gekommen: Er sieht zwar einen Bedarf für einige Nachbesserungen, ist aber klar für die Beibehaltung des Obligatoriums.

Das zweite Argument Nosers für die Abschaffung des Obligatoriums war, dass 20 Prozent der Hundehalter den Kurs gar nicht besuchen würden. Doch das ist eine geradezu absurde Aussage, denn sie ist ein Freibrief für alle Gesetzesbrecher. Und man kann sich sicher sein: Jene 20 Prozent, die den Hundekurs schwänzen, hätten diesen am nötigsten. Denn wer verständig ist, ist sich bewusst oder wird sich belehren lassen, dass der richtige Umgang mit einem Hund nicht so leicht zu lernen ist wie etwa die Bedienung eines neuen technischen Gerätes.

Darum ist es nun nicht an der Zeit, dass das Hundekurs-Obligatorium abgeschafft wird, sondern vielmehr, dass die Teilnahme besser kontrolliert wird. Und wer den Besuch des Kurses verweigert, dem nimmt man den Hund einfach wieder weg.

Oder muss erst wieder etwas passieren?

E-Mail: bkuhn@bielertagblatt.ch

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