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Umsiedlung

Die Alpha-ET baut neuen Firmensitz

Die Alpha Elektrotechnik (ET) AG verlässt ihren langjährigen Standort in Nidau und zieht nach Grenchen. «Im Frühling 2021 dürfte der Neubau fertig sein», sagt Geschäftsführer Jean-Marc Gamma.

Geschäftsführer Jean-Marc Gamma wird die Hochspannungsverkabelung künftig von Grenchen aus ausliefern. Bild: Mattia Coda

Manuela Schnyder

Sechs Millionen Franken. So viel investiert die Nidauer Alpha Elektrotechnik (ET) AG in den neuen Firmensitz in Grenchen. Geplant ist ein dreistöckiges Produktions- und Verwaltungsgebäude mit Tiefgarage für die Parkplätze der 32 Mitarbeiter. Der Spatenstich soll noch Ende Mai erfolgen: «Wir warten die definitive Freigabe ab», sagt Geschäftsführer Jean-Marc Gamma. Damit verlässt der global tätige Hersteller von Trennschaltern für elektrische Leitungen sowie Hochspannungsverkabelungen für Züge seinen langjährigen Standort in Nidau, wenn auch ungewollt: Eigentlich habe man in der Umgebung bleiben wollen, damit für die Angestellten möglichst wenig am Arbeitsweg ändere, sagt Jean-Marc Gamma. Da das Unternehmen aber in Nidau und in den Nachbargemeinden nicht fündig wurde, hat man den Suchperimeter erweitert: «Zusammen mit der Wirtschaftsförderung in Grenchen haben wir nun die für uns ideale Parzelle an der Niklaus-Wengi-Strasse gefunden», sagt der Geschäftsführer.

Grund für den Umzug ist das teilweise mehr als 100-jährige Firmengelände in Nidau: Das Layout der beiden Gebäude passe nicht mehr zu den Prozessen und zum Warenfluss, die man über die Jahre weiterentwickelt habe, erklärt Gamma. So mussten die Angestellten die fertigen Produkte etwa auch bei Regen und Schnee von einer Halle zur anderen transportieren. Ein Umbau in Nidau kam derweil nicht in Frage: Aus der einstigen Industriezone sei über die Jahre ein Wohnquartier geworden. Es sei daher nicht angebracht, an dieser Lage am Seeufer die Industrie weiter auszubauen, sagt Gamma.

Stark im Ausland tätig

Mit seinen 30 Mitarbeitern und zwei Lehrlingen entwickelt und montiert das Unternehmen zum einen Trennschalter, die bei Wartungsarbeiten oder bei Pannen wie Blitzschläge Hochspannungsleitungen vom Stromnetz trennen sollen. Diese Schalter kommen beispielsweise in Unterwerken von Energieunternehmen wie der BKW, der Axpo oder der Swissgrid zum Einsatz, wie zur Hälfte auch bei ausländischen Kunden. Zum anderen stellt das Unternehmen Hochspannungsverkabelungen her, die man auf dem Dach von Lokomotiven, Triebzügen sowie Wagenübergängen sieht und den Strom zu den Transformatoren und Motoren leiten sollen. Den grössten Teil der Verkabelungen exportiert das Unternehmen, vor allem nach Europa und Asien.

Insgesamt hat das Unternehmen im letzten Jahr 11 Millionen Franken erwirtschaftet: «Wir sind kontinuierlich gewachsen», sagt Jean-Marc Gamma. Doch das Coronavirus hat auch dem Unternehmen einen kleinen Dämpfer verpasst: Die Lieferketten für die im Ausland produzierten Komponenten seien zwar nicht betroffen, sagt Gamma. Doch weil Zugbauer in Italien, Spanien und Frankreich sowie ein grosser Abnehmer von Trennschalter in Belgien ihre Werke geschlossen hätten, habe das Unternehmen Lieferungen aufschieben und Kurzarbeit einführen müssen.

Für die Zukunft zeigt sich der Maschineningenieur aber zuversichtlich und hat Wachstumspläne: «Vor allem in China und Indien ist im Bahnbereich noch Potenzial vorhanden.» Zudem sei das Unternehmen daran, im Bereich der Trenschalter die Märkte in Deutschland, Österreich und Frankreich zu erschliessen, die man vorher noch nicht bedient habe.

Fast 100 Jahre in Nidau

Die Wurzeln des Unternehmens reichen viele Jahre in die Nidauer Industriegeschichte zurück. So war die Alpha Elektrotechnik AG einst eine Sparte der Alpha AG, die vor fast 100 Jahren (1928) in Nidau gegründet wurde und vor allem Metallkonstruktionen und elektrische Apparate herstellte. Nach starkem Wachstum vor allem in den 60er- und 70er-Jahren, musste die Alpha AG in der Krise Anfang der 90er -Jahre aber die Türen schliessen. Das Unternehmen wurde 1991 aufgelöst und die Geschäftsbereiche geschlossen oder verkauft, darunter auch die Elektrotechnik-Sparte. So war es Pierre-André Lehmann, der 1991 die Alpha Elektrotechnik AG gegründet und das Unternehmen nach eigenen Angaben zum schweizweit führenden Hersteller von Trennschaltern entwickelt hat. Und er war es auch, der später das zweite Standbein, die Herstellung von Hochspannungsverkabelungen für die Bahnindustrie durch einen Zukauf in das Unternehmen integrierte.

Heute ist das Unternehmen allerdings im Besitz der Pfiffner Holding aus dem aargauischen Hirschthal. Pierre-André Lehmann hatte 2015 das Unternehmen dem Konzern infolge Pensionierung verkauft. So trägt heute Jean-Marc Gamma die Verantwortung über die Geschicke der Alpha Elektrotechnik AG: «Der Zukauf der Nidauer Firma vor fünf Jahren war ein idealer Zeitpunkt, wieder in die Schweiz zurückzukommen», sagt der gebürtige Urner, der heute in Biel wohnt. Zuvor hatte er sieben Jahre lang für die Holding in Brasilien eine Messwandlerfabrik aufgebaut. Nun freut er sich auf die neue Infrastruktur in Grenchen.

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Zum Bauprojekt

  • Der neue Firmensitz der Alpha Elektrotechnik AG wird auf einem Grundstück von 4286 m an der Niklaus-Wengi-Strasse in Grenchen gebaut.
  • Geplant ist ein dreigeschossiges Produktions- und Verwaltungsgebäude mit Tiefgarage. Die Produktionsfläche soll 1600 m umfassen, der Bürobereich 800 m.
  • Die Bauarbeiten sollen von Ende Mai bis Frühling 2021 andauern. Die Baukosten belaufen sich auf 6 Mio. Franken. msd

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