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Moderne Nomaden

Weisser Sand – oder ist es Schnee?

Von Afrika nach Deutschland und von kalt zu sehr kalt. Während einer Winternacht im VW-Bus 
bei Minustemperaturen wärmen uns Erinnerungen aus Sansibar auf.

Bild: Martina Zürcher
  • Dossier

Martina Zürcher

Hinter jeder Kurve thront hoch oben auf den Felsen eine andere Burgfestung. Wie muss es gewesen sein damals, als hier tatsächlich noch Ritter und Fürsten lebten? Als Pferdekutschen über die steinigen Wege holperten, anstatt Autos über die Teerstrasse. Der Rhein war damals höchstens von Holzschiffen befahren und nicht von Lastkähnen wie jetzt. «Viking Tours» steht auf einem Schiffssteg angeschrieben und in unsere Fantasie sehen wir die Vikingerboote aus dem hohen Norden langsam hinter den Felsen erscheinen.

Die Loreley im oberen Mittelrheintal hätten wir sehr wahrscheinlich nie bewusst besucht. Aber auf dem Weg nach Aachen, wo wir einen Vortrag hielten, verliessen wir auf der Suche nach einem Nachtlager spontan die Autobahn und staunten nicht schlecht, als wir die kleine Schönheit, eingehüllt in ihren Wintermantel, entdeckten.

Von Sansibar zur Loreley

Loreley – was für ein Name! Er klingt so verträumt wie Sansibar. Weiss ist hier aber nicht der Sand, sondern der Schnee und während wir letzte Woche noch den Ventilator benötigten, um schlafen zu können, kuscheln wir uns jetzt unter drei Decken und setzen eine Mütze auf, um nicht zu frieren. Aber wie herrlich wir in unserem Foxy schlafen! Unser tiefer, fester Schlaf scheint zu bestätigen, dass es zuhause halt doch am besten ist. Offenbar auch, wenn zuhause immer da ist, wo wir gerade parkieren.

Vielleicht schläft Dylan auch so tief und fest (Es ist 7 Uhr in der Früh, ich wärme meine Hände an einer Tasse Tee und tippe in meinen Laptop, während Dylan neben mir schlummert, ohne sich durch das Geschepper mit Pfanne und Tasse auf dem Gasrechaud stören zu lassen), weil er die Anstrengung des Segelregatta noch immer in den Knochen spürt.

Gesegelt für den guten Zweck

Was uns nämlich Ende Jahr nach Sansibar gelockt hatte, war der Ngalawa Cup. Eine Regatta mit traditionellen ostafrikanischen Segelbooten von Sansibar über 450 Kilometer bis ans tansanische Festland. Während ich am Strand unter Palmen die Buchhaltung des alten Jahres abschloss, segelte Dylan in der ersten Woche des neuen Jahres gemeinsam mit zwei Freunden für einen guten Zweck in einem ausgehöhlten Mangobaum durch den Indischen Ozean.

Das kleine Boot mit zwei seitlichen Auslegern und einem Segel war eine ziemliche Herausforderung, da es total anders reagiert als ein herkömmliches Seegelboot. Dylans ungewöhnliche Erfahrung als Kapitän eines selbst gebauten Motorradflosses kamen da nicht ungelegen. Aber die Stunden unter der Sonne und meist über den Wellen (ja, die Boote können ziemlich einfach kentern) zerrten an der Energie.

Segelsieg auf Sansibar

Spass hat es den Dreien allerdings gemacht, und wie! Zumal sie den Cup unerwartet mit einem Sieg beendeten. Von den neun Teams, die aus aller Welt kamen, war das Schweizer «Team Bayasgalant», benannt nach der Kinderhilfe Mongolei, deren Arbeit mit dem Abenteuer unterstützt wurde, nach acht Tagesetappen als schnellstes am Ziel! Eine tolle Überraschung, die (gemeinsam mit einem Palmenschnaps) die Strapazen in den Hintergrund rutschen liess.

Kältewelle ist erträglich

Organisiert wird der Ngalawa Cup von The Adventurist, einer britischen Organisation, die abenteuerliche und vor allem spassige Events auf die Beine stellt, um Fundraising zu betreiben. In den letzten Jahren wurden so über 5 Millionen Spendengelder für diverse Organisationen und Zwecke gesammelt. Dank «Team Bayasgalant» wurden es 3000 Franken mehr für Kinder in der Mongolei, denen gerade ein Winter bei bis zu Minus 50 Grad bevorsteht.

Beim Gedanken daran sind die Kältewellen hier in Deutschland und der Schweiz sowie das Schlafen im Bus trotz Winter gerade wieder mehr als erträglich. Zumal wir es aus freiem Willen und mit viel Spass tun. Und zumal ich als Mitgründerin von Bayasgalant bereits viele Male in der Mongolei war und weiss, wie sich der Winter in der kältesten Hauptstadt der Welt anfühlt.

Info: «Am Ende der Strasse». Nächster Vortrag von Dylan und Martina 
Zürcher: Montag, 13. Februar, 20 Uhr, Hofmatt, Dorfstrasse, Schüpfen.

Stichwörter: Nomaden, Afrika, Sansibar

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