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CSL Behring

Bekenntnis zu Lengnau bekräftigt

Noch wird auf der grossen Baustelle der CSL Behring Lengnau AG nicht mit voller Kraft weitergebaut. Der Zeitplan werde gleichwohl eingehalten, teilt die Firma mit. Bis Juni 2019 werden 100 weitere Mitarbeiter gesucht.

Komplexe Anlagen: Ein Blick in die Produktionsräume, wie sie sich im März präsentierten.  copyright: matthias käser/bieler tagblatt

Tobias Graden

Die Denkpause ist noch nicht ganz fertig. Anfang April hatte die «Berner Zeitung»publik gemacht, dass der weitere Innenausbau der CSLBehring Lengnau AG, wie dieser Teil des Konzerns mittlerweile heisst, vorerst gestoppt worden sei. Standortleiterin Susanne Jecklin Leuenberger begründete dies damit, dass man überprüfe, wie die Produktion in Lengnau ergänzt und optimiert werden könne, um der grossen Nachfrage nach biotherapeutischen Produkten von CSL Behring gerecht zu werden.

Gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan sei man um neun Monate im Rückstand, so Jecklin Leuenberger im April, dies «hauptsächlich wegen der halbjährigen Konsolidierungsphase», die nach dem abrupten Führungswechsel (Jecklin Leuenbergers Vorgänger Uwe E. Jocham hatte das Unternehmen im Juni 2017 überraschend verlassen) nötig geworden sei. Vier Fünftel der Prozessausrüstung und Einrichtungen für 340 Millionen Franken seien aber bereits bestellt, nach Ende der Baupause könne also rasch weitergearbeitet werden.

 

Zwei Stockwerke mehr
Mittlerweile sind knapp über vier Monate vergangen, und die Überprüfung der Pläne hat offenbar Resultate gezeitigt. Wie die «Schweiz am Wochenende» nämlich kürzlich vermeldete, sollen die Produktionsgebäude um zwei Stockwerke aufgestockt werden. Die Einsprachefrist gegen das Vorhaben läuft noch bis kommenden Montag, die Unterlagen des Projekts sind auf der Bau- und Werkabteilung in Lengnau einsehbar.

In der Vergangenheit hat sich das Unternehmen mehrfach mit Einsprachen konfrontiert gesehen (das BTberichtete). Das Vorhaben der Aufstockung bedingt allerdings keine Änderung der gültigen Überbauungsordnung. Die CSL-Gebäude dürfen im südlichen Teil des weitläufigen Geländes bis zu 30 Meter hoch gebaut werden.

 

So bald wie möglich einziehen
In der gestrigen Mitteilung zu den Jahreszahlen des Gesamtkonzerns (vgl. Zweittext) bekräftig CSL Behring denn auch ihr Bekenntnis zum Standort Lengnau. «Das hervorragende Geschäftsergebnis ermöglicht es CSL, ihre Innovationsfähigkeit weiter zu stärken und ihre Wachstumsstrategie auszubauen», heisst es darin. Und weiter: «Das sich im Bau befindende Werk der CSL Behring Lengnau AG ist Teil dieser Wachstumsstrategie.» Der Bereich Hämophilie sei um fünf Prozent gewachsen, und jenes Produkt, das künftig in Lengnau hergestellt werden soll, sei zweieinhalb Jahre nach Markteinfühung «auf bestem Weg, zum Therapiestandard zu werden».

Als nächstes soll nun das Administrationsgebäude raschmöglichst bezugsbereit fertiggebaut werden. Dieses ist das Haus am nördlichen Ende des Geländes. Die Belegschaft soll dort «so bald wie möglich» einziehen können. Die weitere Überprüfung der Pläne dauert derweil noch an, wie es in der Mitteilung weiter heisst:«Die Aktivitäten schreiten gut voran und daher ändert sich nichts am Zeitplan.» Das heisst:«Das Werk soll ab 2020 betriebsbereit sein und ab 2021 Medikamente produzieren (...).»

Sprecherin Sandra Ruckstuhl bestätigte gestern gegenüber dem BT:«Die Baupause hat keinen sehr grossen Einfluss auf den Zeitplan, und mit dem Aufnehmen der Bautätigkeit in den nächsten Wochen werden wir zügig vorankommen.»

 

Fast 200 Mitarbeitende
Bereits beschäftigt die CSL Behring Lengnau AG 199 Mitarbeitende, hinzu kommen 126 externe Fachkräfte. Letztere arbeiten hauptsächlich am Bau der Produktionsstätte. «Sobald das Werk betriebsbereit ist, braucht es diese Fähigkeiten nicht mehr», sagt Sprecherin Ruckstuhl, «denn die Anlagen werden den internen Spezialisten unserer Therapeutika übergeben.» Die angegebenen Zahlen gelten per Abschluss des Geschäftsjahres 2017/2018, das am 30. Juni endete.

Bis zum Abschluss des nun laufenden Geschäftsjahres sollen weitere 100 Mitarbeitende eingestellt werden, also bis Ende Juni 2019. Diese sollen in den Bereichen Produktion, Qualität und Ingenieurwesen spezialisiert sein. Damit wäre fürs Erste schon fast Vollbestand erreicht: Der neue Standort in Lengnau soll «mindestens 300 neue Arbeitsplätze schaffen», heisst es in der gestrigen Mitteilung weiter. Die über sechs Jahre eingesetzten Investitionen betragen rund eine Milliarde Franken.

 

Anbau in Bern
CSL Behring wächst aber nicht nur in Lengnau, sondern auch in Bern. Wie Pierre Caloz, Leiter der Stadtberner Fabrik der CSL Gruppe gegenüber der «Berner Zeitung» angibt, seien die dortigen Anlagen «nahezu zu 100 Prozent ausgelastet». Damit stosse man nach jahrelangem Wachstum an Grenzen. Deswegen erstellt das Unternehmen im Wankdorf einen Anbau für zwei zusätzliche Produktionslinien und rund 50 neue Arbeitsplätze. Derzeit sind die Aushubarbeiten im Gange. Ende 2020 soll der Anbau fertig sein. Zusätzlich wird der alte Trakt um Büroräume ergänzt. Weitere 50 Angestellte werden zudem künftig im neuen Forschungszentrum für Biopharmazeutika auf dem Insel-Areal arbeiten.

 

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28 Prozent höherer Gewinn

CSL Limited, der Mutterkonzern von CSLBehring, hat gestern die Resultate für das Geschäftsjahr 2017/2018 bekanntgegeben. Zu konstantem Wechselkurs gerechnet, hat der Konzern seinen Gewinn um 28 Prozent steigern können. Der Umsatz betrug 7,915 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von 11 Prozent entspricht. Der Reingewinn nach Steuern betrug 1,729 Milliarden US-Dollar. Der Konzern veröffentlicht keine spezifischen Zahlen für die einzelnen Werke. Die in Bern hergestellten Proteine tragen aber rund 40 Prozent zum Konzernumsatz bei, und das Produkt, das künftig in Lengnau hergestellt werden soll, hat laut Mitteilung in den Schlüsselmärkten einen durchschnittlichen Marktanteil von 40 Prozent. Paul Perreault, CEOund Managing Director des Konzerns, erwähnt in der Mitteilung, dass die Resultate die im Mai kommunizierten Prognosen leicht übertreffen.

CSL Limited beschäftigt weltweit 22220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 15 Prozent mehr als im Geschäftsjahr zuvor. mt

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